Bewegung statt Eis

25.2.2014, 10:00 Uhr

„Am Anfang muss immer unterschieden werden, welche Schwere eine Verletzung hat. Knochenbrüche oder nicht minder schmerzhafte Muskelbündel- oder Abrisse bedeuten automatisch eine längere Sportpause. Eine konservative Erstbehandlung und das sofortige Ruhigstellen macht hier Sinn. Anders ist es, und so etwas spürt ein Sportler sehr genau, bei weniger schlimmen Verletzungen wie Muskelfaserrissen oder einer Bänderüberdehnung im Sprunggelenk.

Binnen 36 Stunden sollte die Therapie beginnen, sonst vernarbt das verletzte Gewebe. Die moderne Therapie folgt dem Konzept der FIT-Regel. Dabei steht das „F“ für Funktion und meint Bewegung. Die erste natürliche Reaktion eines Fußballers, nachdem er umknickt, ist ja auch die, vorsichtig ein paar mal aufzutreten und zu testen, ob er wieder mitspielen kann. Über die Bewegung lässt oft auch der erste Schmerz nach, die Schmerz-„Information“ wird durch die Bewegungs-Information überlagert. Auch an dem Spruch „einen Muskelkater herauslaufen“ ist somit etwas Wahres dran, ist doch ein Muskelkater nichts anderes als der Überbegriff für viele kleine Risse im Muskelgewebe.

Bei einer Schwellung wird — auch häufig im Sportfernsehen zu beobachten — erst einmal prophylaktisch Eis verwendet. Das ist falsch und taugt nur als Placebo-Effekt. Der Kälteschmerz lenkt höchstens etwas ab. Eine Schwellung entsteht dadurch, dass sich Gefäße nach einer Verletzung zusammenziehen und Säure freisetzen, die im Körper wiederum Wasserverbindungen eingehen. Die kaputten Zellen im Gefäß müssen wieder abgebaut werden. Durch Kälte bleiben die Kanäle jedoch verschlossen und behindern die Reparaturkörperchen (Fresszellen). Der Heilungsprozess verlangsamt sich.

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Die Krux für einen Sportler ist es, richtig in sich hineinzuhören. Besser ist immer eine sanfte Belastung in der „Therapie“, aber eine Retraumatisierung, beispielsweise nochmaliges Umknicken mit dem Knöchel, sollte freilich verhindert werden. Auszuschließen ist dies tatsächlich selbst durch einen Tapeverband nicht — und der wiederum erschwert es dem Sportler, zu fühlen, wie weit er bei der Bewegung gehen sollte. In der Praxis soll ein Sportler nach der FIT (Funktion-Information-Therapie)-Regel nach einer Bänderverletzung (Dehnung oder Anriss) oder einem Muskelfaserriss innerhalb von zwei Wochen wieder einsatzbereit sein. Der Trend ist auch in anderen medizinischen Bereichen zu beobachten. Patienten mit neuem Hüftgelenk beginnen schon am Tag nach der Operation mit leichten Bewegungsübungen.“