Erlangen: Starker Einsatz im Kampf gegen Nazis

9.11.2019, 11:00 Uhr

Denn Bürgermeisterin Elisabeth Preuß ist mit Vorstand und Koordinierungsgremium, also der "Regierung" und des "Parlamentes" des Bündnisses, zweimal vertreten. Im ersten steht sie für die Kommunen, im zweiten für die Stadt Erlangen. Die Erlanger Ulrike Pfeifenberger (Amnesty International) und Herbert Fuehr (Bürgerbewegung für Menschenwürde) wurden bei der Mitgliederversammlung in Nürnberg ins Koordinierungsgremium gewählt.

"Ich freue mich sehr, dass Erlangen in der Allianz so gut repräsentiert ist", sagt Preuß einen Tag nach der Abstimmung auf Anfrage. Das zeichne die Stadt aus. Schließlich hat sich die Allianz gegen Rechtsextremismus bei ihrer Gründung 2009 den Kampf gegen Neonazismus und den Einsatz für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zum Ziel gesetzt.

Viele Kommunen und Initiativen

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Rund 50 Kommunen und Landkreise und etwa 200 zivilgesellschaftliche Initiativen, Organisationen und Institutionen haben sich seitdem dem Bündnis angeschlossen — und etliche sind aus Erlangen. So ist unter anderem der Ausländer- und Integrationsbeirat, die Arabische Fraueninitiative, Bund Naturschutz sowie das Café Abraham, ein Zusammenschluss von jungen Juden, Muslimen und Christen, dabei. "Allein diese Auswahl zeigt das riesige Spektrum an Gruppierungen, die sich in Erlangen für ein friedliches Miteinander stark machen", sagt Preuß. Die Zusammenarbeit demokratischer Kräfte habe in der Hugenottenstadt schon lange vor der Allianz gegen Rechtsextremismus begonnen.

Was zunächst gut klingt, hat (leider) vor allem einen traurigen Hintergrund: Der Mord des jüdischen Verlegers Shlomo Lewin und seine Partnerin Frieda Poeschke durch einen Anhänger der verbotenen Wehrsportgruppe Hoffmann ließ Politik und Zivilgesellschaft schon in den 1980er Jahren wachsam werden für Gefahren von Rechts.

Und diese sind — auch in Erlangen und Erlangen-Höchstadt — in den vergangenen Jahren eher gewachsen als gesunken: etwa mit Aktivitäten rund um die rechte Burschenschaft "Frankonia",Aufmärschen des "Dritten Weges" oder Flugblattaktionen der "Identitären Bewegung". Führende Köpfe dieser völkisch gesinnten Gruppierung wohnten darüber hinaus in der Stadt und im Landkreis, sagt Preuß.

Gerade jetzt, da rechtspopulistische Politiker auf Bundes-, Landtags- und kommunaler Ebene in Parlamenten sitzen, sei eine noch engere und effektivere Verzahnung aller Demokraten dringend nötig, meint die Bürgermeisterin. Man müsse noch mehr über das (wahre) Gedankengut rechter Parteien wie der AfD aufklären und zeigen, dass ein Neonazi heute eben keine Springerstiefel mehr tragen müsse, sagt sie.

Die Allianz setzt dabei insbesondere auf Schulungen und Veranstaltungen in Sport, Bildung und Gastronomie. In Erlangen werden das auch die Schwerpunkte der Demokratiearbeit sein. "Es ist zu befürchten", so Preuß, "dass es ab März auch rechtsextreme Stadträte in der Stadt gibt." Daher sei es umso wichtiger, dass diejenigen, die sich zu den demokratischen Grundsätzen bekennen, auch eng kooperieren.