Einzigartig in Erlangen: Spieli hat jetzt eine Jugendvertretung

5.12.2019, 18:00 Uhr

Sie sind Teil der neuen Jugendvertretung: Petra Kraus (Mitte), Lukas Gerstle (links), Max Müller (hinten) und Fiona Kraus (rechts). © Katharina Tontsch

Petra Kraus ist das beste Beispiel. Sie ist ein Spieli-Kind. Aufgewachsen im Erlanger Osten, seit jeher Vereinsmitglied. Ihr Papa engagiert sich im Vorstand, auch ihr Opa war dabei. Für Vereine sind solche Kinder ein Glücksfall, schließlich sind alle auf Ehrenamtliche angewiesen, die aber immer seltener wirklich anpacken wollen. Um sich einzubringen, muss die Identifikation zum Verein in heutigen Zeiten enorm sein.

Bei der Spieli findet man noch Jugendliche, die sich für ihren Verein engagieren wollen. Sie wünschen sich, mehr mitreden zu dürfen. Zunächst einmal aber wollen sie überhaupt mehr reden. "Die Kommunikation zwischen Jugend und Vorstand existierte bislang nicht", sagt Petra Kraus. "Das wollten wir ändern. Schließlich macht die Jugend einen großen Anteil am Verein aus." Gut 800 Mitglieder unter 18 Jahren hat die Spieli, etwa die Hälfte der Gesamtmitgliederzahl.

"Die Jugendlichen", sagt Lukas Gerstle, "sind unsere Basis. Ohne sie können und wollen wir nicht." Der 26-Jährige ist selbst ein Spieli-Kind, er trainiert Jugendfußballer und engagiert sich in der Abteilung. „Wir wollen die Jugendlichen halten und ihre Begeisterung für den Verein noch mehr herauskitzeln.“ Für Gerstle war von Beginn an klar, die Jugendvertretung zu unterstützen.

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"Wir fühlen uns ernst genommen"

Die Idee kam auch vom Vorstand selbst, doch jemand musste sie natürlich umsetzen. Bei der Spieli war das Petra Kraus. Die 19-Jährige hat bis August ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Verein gemacht, ihr Projekt war die Organisation der Jugendvertretung. "Ich wollte etwas außergewöhnlicheres haben. Viele planen zum Beispiel ein Turnier, das finde ich zu langweilig." Vorteilhaft war freilich, dass ihr Vater Thomas Kraus im Vorstand ist. Viel Arbeit war es zunächst trotzdem.

"Eine Jugendvertretung wie diese ist einzigartig, in Erlangen gab es das vorher nicht", sagt Kraus. Sie musste also neue Ideen entwickeln. "Wir sind durch alle zwölf Abteilungen gegangen, ich habe die Jugendlichen auch im Training besucht." Fünf Abteilungen sind dabei. Die Zahl der Jugendvertreter entspricht nun der Größe der Abteilungen. Beim Fußball sind es fünf, dazu zwei Fußballerinnen, beim Cheerleading und Baseball sind es drei, Tischtennis und American Football stellen einen.

"Wir wollen auch den Austausch zwischen den Abteilungen fördern", sagt Petra Kraus. Alle acht Wochen soll die Jugendvertretung zusammenkommen. "Dort können alle ihre Wünsche vorstellen oder von Problemen berichten." Der Informationsaustausch soll in beide Richtungen erfolgen, vom Vorstand an die Jugend, aber auch von den Jugendlichen an die Entscheider im Verein.

Von Cheerleading bis Fußball und American Football

16 Jugendliche haben sich gemeldet. Darunter Fiona Kaiser. Die Adelsdorferin kam vor vier Jahren zur Cheerleading-Mannschaft der Spieli. Bei den Juniors war sie Kapitänin, mittlerweile macht sie auch bei den Erwachsenen mit. "Als Captain fühlst du dich fürs Team verantwortlich", sagt die 16-Jährige. "Oft bekommst du bei Nachfragen von den Trainern aber nur zu hören, dass man Dinge nur über den Vorstand lösen kann." Und der war bislang ja recht weit weg. "Über die Jugendvertretung haben wir jetzt einen direkten Kontakt und können so selbst mitwirken. Wir müssen nicht mehr alles über unsere Trainer machen, die sowieso schon viel zu tun haben."

Max Müller hingegen ist ein typisches Spieli-Kind. Der 18-Jährige spielt an der Kurt-Schumacher-Straße Fußball, seitdem er denken kann, mittlerweile in der A-Jugend und bei den Herren. "Ich bin lange hier, lebe hier fast. Deshalb war es mir wichtig, etwas mit zu bewirken." Sein kleiner Bruder ist ebenfalls Mitglied der Jugendvertretung.

Mitte November gab es das erste Treffen. Auch Präsident Peter Scholten und sein Stellvertreter Thomas Kraus waren dort dabei. "Es sehr erfolgreich und eine gute Diskussion", sagt Petra Kraus. "Darauf kann der Vorstand nun reagieren." Dass sich die Vereinsverantwortlichen Zeit genommen haben, kam gut an. "Wir haben uns ernst genommen gefühlt", sagt Müller. "Der Vorstand betont auch immer, dass man mit ihm reden kann", sagt Petra Kraus.

Public Viewing und andere Feste 

Oft geht es um einfache Dinge, die schnell beantwortet sind - wenn man den richtigen Ansprechpartner hat. "Es gibt ja meist einen Grund, warum etwas so ist, wie es ist", sagt Gerstle. Baustellen, die lange dauern, schlechter Rasen oder einfach nur ein Ast, der auf dem C-Platz direkt vor dem Flutlicht hängt.

"Die Jugendlichen sind jede Woche auf dem Platz, sie bekommen alles mit", sagt Gerstle. "Wir als Trainer stoßen beim Vorstand oft auf Granit. Doch wenn sich Jugendliche beschweren, wenn sie fragen: 'Was hält mich hier?', hat das ein anderes Gewicht."

So auch bei den Cheerleadern, die in den vergangenen zwei Jahren von ein paar wenigen auf mehr als 100 Mitglieder gewachsen sind. "Es ist die Abteilung mit dem größten Wachstum", sagt Petra Kraus. "Entsprechend brauchen wir mehr Equipment, aber auch neue Uniformen für Jüngere", sagt Kaiser. "Aktuell geben wir dem Nachwuchs unsere privaten Uniformen. Cheerleading ist ein Mannschaftssport. Wir treten bei Meisterschaften an."

Die Jugendlichen sollen aber auch eigene Projekte starten und organisieren. "Wir wollen nächstes Jahr zur EM ein Public Viewing machen", sagt Gerstle. "Das soll groß werden, ein Wochenende richtig Halligalli." Auch ein Spieli-Fest, bei dem alle Abteilungen zusammenkommen, könnte es wieder geben. Die Spieli-Kinder sind jedenfalls bereit dafür.

Weitere Infos zur Jugendvertretung der Spieli finden Sie auch auf der Vereins-Website.