Auf verbotenen Pfaden in Uttenreuth

13.9.2018, 21:00 Uhr

Der Markomanniaweg in Weiher, der parallel zur Hauptstraße verläuft, ist zwar eine reine Wohnstraße, jedoch als Umleitung für die gesperrte Hauptstraße ausgeschildert. Dort dürften eigentlich nur Anlieger, der Linienverkehr und Rettungsfahrzeuge hindurchfahren.

Anfangs gut

Am Anfang der Sperrung ihrer Hauptstraße, erzählen die älteren Herren aus dem Markomanniaweg, habe alles ja auch ganz gut funktioniert. Zwar hätten sich auch andere Verkehrsteilnehmer immer mal wieder das Recht genommen, dort einfach durchzufahren, aber die Polizei habe ein bis zwei Mal pro Tag kontrolliert und die Verkehrssünder auch verwarnt. Das habe sich schnell herum gesprochen, darum habe sich der Durchgangsverkehr in Grenzen gehalten.

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Inzwischen aber tauche die Polizei nur noch ganz sporadisch dort auf, klagen die Anlieger. Seitdem hat der Verkehr ihrer Meinung nach dramatisch zugenommen, die Ruhestörung vor allem in der Nacht sei "unerträglich". "Morgens um 4.25 Uhr sind wir aus dem Schlaf gerissen worden, weil ein großer Lkw vor unserem Haus vorbeigedonnert ist", klagt eine Frau. Überhaupt würden sich die Lieferanten für die Neunkirchener Gewerbetreibenden, die früh morgens ihre Waren liefern, nicht um das Durchfahrtsverbot kümmern. "Da benötigen wir keinen Wecker mehr".

Außerdem werde die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Kilometer pro Stunde oft nicht eingehalten, meinen die Anlieger. "Die dampfen da den Berg rauf, das ist richtig gefährlich", erzählt eine Frau. Und wenn man dann am Straßenrand durch Handbewegung zum Langsamfahren auffordere, dann werde man noch "angemeckert". Den Stinkefinger bekomme man dann gezeigt, und "halt die Goschen" habe man sich auch schon anhören müssen. Die sieben Jahre alte Enkelin eines Anwohners sei beinahe schon überfahren worden, und beim Straße kehren sei er fast von einem Auto "erwischt" worden, sagt ein anderer Anwohner.

Riesenbusse aus Holland, sonntags dann auch noch Cabriofahrer, die sich die Baustelle anschauen wollen, vor allem aber der Schwerlastverkehr wie große Autotransporter würden sich durch die Wohnstraße quälen, erzählen die Anwohner. Für diese Belastung sei die Straße nicht ausgelegt, meinen sie. Das Ergebnis: Die gerade erst erneuerten Schachtdeckel klappern ebenso wie die Gullydeckel, und an einer Stelle ist die Fahrbahndecke bereits abgesackt. "Da wackeln bei uns im Schrank die Tassen, wenn ein Laster vorbeidonnert", schimpft eine Anwohnerin, die sich mehr Überwachung durch die Polizei wünscht.

Weniger Kontrollen

Der Chef der Polizeiinspektion Erlangen Land, Erster Polizeihauptkommissar Armin Dierl, bestätigt dann auch, dass seine Beamtinnen und Beamten die Überwachung im Markomanniaweg zurückgefahren haben. Er nennt dazu auch Zahlen: Im Mai sind demnach 16 Kontrollen durchgeführt worden, im Juni waren es 17, im Juli noch acht, und im August nur noch sieben. Bei den letzten beiden Kontrollen am 9. September sind insgesamt 19 Verwarnungen ausgesprochen worden. Das kostet die Autofahrer 20 Euro, und sie müssen umkehren.

Seine Beamten hätten festgestellt, dass die Anzahl der verbotswidrig durchfahrenden Autos erheblich abgenommen habe, sagt Dierl. Ortskundige Verkehrsteilnehmer hätten sich längst andere Wege gesucht, nur noch überörtlicher Verkehr würde sich hin und wieder den Weg durch den Markomanniaweg suchen.

Wegen der inzwischen relativ geringeren Zahl der Durchfahrer, aber auch weil seine Dienststelle einen weiter hohen Überwachungsaufwand wegen des fehlenden Personals nicht leisten könne, habe man die Kontrollen reduziert.

Laut Dierl wird die Baustelle voraussichtlich in der ersten Oktoberwoche geöffnet, dann hat sich das Problem erledigt. Derzeit werde im Rahmen der Schulwegsicherung jedoch mehr überwacht, auch weil es viele Rotlichtverstöße an den Baustellenampeln gebe und Schulkinder dadurch gefährdet würden, sagt der Polizeichef. KLAUS-DIETER SCHREITER