Bissige Highschool-Komödie in Erlangen

20.10.2017, 21:00 Uhr

ERLANGEN – Eine nachtschwarze Highschool-Komödie, in der ein Schülerpärchen – sie ist ein schüchterner Nerd, er stammt aus einer echten Problemfamilie – nicht nur eine der arroganten Klassen-Queens meuchelt, sondern auch gleich noch die Schulschläger über die Klinge springen lässt. Mord und Totschlag mit wiedererkennbaren Archetypen, die von Regisseurin Maria Floiger kongenial auf die Bühne gebracht werden. "Heathers" funktioniert bestens, obwohl das Stück im US-amerikanischen Original auf die Bühne kommt, weil der Verlag für eine Studentenproduktion keine weiter gehenden Rechte einräumt und daher auch keine eigenhändigen Dialog-Übersetzungen zulässt.

Der Handlung kann man auch so folgen, zumal Dramaturgin Carolin Wangemann dem Publikum vor der Vorstellung eine kundige und spannende Stückeinführung gönnt. Wer des Englischen mächtig ist, kann sich zudem an einem Feuerwerk von Gags und schrägen Sprüchen – manchmal weit unterhalb der Gürtellinie – freuen.

In erster Linie lebt "Heathers" allerdings vom Ensemble, das die Herausforderung einer fremdsprachigen Aufführung souverän meistert und durchwegs rollengerecht pointiert agiert.

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An der Spitze Sabrina Rammler, die Musical-Fans aus der Nürnberger Universitäts-Produktion "Natürlich Blond" kennen: Die stimmstarke Sängerin vollzieht mit Charisma die Verwandlung eines verklemmten Mauerblümchens zur selbstbewussten jungen Frau nach. Den per Song geäußerten Wunsch, einfach nur 17 sein zu wollen, kauft man ihr nur bedingt ab.

Immerhin bringt sie, angestachelt von ihrem neuen Freund JD, ihre ebenso arrogante wie selbstverliebte Freundin Heather – eine von drei Klassenschönheiten mit gleichen Vornamen – mit Klo-Reiniger um die Ecke. Und sie akzeptiert auch sehr schnell, dass der Sohn eines großspurigen Abbruchunternehmers die beiden Schulschläger abknallt, weil sie seinen Plänen im Weg stehen. Philip Engelmann zeichnet das Porträt eines gebrochenen Helden mit unübersehbar psychopathischen Charakterzügen – keiner, den man auf Dauer sympathisch finden mag. Das gilt auch für die anderen Heathers: Nathalie Meyer und Carina Krämer dürfen nach Herzenslust zickig und egoistisch, bissig und sexsüchtig sein und werden genau dadurch zu greifbaren Persönlichkeiten jenseits der Schablone.

Zwei Slapstick-Rambos

Die Highschool-Rambos Kurt und Ram alias Maximilian Rühl und Ale-xander Krüger bedienen da schon eher das Klischee. Das macht ihre Auftritte zu kleinen Slapstick-Kabinettstückchen mit Zwerchfell-erschütternder Wirkung. Aus dem Rest der erstaunlich professionell singenden und tanzenden Truppe ragt Jasmin Ernst als hässliches Entlein Martha Dunnstock hervor: Die klassische Außenseiter-Figur, die sich nicht unterkriegen lässt und dadurch sympathische Kontur gewinnt.

Musikalisch rockt "Heathers" gewaltig, was nicht zuletzt Verdienst der bestens gelaunten Sessionband um Moritz "Mo" Fischer ist. Fragt sich nur, wann dieses mitreißende Stück in Deutschland auch "offiziell" den Weg auf die Bühne findet. Und wie viel des bösen Witzes und der sprühenden Ironie nach der Übersetzung noch übrig ist . . .

ZFünf weitere Vorstellungen bis 28. Oktober. Termine und Ticketbestellung unter www.musicalfreunde.de/musical/erlangen/heathers-the-musical/infos-und-news, mehr Bilder unter www.nordbayern.de/erlangen