Wieder Diskussion: Neue Straße in Erlangen bleibt möbliert

5.5.2020, 10:00 Uhr

Doch die möchte die FDP wieder beseitigt wissen. Im Oktober 2019 stellten die Liberalen einen entsprechenden Antrag, der nun im Stadtrat zur Sprache kam.

Pflanzkübel, Fahrradständer oder auch Baken – die Liberalen halten es schlicht für "erforderlich", diese Möblierungen allesamt wieder zu entfernen. Nach ihren Beobachtungen seien die Busse in westlicher Richtung – vor dem Kanapee – gezwungen, dem Verkehr in östlicher Richtung die Vorfahrt zu gewähren. "Wir sehen auch keine Notwendigkeit für eine solche Möblierung, und schon gar nicht in der Testphase", hieß es. In Gegenrichtung sieht es nicht viel anders aus.

Denn "auch die Krankenwagen sind gezwungen, unnötig zu halten und ,Schlangenlinien‘ zu fahren", moniert die FDP. Also weg mit den Hindernissen und gleichzeitig überlegen, wie man diese anderweitig verwenden könnte. Anfreunden könnte sich die FDP dagegen mit "großen 30 km/h Piktogrammen" auf der Straße, "wenn es darum geht, die Geschwindigkeit zu reduzieren".

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Erklärtes Ziel des schrittweise umgesetzten Verkehrskonzeptes ist es, vor allem den Durchgangsverkehr deutlich zu reduzieren und weitgehend aus der Innenstadt zu verbannen. Im Zuge dessen wurde eben die Verkehrsachse zwischen Neue Straße, Katholischer Kirchenplatz, Maximiliansplatz und westliche Hindenburgstraße für den einjährigen Probebetrieb entsprechend umgemodelt und mit jenen "Einengungen" versehen.

Natürlich auch zur Entlastung vieler genervter Anwohner dort. Seither muss sich der Verkehr unter anderem von Ost nach West neue Wege suchen. Ohne diese mobilen Elemente, so meint die Verwaltung, sei zu befürchten, dass die ausschließlich auf Schildern und Markierungen beruhende "unechte Einbahnstraße" wohl "deutlich an Akzeptanz verlieren" und damit die gewollte "verkehrliche Wirkung nicht eintreten" würde. Davon abgesehen liegen der Verwaltung "keine negativen Rückmeldungen" vom Bus-Verkehr und den Rettungsdiensten vor, hieß es.

Nach kleineren anfänglichen Problemen habe sich das Ganze in der Neuen Straße durchaus "wie geplant eingestellt", resümiert die Verwaltung. Folglich gibt es keinerlei Gründe, die Testphase abzubrechen oder gar "maßgebend zu verändern". Kurzum: Die mobilen Hindernisse bleiben. Würde man sie entfernen, wie von der FDP gefordert, würde das "die Attraktivität für den Durchgangsverkehr wieder deutlich erhöhen", meint jedenfalls die Verwaltung. Dass die Testphase in der Neuen Straße mit jenen "Möblierungen" fortgesetzt wird, dafür sprach sich schließlich die Mehrheit – bei zwei Gegenstimmen – der corona-bedingt dezimierten Ratrunde aus.



Die Befürworter haben letztlich auch konkrete Zahlen auf ihrer Seite, die aus aktuellen Verkehrszählungen stammen und "deutliche Verkehrsentlastungen" auf der Achse Neue Straße belegen. Demnach gibt es sogar auf der Spardorfer Straße und Henkestraße im Schnitt "geringfügige Verkehrsrückgänge" zu verzeichnen, immer im Vergleich zur Situation vor der Einführung der "unechten" Einbahnstraße betrachtet.

Auf den Straßenachsen wurden in den letzten Monaten mehrere Verkehrszählungen durchgeführt – die letzte im Februar 2020. Danach kam das Coronavirus, was eine repräsentative Zählung des Verkehrs fortan nicht mehr möglich machte, unter anderem wegen "Ausgangssperre" oder Home Office. Auf der Achse Neue Straße/Maximiliansplatz wurden im Juli 2019 – also vor der "unechten" Einbahnstraße – innerhalb von 24 Stunden rund 13 200 Fahrzeuge gezählt. Im Februar 2020 waren es nurmehr 5089, unterm Strich ein Rückgang von rund 8000 Fahrzeugen (minus 62 Prozent).

Weniger drastisch wirkte sich das Ganze im Vorher-Nachher-Vergleich auf die anderen Straßenzüge aus. Dort blieb die Querschnittsbelastung "ungefähr auf dem Niveau vor Umsetzung der Maßnahme". In Zahlen: Spardorfer Straße (Vorher: 14 242 Fahrzeuge, Nachher: 14 144), Henkestraße (11 920/11 828) und Werner-von-Siemens-Straße (11 989/12 051). Für die Zeit nach Corona sind bereits weitere Zählungen angekündigt.