Haftbefehl

Teurer Tankbetrug: Aus NRW ans Amtsgericht Neumarkt vorgeladen

20.5.2022, 15:00 Uhr

Ein 24-Jähriger fuhr an der Raststätte Jura-Ost einfach von der Tankstelle, ohne zu bezahlen.  © Jens Büttner, dpa

Wegen Tankbetrugs wurde der Gelegenheits-Bauhelfer angezeigt und hätte am 1. Februar in Neumarkt zur Gerichtsverhandlung erscheinen müssen. Tat er aber nicht, so dass Richter Rainer Würth einen Haftbefehl erließ.

Am 8. April klickten dann die Handschellen. Gefesselt wurde er auch aus der Justizvollzugsanstalt geführt. Doch dann durfte er das Amtsgericht Neumarkt zwar verurteilt, aber zumindest als freier Mann verlassen. Bruder und Ehefrau hatten das erhofft und waren gekommen, um ihn abzuholen.

Verteidigerin bittet um Nachsicht

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Vermutlich hatte er es seinem Aussehen zu verdanken, dass er und sein Beifahrer - auch kein unbeschriebenes Blatt - vom Personal der Tankstelle argwöhnisch beobachtet wurden. So fiel auch sofort auf, als sie mit dem vollgetankten Fahrzeug ohne zu bezahlen davon fuhren. Anhand des Nummernschilds wurden sie rasch ermittelt.

Da machte es auch wenig Sinn, zu leugnen. Verteidigerin Ottilia Bojo-Lamers bat um ein gewisses Verständnis für ihren Mandanten, der sich damals wie heute in sehr beengten finanziellen Verhältnissen bewege.

Verständigungsprobleme und ein volles Strafbuch

Allerdings sind ihm Eigentumsdelikte auch zuvor nicht fremd gewesen. Von den sieben Eintragungen im Bundeszentralregister sind drei einschlägiger Natur. Alle wurden im Ruhrgebiet begangen.

Trotz dieser Vorbelastungen und weil sich der Schaden mit 88 Euro im mittleren Bereich bewege, plädierte Staatsanwaltschaftsvertreter Thomas Leykam für eine Geldstrafe. Er forderte 100 Tagessätze zu je 15 Euro.

Eine Tüte voller Schreiben

Bojo-Lamers bat um Milde. Ihr Klient sei ziemlich ungebildet, versuchte die Anwältin eine Erklärung für seine Probleme mit dem Gesetz. Er habe Schwierigkeiten mit den hierzulande üblichen Formalitäten.

„Er ist mit einer Tüte voller Schreiben zu mir in die Kanzlei gekommen“, so die Juristin, die vor Gericht hin und wieder auch als Dolmetscherin fungierte: „Die hätte ich ihm alle übersetzen und erklären sollen“. Im Anwaltsbüro vollzog die Polizei dann auch den Haftbefehl.

Immer mehr Tankbetrüger auf der A3

Den setzte Richter Rainer Würth aus, nachdem er den Vater von drei Kindern zu einer Geldstrafe von 70 Tagessätzen zu je 15 Euro verurteilt hatte. Er gestattete Monatsraten von 70 Euro. Zum Abschluss erklärte er, Tankbetrügereien entlang der A 3 würden immer mehr zunehmen und das Gericht belasten.