Baiersdorf: Flüchtling bekommt Handy als Finderlohn

13.9.2015, 12:00 Uhr

Dem Dienst gelingt es, die Besitzerin ausfindig zu machen. Als Dankeschön und Zeichen der Anerkennung hat der junge Somalier nun vom Baiersdorfer Mobilfunkgroßhändler Brodos AG, der unter anderem für die Distribution von iPhones in Deutschland zuständig ist, ein eigenes Handy bekommen – nebst SIM-Karte mit Auslandstarif.

Seine einzige Verwandte, eine Tante, die in Äthiopien lebt, wird Ahmed als erstes anrufen, verrät er auf Nachfrage, als er sein Handy entgegennimmt. „Kommunikation ist unser Geschäft und da helfen wir natürlich gerne. Als wir von dem Vorfall erfahren haben, war uns sofort klar, dass wir hier Unterstützung leisten möchten. In Deutschland haben wir die Tradition des Finderlohns. Wir möchten Dich heute daran teilhaben lassen. Es ist nicht selbstverständlich, ein gefundenes Handy abzugeben“, betont Kerstin Lehmann, Leiterin Human Resources der Brodos AG bei der Übergabe.

Auch Alexander Tritthart, Landrat des Landkreises Erlangen-Höchstadt, ist vor Ort in Baiersdorf, um dem Jungen zu seiner guten Tat zu gratulieren. „Es leben bereits 1000 Flüchtlinge bei uns und täglich werden es mehr. Man vergisst leicht, dass hinter dieser Zahl Menschen und wirkliche Schicksale stecken“, sagt Tritthart.

Werbung
Werbung

Ahmed ist einer dieser Menschen und eins dieser Schicksale. 1998 wird er in Somalia geboren. Seine Eltern sind verstorben, Ahmed wuchs als Waise bei seiner Tante auf. Er musste dort für seinen Lebensunterhalt arbeiten. Die Schule konnte er nur bis zur vierten Klasse besuchen.

Als ihm die Zwangsrekrutierung zum Militär – und damit zum Einsatz in einem Bürgerkrieg – drohte, entschloss er sich zu fliehen. Seine Route führt ihn über den Sudan, Libyen und über das Mittelmeer nach Italien. Von dort aus reist er weiter nach München. — Während der Flucht wurde er in einen Container gesperrt und mehrfach geschlagen und misshandelt. Im Sudan wurde er inhaftiert und verbrachte 28 Tage im Gefängnis. In München wurde er aufgegriffen und nach Erlangen-Höchstadt weiter geschickt.

Trotz dieser Erlebnisse strahlt Ahmed, als er seinen Finderlohn bekommt. „Thank you, danke“, sagt er leise, als Kerstin Lehmann ihm eine weiße Tüte mit blauem Schriftzug, in der sich Handy, SIM-Karte und kleine Werbegeschenke befinden, überreicht Er versucht sofort, die SIM-Karte einzulegen.

Der junge Somalier sei handwerklich geschickt, erzählt sein Betreuer und Übersetzer Rafiq Aldoais. Er wolle später gern einen handwerklichen Beruf ausüben. Was genau, weiß Ahmed noch nicht. Erst einmal will er in Adelsdorf-Aisch, wo er mittlerweile mit sechs anderen Jungen aus Somalia, Syrien und Eritrea lebt, ankommen – und seine Tante anrufen.