Zahlreiche Züge fallen aus

Bahn-Streik in Franken: Viele S-Bahnen im Großraum Nürnberg betroffen

11.8.2021, 11:42 Uhr

Beim Regionalverkehr und den S-Bahnen wird das ebenfalls sehr eingeschränkte Angebot je nach Ort sehr stark schwanken. © NEWS5 / Bauernfeind, NEWS5

Die Personenzüge wie auch die gesamte Infrastruktur der Bahn werden nach Angaben der Gewerkschaft GDL ab Mittwoch, den 11. August, ab 2 Uhr für 48 Stunden bestreikt. Die Einschränkungen dürften sich jedoch bis weit in den Freitag hineinziehen. Das Wochenende soll aber verschont bleiben.

Der Streik bei der Deutschen Bahn hat in Bayern für zahlreiche Zugausfälle und Verspätungen gesorgt. Der Streik habe begonnen, es gelte ein Ersatzfahrplan, sagte ein Bahnsprecher am Mittwochmorgen. Jener Ersatzfahrplan soll dafür sorgen, dass wenigstens ein Viertel der Verbindungen aufrechterhalten werden können. Die Ersatzfahrpläne sind laut DB in den Online-Fahrplanmedien auf www.bahn.de, der DB Navigator App und der Streckenagent App eingearbeitet und Ausfälle entsprechend kenntlich gemacht.

Im Fernverkehr ist laut Bahn das bundesweite Angebot auf rund ein Viertel reduziert. Zwischen Nürnberg und München konnten die ICE am Mittwoch in einem Zwei-Stunden-Takt fahren. Zusätzlich setzt die Bahn erstmals rund 150 Busse ein, um weitere Bahnverbindungen im Nah- und Fernverkehr aufrechtzuerhalten. So sind etwa zwischen Berlin und Dresden/Leipzig sowie Leipzig und Nürnberg Busse für ausfallende Fernverkehrszüge im Einsatz.

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Im Regional- und S-Bahnverkehr schwankt die Anzahl der angebotenen Züge je nach Region stark. Ein Streikschwerpunkt liegt in den östlichen Bundesländern. Nach Einschätzungen des Fahrgastverbandes Pro Bahn dürfte der Streik die S-Bahn im Großraum Nürnberg besonders stark treffen. Am Mittwochmorgen fuhr nahezu keine S-Bahn. Pendler mussten auf den Schienenersatzverkehr ausweichen. Auf den S-Bahnstrecken im Großraum Nürnberg fuhr am Mittwoch nur etwa jede dritte S-Bahn.

Pro Bahn-Sprecher Lukas Iffländer rät Pendlern und Fahrgästen, in den kommenden Tagen lieber die Möglichkeiten des Homeoffice zu nutzen. "Wer zuhause bleiben kann, sollte zuhause bleiben", sagt Iffländer gegenüber dem BR. In manchen Gebieten wie etwa Oberfranken könnten Fahrgäste allerdings auch auf DB-Konkurrenten ausweichen. Im Raum um Hof und Bayreuth gebe es beispielsweise die Regionalbahnen von Agilis. Auch die Bahn bittet die Fahrgäste, die nicht zwingend fahren müssen, ihre Reise, sofern es möglich ist, zu verschieben.

So ist die Lage in Mittelfranken

Am Nürnberger Hauptbahnhof wurde derweil der Servicepoint personell aufgestockt, auch wenn die Nachfrage am Vormittag noch relativ gering war. Wenn Fragen aufkommen, dann besonders bei Urlaubern, Touristen und Tagesausflüglern. Die Stimmung der "Gestrandeten" ist dabei relativ gelassen.

Ähnlich sieht es am Erlanger Bahnhof aus. Die Pendler verhalten sich geordnet und sind wenig überrascht von dem "Chaos". Das rechtzeitige Umsteigen soll vielen geholfen haben. Schlimmeres scheint die Bahn mit Ersatzzügen abgefedert zu haben - diese sind allerdings alles andre als coronakonform. Sehr volle, verkürzte Regionalzüge erschweren das Einhalten des Mindestabstandes immens.

Die Lokführerstreiks hatten auch Auswirkungen im Regionalverkehr der Deutschen Bahn in Pegnitz. Teilweise wurden Zugverbindungen komplett gestrichen. Die Fahrgäste hatten sich aber auf die doch sehr kurzfristige Fahrplanänderungen eingestellt. "Wir haben für die kurzfristige Aktion kein Verständnis", so die Meinung von einigen der wenigen Fahrgäste am Mittwochmorgen. Aufgrund der Streikankündigung seien viele Pendler eher auf das Auto umgestiegen, so ein Reisender, der jeden Tag in die Arbeit nach Bayreuth pendelt. Dies konnte man aber auch an der Auslastung der Züge erkennen, denn diese waren recht spärlich gefüllt.

