Schiller in Short Cuts

16.1.2015, 18:52 Uhr

Aus dem Umkleideraum neben der kleinen Turnhalle des Ohm-Gymnasiums tönt Stimmengewirr. Drinnen geht es lebhaft zu. Allerdings handelt es sich nicht um das übliche Treiben vor der Sportstunde. Weder Turnhosen noch T-Shirts, sondern glänzende, bodenlange Gewänder werden übergestreift. Hier kleiden sich Maria Stuart und Königin Elisabeth von England ein, Wilhelm Tell steht in Weste und grüner Hose neben ihnen. Schleifen werden gebunden, Ärmel gerüscht, Schmuck um den Hals gelegt.

Bis zu drei Rollen

Das Theaterprojekt geht in den Endspurt. Das ganze Wochenende über wird an der Schule noch geprobt werden, erstmals jetzt mit den Kostümen, bevor dann am Dienstag die Generalprobe am Nürnberger Staatstheater folgt. Dann wird sich zeigen, ob alles klappt. Die Rollenwechsel zum Beispiel – diese gehen mit dem Wechsel der Kostüme einher, blitzschnell muss das passieren und noch dazu auf offener Bühne, denn einen Off-Bereich gibt es in der Blue Box nicht. Die vierzehn Schülerinnen und Schüler schlüpfen jeweils in zwei bis drei verschiedene Rollen. Das bringt ihr Stück nun mal so mit sich, schließlich handelt es sich um „Schillers sämtliche Werke – leicht gekürzt“ mit entsprechend vielen Figuren.

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Der Titel – und auch die Idee – ist angelehnt an das Stück „Shakespeares sämtliche Werke (leicht gekürzt)“. 37 Werke wie Shakespeare hat Schiller zwar nicht vorzuweisen, streng genommen sind bei dem Ohm-Projekt auch nicht sämtliche, aber doch sieben Werke Schillers berücksichtigt – nicht in ihrer ganzen Länge natürlich, sondern in kleinen Clips, die miteinander verwoben sind. Die Schüler haben einiges umgeschrieben, „wir haben aber auch knackige Zitate drin“, sagt Theaterlehrerin Gaby Heese.

Doch wieso denn überhaupt Schiller? Naja, die Lieblingslektüre sei das vorher nicht gerade gewesen, gestehen die Jugendlichen ganz unverblümt. Das wiederum ist keine Überraschung für Gaby Heese. Ihr ist klar, dass Friedrich Schiller nicht gerade der beliebteste Autor ist, wenn es um Pflichtlektüren geht. Doch das Projekt, das sie und ihre Kollegin, die Kunstlehrerin Astrid Dehner – die auch gelernte bekleidungstechnische Assistentin ist – , mit den P-Seminaren „Theater“ und „Kunst“ auf die Beine gestellt haben, versöhnt die Jugendlichen mit dem Dramatiker.

Denn kreativ konnten hier alle sein – die einen bei der Bearbeitung des Stücks, die anderen bei der Anfertigung der Kostüme, die vor dem Nähen zudem erst einmal entworfen werden mussten. Hinzu kam, dass die Schüler sich auch in beiden Bereichen am Schauspielhaus in Nürnberg inspirieren lassen konnten: Die einen in einem Workshop des Schauspielers Thomas Dietz, die anderen bei der Kostümdirektorin des Staatstheaters, Eva Weber. Tipps von professionellen Maskenbildnern gab es ebenfalls. Zum Beispiel, wie man eine Frau in einen Mann verwandelt. Mit dunklerer Farbe auf Wange, Kinn und Schläfen lässt sich da einiges bewirken. Das muss einige Male angewendet werden, denn unter den Schauspielern sind nur zwei Jungen.

Und nun, bei den Proben, geht es um die Frage: Wann ist wer in welcher Rolle, und wie viel Zeit hat er – oder vielmehr sie – , um in die nächste Rolle zu schlüpfen. „Wir hoffen, dass die, die keinen Schiller kennen, verstehen, worum es geht“, sagt eine Schülerin. So viel ist klar: Liebe und Tod, Intrige und Freundschaft und natürlich das Streben nach Macht werden im Mittelpunkt stehen, umrahmt von viel Tempo und Witz, mit dem schwarzen Ritter aus der „Jungfrau von Orleans“ quasi als Nummern-Girl und einem tanzenden Herz, das gemeinsam mit den Figuren aus verschiedenen Stücken in einer Todesszene stirbt. Bleibt nur noch eins: Der Vorhang fällt. Symbolisch zumindest.

Karten im Vorverkauf gibt es im E-Werk. Weitere Fotos unter:

www.erlanger-nachrichten.de