Blick ins Depot: Historische Schätze im Freilandmuseum

15.5.2018, 05:45 Uhr

Das älteste Objekt in der Sammlung des Fränkischen Freilandmuseums ist diese Rolle aus dem Jahr 1410, auf die hier Sammlungsreferent Markus Rodenberg blickt. © Martin Müller

Als Markus Rodenberg den Schlüssel umdreht, tut sich eine Tür auf in eine düstere, staubige Welt. Über den Köpfen der Besucher, die im Freilandmuseum durch das Bauernhaus aus Herrnberchtheim streifen, tastet sich der Sammlungsreferent eine enge Holztreppe hinauf in ein Dachbodendepot des Museums.

Ein schwaches Glühbirnchen wirft ein fahles Licht auf die Szenerie, das Meiste ist in der Dunkelheit nur schemenhaft zu erkennen. Der Raum ist eng voll gestellt mit historischen Bauernmöbeln, mit Truhen, Tischen, Schränken, auf denen eine dicke Staubschicht liegt. In mehr als 20 Häusern auf dem Gelände gibt es solche Dachbodenlager. "Das ist natürlich nicht ideal. Aber hier werden auch nur Dinge gelagert, die das aushalten", betont Rodenberg.

Steile Holztreppe ins Dachbodendepot

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Im düsteren Dachboden führt eine noch engere, steilere Holztreppe in ein zweites Geschoss. Hier lagern in Regalen Dutzende von Lötkolben, Äxten, Beilen, Sägen und Holzklüpfeln. Manch ein Lötkolben liegt seit 20 Jahren hier und ist von Rost überzogen. "Das ist aber restaurierbar. Danach sieht das Werkzeug wieder aus wie neu", meint Rodenberg. Mittelfristig soll ein großes Zentraldepot mit modernen Lagerbedingungen im Freilandmuseum entstehen. Dann werden die Dachbodendepots nach und nach aufgelöst.

Etwa eine halbe Million Werkzeuge, Möbel, Kleidungsstücke, Fenster, Türen oder Keramikteile haben sich in den Museumsdepots angesammelt. "Als man das Museum 1982 eröffnet hat, hat man sehr schnell sehr viel aufgebaut. Man musste viel sammeln, um mehr als 100 Häuser auszustatten. Man hat alles genommen, was man kriegen konnte", erklärt Rodenberg.

Heute gibt es kaum etwas Wesentliches, was das Museum noch nicht besitzt. "In allen Themenbereichen haben wir sehr dichte Bestände", erläutert Rodenberg. Etwa 30 Angebote bekommt er in der Woche von Menschen, die gerade eine Scheune ausräumen oder die alte Schusterwerkstatt des Großvaters.

Zwei Dreschmaschinen pro Monat

Die meisten davon muss er ablehnen, von den Objekten gibt es schon genug in der Sammlung. Vor allem große, wertvolle und schwer zu entsorgende Gegenstände bekommt Rodenberg offeriert. "Zweimal im Monat bekomme ich Dreschmaschinen angeboten", verdeutlicht Rodenberg.

Alltägliche Gebrauchsgegenstände wie Sicheln, Rechen oder Schaufeln sind dagegen eher selten. Sie wurden meist weggeschmissen, wenn sie abgenutzt waren oder man sich neue Exemplare gekauft hat. Viele Möbel werden schon heute unter guten Bedingungen aufbewahrt. Etwa 2500 von ihnen stehen auf zwei Ebenen in einer großen ehemaligen Reithalle, die 2009 zum Depot umfunktioniert wurde.

Tetris-Spiel im Lager

"Das ist ein bisschen wie Tetris-Spielen hier", meint Rodenberg. Schränke und Truhen ruhen auf individuell angepassten Rollwägelchen, die man zusammenhängen und ohne viel Kraftaufwand bewegen kann.
Dutzende von prächtig bemalten Bauernschränken finden sich in der Halle, aber auch, als ältestes Stück, eine Truhe aus dem Jahr 1410, Vogelkäfige, die eher aussehen wie Schlösser, Radios oder Nähmaschinen.

Im Möbellager sind die Objekte gut aufgehoben, ebenso wie die großen Landmaschinen in einer Industriehalle am Stadtrand. Diese Depots reichen aber bei weitem nicht für die komplette Sammlung des Freilandmuseums. Deshalb hofft Rodenberg, dass das anvisierte Zentraldepot bald Realität wird: "Das würde die konservatorische Situation für die Objekte verbessern. Wir könnten Regale und Stellflächen so planen, dass sie den Objekten gerecht werden und dass wir den Platz optimal ausnutzen."