Schätze aus dem Botanischen Garten in Erlangen

1.12.2017, 18:00 Uhr

Katrin Simon kann zufrieden sein. Die "Sammlungsbeauftragte für die botanische Lehrsammlung", wie sie etwas umständlich in der inner-universitären Nomenklatur zu bezeichnen ist, sieht mit Wohlgefallen, wie die Arbeit vorangeht, wie etwas verstaubte Sammlungsstücke aufgefrischt werden, wie "eingeweckte" Pflanzen eine neue und wieder Sichtfreiheit gewährende Lösung erhalten, historische Herbarien – dicke Folianten mit getrockneten Pflanzen – geordnet und durchgesehen werden.

Verantwortlich dafür ist vor allem Jakob Stiglmay, der ehemalige Technische Leiter des Botanischen Gartens, der seit seiner Pensionierung im Jahr 2012 mit Hilfe von Studierenden viele dieser einmaligen Sammlungsstücke wieder instand setzt, pflegt und neu ordnet. Der Umgang mit Spiritus, gereinigtem Wasser und Eisessig – darin sind vor allem die verderblichen Pflanzen eingelegt – ist ihm, der früher zu Spaten und Schubkarre greifen musste, längst zur Gewohnheit geworden, der Griff zum Staubpinsel gehört zum ordnenden Alltag.

Exponate für die Lehre

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Begründer dieser war der Botanik-Professor Adalbert Schnizlein, der von 1849 bis 1868 in Erlangen lehrte und die Exponate gezielt in der Lehre einsetzte. Bis dahin galten Pflanzen und deren Früchte noch als Teil der Medizin, waren also auch an deren Fakultät angesiedelt. Und als das Botanische Institut aus dem angestammten Gebäude in der Mitte des Botanischen Gartens in das neue Biologikum umzog, verschwanden weite Teile dieser Sammlung in Schränken und Kisten.

Dem Kustos über die mehr als 20 verschiedenen Sammlungen der Uni Erlangen-Nürnberg, Udo Andraschke, war es zu verdanken, dass dieser Schatz wieder gehoben wurde mit dem Ziel, bestehende wissenschaftliche Sammlungen neu zu erschließen und zugänglich zu machen, und zwar sowohl für die Lehre als auch für die Öffentlichkeit.

Folgerichtig gibt es jetzt auch im Treppenhaus des ersten Stocks im Verwaltungsbau des Botanischen Gartens eine Dauerausstellung, die nach und nach ergänzt wird und auch den eigentlichen Sammlungsraum (und Arbeitsplatz von Jakob Stiglmayr) umfasst.

"Vor allem die teuren Vitrinen wären ohne die Hilfe des Freundeskreises nicht anzuschaffen", sagt Stiglmayr. Einen ersten Eindruck der Sammlungen konnten sich einige Dutzend Interessierte bei einer ersten Führung machen – weitere Führungen werden folgen.

Für Jakob Stiglmayr ist die Aufmerksamkeit, die diese Sammlung erhält, Ansporn ("Sicher noch auf Jahre hinaus") genug. Allein rund 800 Exponate in Glaszylindern unterschiedlichster Größe hat er bereits gesichtet und – so weit nötig – restauriert, rund 300 warten noch auf ihn.

Was ihm unter die Finger gerät ist aber weit mehr, als Glaszylinder mit oft exotischen Kostbarkeiten. Das gibt es fossile Pflanzen, eingeschlossen in große Kalktafeln und schönes Anschauungsmaterial für Paläobiologen. Oder eine aktuelle und historische Kollektion von Samen bekannter Blütenpflanzen und Nadelgehölzen, eine eigene Sammlung von Zapfen der vielgestaltigen Kiefer. Und nicht zu vergessen gehören in die Sammlung auch großformatige Lehrtafeln mit präzisen Abbildungen, oder gedruckte, oft kolorierte Darstellungen von Pflanzen und Vegetationsgebieten – eine Schatztruhe für Geobotaniker.

Mit sichtlicher Freude fasst Jakob Stiglmayr auch Exponate der Holzsammlung des Botanischen Gartens an. Diese umfasst Stammstücke mit Rinde, Längs- und Querschnitte und ein großes Holz-Herbarium. Vor allem anhand der Stammquerschnitte können Aussagen zur individuellen Lebensgeschichte der Pflanze getroffen werden. Die Beschriftung auf diese oft 100 Jahre alten Sammlungsstücken ist allerdings oft so verblasst, dass Stiglmayr detektivische Fähigkeiten aufbringen muss. Langweile wird sein Problem jedenfalls nicht sein.

Weitere Infos finden Sie hier.