Bürokratie und Diebstahl machen Direktvermarktern in der Fränkischen Schweiz das Leben schwer

14.6.2021, 11:00 Uhr

Einer, der wenigen schon offenen Verkaufsstände gehört der Familie Bauer-Böck. Die Familie verkauft seit 20 Jahren ihre Produkte direkt an ihrem Feld an der Bundesstraße B 470 von Streitberg in Richtung Muggendorf. An ihrem kleinen Stand bieten sie Erdbeeren, Radieschen, Gurken und weitere Leckerbissen an.

Damit sind sie einer der ersten Betriebe, die schon regionale Erdbeeren verkaufen. "Durch die langanhaltende Kälte sind die Erdbeeren in diesem Jahr später dran. Wir bauen auch frühe Sorten an, deswegen können wir schon verkaufen", erklärt Seniorchef Hans Bauer.

Bauer erzählt von der vielen Arbeit, die rund um den Verkauf in so einem Stand steckt. Vor allem der Papierkram mache es Direktvermarktern schwer, ihre Ware an der Straße anzubieten. Sowohl von der Stadt, als auch von der Polizei muss ein solcher Verkaufsstand genehmigt sein. Die Auflagen werden immer höher, im Landkreis Bayreuth sind die Stände aufgrund der Gefahr für den Straßenverkehr mittlerweile vielerorts sogar bereits verboten.

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Hinzu kommen noch zusätzliche Gebühren, die für den Verkaufsplatz anfallen. Bauers Tochter, die Agraringenieurin Christina Böck, kümmert sich um all diese bürokratischen Dinge. Doch eine wichtige Rolle spielt auch der Verkäufer, der am Stand steht. "Man braucht eben Oma oder Opa, die sich hinstellen", bringt Böck das Problem auf den Punkt. Denn mit einem Mitarbeiter mit Stundenlohn würde sich das Geschäft nicht lohnen. "Alte Bauern fallen weg und die Jungen machen nicht weiter", bestätigt auch der Seniorchef. Doch aufgeben will die Familie ihren Stand nicht. Von weitem rief eine Kundin ihm zu: "Ach schön, dass Sie endlich wieder Erdbeeren haben!" Für solche Momente lohne es sich, weiterzumachen, sagt Bauer. Auch Hofläden in der Region haben in der Corona-Krise größeren Zulauf erhalten.

Die Familie hat zusätzlich zu ihrem Stand bei Streitberg noch einen Selbstbedienungsstand an ihrem Hof in Rothenbühl. Dieser muss mittlerweile sogar mit einer Kamera überwacht werden, da es leider immer wieder Menschen gebe, die die Produkte einfach mitnehmen, ohne zu bezahlen. Noch ein Grund, der den direkten Verkauf erschwert.

Ein weiterer bereits geöffneter Straßenverkauf befindet sich an der Hauptstraße in Hausen. Der Stand ist im Besitz der Familie Kupfer, die dort seit bereits 30 Jahren selbst angebauten Spargel, Erdbeeren, Paprikas, Radieschen, Auberginen und vieles mehr anbietet. Die Kunden schätzen vor allem die Frische, die Regionalität der Produkte und die familiäre Atmosphäre, die am Stand herrscht.

Auf die Frage, warum die Familie zusätzlich zu ihrem Hofladen - dem Pilatushof in Hausen - noch im Straßenverkauf saisonale Produkte anbietet, antwortet Mitarbeiterin Nicole Landgraf: "Die älteren Kunden sind es gewohnt, nur über die Straße laufen zu müssen, um bei uns einzukaufen. Außerdem kommen seit der Corona-Pandemie auch vermehrt jüngere Leute, die nun mehr Wert auf frische regionale Produkte legen." Der Stand ist weit über die Region hinaus bekannt. Die Kunden kommen sogar aus Nürnberg und Fürth extra nach Hausen, um die frischen Produkte der Familie Kupfer zu kaufen.

Ein kleiner Straßenverkaufsstand steht auch an der Staatsstraße bei Effeltrich direkt neben einem Erdbeerfeld. "Frische Erdbeeren zu verkaufen" steht auf einem Zettel an dem Stand. Leider war dort am Samstag, trotz des schönen Wetters, keiner anzutreffen. Die Vermutung liegt nahe, dass auch hier das nasse und kühle Wetter der letzten Wochen die Ernte verzögert.

Neben der Familie Bauer-Böck aus Rothenbühl und dem Familienbetrieb Kupfer aus Hausen gibt es in der Fränkischen Schweiz nur wenige Betriebe, die zurzeit ihre Produkte an der Straße anbieten. Doch wenn die Kirschenzeit losgeht, wird sich das vermutlich ändern.