Judoka kritisieren System der Erlanger Sportlerwahl

15.1.2018, 11:34 Uhr

Gespannt warten alle nominierten Mannschaften auf das Wahlergebnis. © Harald Sippel

Auf der großen Leinwand wanderten drei Balken in die Höhe, stellvertretend für die Stimmen der Teams. Der rote Balken der Jury wuchs bei den Handballern am höchsten. Die EN-Leser, die User im Online-Voting und die Gäste im Saal hatten die Judoka auf Platz eins gewählt. In der Summe aller Stimmen ergab das jedoch: 37,72 Prozent HCE, 36,22 Prozent TVE. Der Grund: Das Ergebnis der Fachjury wird höher gewichtet.

Diese Jury setzt sich zusammen aus Sport-Bürgermeisterin Susanne Lender-Cassens, Matthias Thurek und Peter Scholten vom Sportverband, Ulrich Klement als Leiter des Sportamtes, Guido Köstermeier vom Deutschen Alpen-Verein als objektiver Vertreter der Aktiven sowie den Sportredakteuren dieser Zeitung, Katharina Tontsch und Christoph Benesch.

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Jeder hatte 15 Punkte, die er auf die drei nominierten Mannschaften verteilen konnte. Die Zusammensetzung der Jury soll eine faire Entscheidung gewährleisten. "So passiert es nicht, dass eine Interessensgruppierung eine Vormacht hat", sagt Matthias Thurek. "Früher wurde Sportler des Jahres, wer die meisten Wahlscheine aus der Zeitung ausgeschnitten hat." Das sei nun vorbei.

Die Einzel-Stimmen fließen nach folgender Gewichtung in das Ergebnis ein: Jury 35 Prozent, Ball-Besucher 25 Prozent, EN-Leser 20 Prozent, Online-Voting 20 Prozent. Ist das Ergebnis besonders eng, fallen die Stimmen der Jury also auch besonders ins Gewicht.

Heiko Koch, Mannschaftskapitän der Judoka, ist mit dem Wahlsystem nicht einverstanden: "Eine neutrale Jury sollte die Leistungen aller Athleten fair und objektiv bewerten. Wir sind in die erste Bundesliga aufgestiegen, die ebenfalls nominierten Keglerinnen des FSV Bruck auch." Die Handballer waren in die dritte Liga aufgestiegen. "Wir konnten zudem drei von vier Abstimmungskriterien für uns entscheiden", sagt Koch.

Nach der Wahl verließen die Judoka geschlossen den Ball. Den Preis für Platz zwei, immerhin 500 Euro, wollen sie nicht annehmen. "Wir verzichten auch auf künftige Teilnahmen am Sportlerball." Erst wenn die erzielten Erfolge wieder im Vordergrund stehen würden, wäre man erneut bereit.

Auch die Keglerinnen wünschen sich eine andere Stimmverteilung. "Es wäre schön, wenn die Jury nicht so klar vorgeben könnte, wer Sportler des Jahres wird", sagt deren Trainer, Steffen Habenicht. "Die Judoka und wir haben als Erstligist keine Chance. Doch wir sind auch stolz, nominiert zu sein."