Im Corona-Jahr: Erlanger Online-Beratung für Frauen

17.10.2020, 18:30 Uhr

"Im Pandemie-Lockdown hatten wir ja gar keine Veranstaltungen und auch jetzt sind es ganz wenige", sagt Claudia Wolter, die für den Landkreis zuständig ist. Persönliche Kontakte waren und sind mit Blick auf das Infektionsgeschehen schwer bis gar nicht möglich. "Deshalb haben auch wir als Gleichstellungsbeauftragte das neue Format von Video-Konferenzen kennengelernt", berichtet die 57-Jährige.

Ab diesem Moment war der Weg zur Online-Sprechstunde nicht weit. "Wenn wir schon ohne Fahrtweg vor unserem PC sitzen, können wir das doch auch zusammen machen — jede vor ihrem Bildschirm in ihrem Büro", sagt sie — und ihre Stadtkollegin Katharina Pöllmann-Heller nickt zustimmend.

Die zwei bzw. drei Frauen (neben Pöllmann-Heller ist Christina Nießen-Straube als städtische Gleichstellungsbeauftragte tätig) arbeiten zwar schon lange sehr eng und sehr gut zusammen, aber das Virus und seine Folgen haben vor allem die Situation von Frauen noch verschlechtert: "Vernetzung ist da wichtiger denn je", sind sich die zwei einig.

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Probleme sind geschlechtsspezifisch

Denn Home Office, Home Schooling, Kinderbetreuung, die Versorgung von Angehörigen oder das Arbeiten in systemrelevanten Berufen (wie Einzelhandel oder Gesundheitswesen) waren und sind derzeit zu einem überwiegenden Teil Frauensache — unabhängig davon, ob die Betroffenen aus der Stadt oder dem Landkreis kommen. "Die Probleme sind eher geschlechtsspezifisch", erläutert Wolter, "und haben so gut wie nichts mit dem Wohnort zu tun". Klar müsse man immer auch die individuelle Situation sehen, ergänzt Pöllmann-Heller.

Doch eines ist klar: Der Bereich Arbeit war etwa mit Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie schon immer ein wichtiger Teil in den Beratungen der Gleichstellungsbeauftragten. Jetzt aber hat sich die Situation noch verschärft. Deshalb hat sich bereits die Premiere der gemeinsamen Online-Sprechstunde einem arbeitsrechtlichen Thema mit Expertin gewidmet.

Auch die Nachfolge-Veranstaltung Ende Oktober geht mit dem Motto "Beruflicher (Wieder-)Einstieg" in diese Richtung, Vertreterinnen von Jobcenter, Arbeitsagentur und GGFA beantworten gerne alle Fragen der Teilnehmerinnen.

Und die drehen sich derzeit (neben den Online-Sprechstunden) auch in den Anfragen an die Gleichstellungsbeauftragten vor allem um Kurzarbeit, den Anspruch auf Freistellung oder eben um den Schritt zurück ins Arbeitsleben.

Mit diesen oder ähnlichen Problemen haben Frauen auch ohne Corona zu kämpfen. Doch die Corona-Krise hat die Situation für sie verschlimmert. Ist die Arbeit der Gleichstellungsbeauftragen also derzeit besonders wichtig? "Ich denke, dass unsere Arbeit gleichbleibend wichtig ist", antwortet Pöllmann-Heller.

Lage für Frauen: Corona zeigt Missstände

Corona habe aber die bestehenden Missstände aufgezeigt. "Es sind verschärfende Bedingungen für viele Familien und auch Alleinerziehende hinzugekommen, weil durch den Wegfall von Strukturen wie Betreuungseinrichtungen es jetzt Zusatzbelastungen gibt, die die Menschen schultern mussten und müssen".

Aber die Probleme, die dahinter stehen — etwa dass Frauen mehr unbezahlte Pflege- und Erziehungsarbeit leisten —, seien vor Corona schon vorhanden gewesen. "Es werden also bestehende Missstände durch die Pandamie eher deutlich", sagt die 37-Jährige.

Das sieht Claudia Wolter genauso. In der Corona-Zeit habe man immer wieder darauf hingewiesen, dass hauptsächlich Frauen in systemrelevanten Berufen arbeiten. "Aber das wissen wir doch alles schon." Auch an der Aufteilung von Hausarbeit und Beruf habe sich durch Sars-CoV-2 nichts wirklich geändert, sagt Wolter. Zwar geben Männer in Erhebungen immer wieder an, sich (mehr) um die Familie kümmern zu wollen.

Ins Familienleben einbringen

Doch Fakt ist: Nur rund zehn Prozent zwischen 20 und 64 Jahren arbeiten in Teilzeit, erläutert Wolter. Der Wunsch, sich mehr in das Familienleben einzubringen, ist offenbar vorhanden, doch er werde nicht umgesetzt, kritisiert die Landkreis-Gleichstellungsbeauftragte. Woran das nun liege, sei dahin gestellt.

Um die Ungleichheit zu verdeutlichen, hat sie noch weitere Zahlen parat: Mütter in Paar-Beziehungen sind nur zu etwa 60 Prozent erwerbstätig und davon mit 70 Prozent in einer sehr hohen Zahl in Teilzeit. "Dann ist es klar, dass durch die Verteilung der Berufstätigkeit die Frauen jetzt am meisten betroffen sind", sagt Wolter.

Viel geändert habe sich an dem Zustand nichts, sagt sie und muss es wissen: Schließlich ist Wolter seit fast drei Jahrzehnten Gleichstellungsbeauftragte und hat die Entwicklung in Sachen Emanzipation verfolgt.

Kann da aber das Arbeiten daheim nicht auch zur Entzerrung beitragen? Könnte es, sagen die zwei, wenn es reguliert stattfindet und nicht jenen, die ohnehin schon Betreuungs- und Fürsorgearbeit übernehmen, zum Nachteil wird.

Auch ohne Corona: Sprechstunde soll bleiben

Unabhängig von der Corona-Krise soll die monatliche Online-Sprechstunde bleiben. Gerade für die Landkreis-Bewohnerinnen sei das eine gute Möglichkeit, an einer Veranstaltung teilzunehmen. "Wenn eine Frau aus Höchstadt oder Eckental erst eine lange Anfahrt hat, ist das oft schwer — nun können sie sich einfach dazuschalten, egal, wo sie gerade sind", sagt Claudia Wolter.

Das ist dann am Dienstag, 27. Oktober, wieder der Fall: Dann gehen die beiden Gleichstellungsbeauftragten Katharina Pöllmann-Heller und Claudia Wolter wieder online: Zwischen 12 und 13 Uhr laden sie interessierte Frauen zu einem Chat mit dem Thema "Beruflicher (Wieder-) Einstieg" ein.

Wer daran teilnehmen möchte, meldet sich bitte bis 20. Oktober mit Name und Wohnort an unter: gleichstellungsstelle@stadt.erlangen.de Danach wird ein entsprechender Link zugeschickt.