Sehr regelmäßig ertönt am Mittwoch auch auf dem Fürther Hauptbahnhof die Durchsage, dass dieser oder jener Zug wegen des Streiks ausfällt. Aus der Ruhe bringt das zumindest am Mittag kaum noch jemanden, es sind ohnehin nicht viele Menschen auf den Bahnsteigen. Dass mit Zugausfällen zu rechnen ist, hat sich herumgesprochen, gerade morgens dürften viele Pendler aufs Auto umgestiegen sein. Eine Stunde Verspätung muss auch eine junge Frau auf dem Weg nach Bamberg einplanen - sie hofft einfach, dass der nächste Zug kommt.

Ziemlich leer Bahnsteige auch in Forchheim: Am Mittwochmorgen beispielsweise fuhr im Großraum Nürnberg nahezu keine S-Bahn – wovon auch Pendler aus oder nach Forchheim betroffen waren. Am Forchheimer Bahnhof herrschte deswegen ziemliche Leere. Die große Ausnahme: Zwischen Forchheim und Ebermannstadt fuhr die nicht vom Streik betroffene Agilis-Bahn relativ störungsfrei.

Das müssen Sie für bereits gebuchte Tickets wissen

Den Fahrgästen will die Bahn maximale Kulanz gewähren, kündigte das Unternehmen an. Bereits gebuchte Fernverkehrs-Tickets für den Streikzeitraum behalten bis zum 20. August ihre Gültigkeit und können flexibel eingesetzt werden. Die Zugbindung bei Sparpreisen und Super Sparpreisen ist aufgehoben. Für die Weiterfahrt können auch andere Züge genutzt werden, dies gilt auch für Züge des Nahverkehrs (RE, RB, IRE und S-Bahn). Zudem können Fahrkarten kostenfrei erstattet werden.Und die EU-Fahrgastrechte gelten auch während des Arbeitskampfes - daher muss die Bahn bei Verspätungen mindestens einen Teil des Fahrpreises zurückzahlen.

Das sagt der Nürnberger GDL-Sprecher zum Streik

Die GDL will eine Nullrunde im laufenden Jahr nicht akzeptieren, verlangt eine Corona-Prämie von 600 Euro und Einkommenssteigerungen von insgesamt 3,2 Prozent bei einer Laufzeit von 28 Monaten. Ronny Trentzsch, GDL-Sprecher der Ortsgruppe Nürnberg rechtfertigt den 48-stündigen Streik: "Wir fordern hier ja keine Unsummen", sagt Trentzsch gegenüber nordbayern.de. Die Lokführer seien auch während der Corona-Pandemie immer zur Verfügung gestanden und seien die ganze Zeit durchgefahren. "Wir wünschen uns mit der Corona-Prämie ein Stück Anerkennung von der Geschäftsführung."

Er können den Ärger der Bahnreisenden jedoch gut verstehen. "Man plant lange im Voraus eine Urlaubsreise und dann macht einem der Streik einen Strich durch die Rechnung." Den richtigen Zeitpunkt für einen Streik gäbe es allerdings nie, so Trentzsch. Der GDL-Sprecher wäre selbst am Mittwoch (11. August) mit der Bahn an die Nordsee gefahren - sagte die Urlaubsreise nun aber ab. "Ich kann meine Leute ja jetzt nicht im Stich lassen." Und ohnehin führen ja jetzt keine Züge.

Die GDL Ortsgruppe Nürnberg vertritt das Fahrpersonal bei der DB Fernverkehr mit Einsatzstelle Nürnberg sowie der DB Regio in den Einsatzstellen Ansbach, Neumarkt/Opf, Neuhaus/Pegnitz, Neustadt/Aisch, Nürnberg, Roth und Steinach in Thüringen.

Das sagt die Lokführer-Gewerkschaft EVG zum Streik

"Der aktuelle Streik der Lokführer schwächt das System Eisenbahn mit unabsehbaren Folgen", warnt Klaus-Dieter Hommel, der Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) zum aktuellen Streik der GDL. "Offenbar wird das von den Organisatoren des Arbeitskampfes und den Streikenden selbst in Kauf genommen." Weil die aggressive Mitgliederwerbung erfolglos gewesen sei, solle eine harte Tarif-Auseinandersetzung jetzt doch noch zu mehr Mitgliedern führen", wird Hommel deutlich. Mit ihrer gezielten Ausrichtung auf das letzte Mittel im Arbeitskampf, den Streik, nehme die GDL den Verlust von Arbeitsplätzen und die Verschlechterung von Beschäftigungsbedingungen in Kauf. "Ich glaube nicht, dass wegen des Streiks Stellen abgebaut werden", sagt GDL-Sprecher Trentzsch. Die Bahn sei ein Transportmittel mit Zukunft. Personal würde immer gebraucht.

Informationen über Verbindungsausfälle und Notfahrpläne gibt es auf www.bahn.de oder in der DB-Navigator-App. Eine Streikhotline bietet die Deutsche Bahn unter 08000-996633 an.