Virtuose Musiker in perfekter Harmonie

21.3.2018, 18:09 Uhr

Mozarts "Sinfonia concertante" — eine raffiniert komponierte und kombinierte Synthese aus Instrumentalkonzert und Symphonie — und zwei Werke der Kammermusik, nämlich Schuberts c-Moll Ouvertüre und Beethovens berühmtes Streichquartett op.131 in cis-Moll, dieses gut aufeinander abgestimmte Programm präsentierte das renommierte Stuttgarter Kammerorchester in der Matthäuskirche.

Der international erfolgreiche Thomas Zehetmair, Dirigent und Solist in "Personalunion", eröffnete den Abend mit der Ouvertüre, die der 14-jährige Franz Schubert ursprünglich als Quartett und Quintett geschaffen hatte und die — wie inzwischen üblich — in einer Fassung für Streichorchester von den konzentriert und engagiert aufspielenden Musikern dem Publikum temperamentvoll vermittelt wurde. Dieses vorzügliche Ensemble spielte sowohl das melodiöse, ausdrucksstarke und empfindsame Largo im ersten Satz als auch das im Kontrast dazu stehende, impulsive, von aufreizender Rhythmik geprägte Allegro präzis und voller Emphase.

Mozart, nach seiner enttäuschenden Paris-Reise wieder in Salzburg, komponierte 1779 die "Sinfonia concertante" in Es-Dur KV 364 für Violine, Viola und Orchester, nicht zuletzt auch deshalb, weil diese Gattung wegen ihrer Nähe zum barocken Concerto grosso in den europäischen Musikzentren damals sehr populär war. Aber nur sein Werk und das seines Vorbildes Joseph Haydn werden bis heute regelmäßig in Konzerten aufgeführt. Nach wuchtigen, klar akzentuierten Akkordschlägen des Orchesters griffen Thomas Zehetmair und seine Partnerin Ruth Killius an der Viola in das Geschehen ein. Wunderbar, wie sie in ihrem musikalischen Dialog, der sich zwischen den Violinen und Bratschen mit Einbeziehung der Bläser fortsetzt, ihre virtuosen, anspruchsvollen, tiefgründigen Partien gestalten: Technische Brillanz und ein intensives, subtiles Empfinden für die in Musik umgesetzten Ideen prägten den Vortrag der beiden Solisten und der sie begleitenden Orchestermusiker, den Zehetmair in seiner Doppelfunktion souverän gestaltete. Wie einfühlsam von allen musiziert wurde, erkennt man auch am folgenden Andante, das — ähnlich wie in den langsamen Sätzen der Es-Dur Klavierkonzerte Mozarts — ausdrucksstark und eindringlich dargeboten wurde. Auch diesen Satz und das anschließende Presto-Finale in Rondoform mit seinen technisch höchst komplexen und diffizilen Solopartien spielten die beiden gut miteinander harmonierenden Virtuosen vorzüglich.

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Visionäre Vorstellungen

Neben Klaviersonate und Symphonie war das Streichquartett Beethovens wichtigstes kompositorisches Betätigungsfeld. Die Orchesterfassung seines cis-Moll-Quartetts op.131, das der Komponist einem mährischen Feldmarschall aus der weit verzweigten Familie von Stutterheim widmete, zählt zum bedeutendsten Werk dieser Gattung. Nach der Pause präsentierten es die "Stuttgarter" so engagiert und voller Hingabe, dass sich die, mit einer Fuge beginnenden sieben ineinander übergehenden Sätze zu einem kolossalen, alle menschlichen Empfindungen umfassenden Tongemälde entwickelten, das einen ungeheueren Eindruck auf die angespannt lauschenden Zuhörer ausübte.

Den Musikern unter Leitung von Thomas Zehetmair gelang es dabei, die höchst unterschiedlich strukturierten Themenbereiche der einzelnen Sätze, die den visionären Vorstellungen des vereinsamten Beethoven entsprangen, durch die Art ihres differenzierten, gefühlsbetonten Vortrages so plastisch, auf beeindruckende Weise zu vermitteln, dass die Zuhörer von dieser Interpretation begeistert und ergriffen zugleich waren. Mit großem Beifall honorierten sie diese exzellente Leistung des Stuttgarter Kammerorchesters und seines engagierten Dirigenten.