Der Paradeplatz wird "feinfühlig" verschönert

6.4.2019, 08:00 Uhr

"Grabner Huber Lipp Landschaftsarchitekten und Stadtplaner Partnerschaft mbb" heißt das Siegerbüro. "Sehr feinfühlig" ist ihr Entwurf gewesen, betont Michaela Messmer vom Preisgericht. Das heißt: Kein Zierkirschenwald (wurde Zweiter), keine XXXXL-Sitzgruppen, keine Felsenlandschaft auf dem Platz und auch kein riesiges Glasdach auf Seiten der Kommandantur, wie es in einem Entwurf zu sehen war. Stattdessen wird die Sichtachse zwischen Alter Wache und Kommandantur gewahrt, der Platz aber strukturierter, erlebbarer gemacht ohne zu kleinteilig zu wirken, wie  Forchheims Oberbürgermeister Uwe Kirschstein erklärt.

Bäume absolvieren Training

Im Detail bedeutet das: Wie "ein Passepartout" (O-Ton Kirschstein) rahmen zwei zusätzliche Baumreihen an der Nord- und Südseite den Platz ein und führen die "steinerne Innenstadt" (Messmer) ins Grün. Kleinkronige Schnurbäume wünschen sich die Landschaftsplaner. "Die spenden im Sommer Schatten, werfen aber frühzeitig im Herbst die Blätter ab, so dass der Platz dann wieder genügend Sonne bekommt", erklärt Bauamtsleiter René Franz. Wie passen Tiefgarage und Bäume zusammen? Die leichte Hügelform des Platzes wird geebnet, dadurch entsteht an den Rändern genügend Raum für Pflanzsubstrat. Außerdem werden nicht irgendwelche Allerweltsbäume gepflanzt, sondern Schnurbäume, die in der Baumschule ein Härtetraining absolviert haben (kein Witz), um fit zu sein für einen innerstädtischen Standort.

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Zum Süden hin erhält der Platz damit aber auch eine Kante zur Straße hin, die zum Teil mit Sitzmöbeln bestückt wird. Barrierefrei wird die Stufe durch eine Rampe. Den Freizeitwert erhöht das Fontänenfeld (250 Quadratmeter) vor der Alten Wache, das, wenn Veranstaltungen stattfinden, auch ausgeschaltet und begehbar gemacht werden kann. Insgesamt stehen 1250 Quadratmeter Fläche für Märkte, Konzerte und alles was sich Forchheim an Aktionen noch einfallen lässt, zur Verfügung.

Bezug auf die Historie des Platzes

Feinfühlig fand die Jury den Entwurf auch deshalb, weil die Planer den Bodenbelag von der Hauptstraße am Rand des Platzes weiterführen, die historischen Ausmaße des Areals aber durch andere Pflaster erkennbar machen. Die Mariengruppe bleibt fast an ihrem alten Standort stehen, wird jetzt von Bäumen eingerahmt.

Am Treppenabgang zur Tiefgarage sollen ein Infopoint und die Ladestation für die E-Bikes aufgebaut werden. Stichwort: Verkehr. Die Sieger bleiben hier nah an den Vorgaben. Alle Bushaltestellen liegen auf der Supermarkt-Seite des Platzes, nur die Touristenbusse sollen auf der anderen Seite kurz halten, damit die Gäste schnell in die Innenstadt schwärmen. Hinter der Alten Wache werden einige Kurzzeitparkplätze ausgewiesen, das hat den Vorteil, dass die Straße die Autofahrer, falls kein Platz frei ist, gleich in die Tiefgarage führt. Was mit dem jetzigen Kreisverkehr zwischen Markt- und Paradeplatz passiert, lassen die Planer offen.

Acht Stunden wurde getagt

Acht Stunden hat das Preisgericht (Experten plus Mitglieder von Stadtrat und Verwaltung) am Donnerstag beraten. Das zeige welch hohes Niveau die neun überarbeiteten Entwürfe hatten, so Michaela Messmer. Am Ende aber sei die Entscheidung einstimmig gefallen, betont René Franz, dem die Stufe zur Südseite, die historischen Bezüge und das spielerische Element am besten gefallen. Auch wenn der zweistufige Wettbewerb plus Bürgerbeteiligung aufwändig ist, die Stadt will auch künftig bei großen Projekten darauf setzen, sagt Franz.

Für den Paradeplatz geht es nun als nächstes in das Vergabeverfahren, dabei wird mit den ersten drei Preisträgern gesprochen, dann soll Schritt für Schritt die Umsetzung erfolgen.

Insgesamt gab es bei dem zweistufigen Wettbewerb drei Preise zu gewinnen, drei Anerkennungen wurden ausgesprochen. Die Sieger erhalten zirka 20 000 Euro, der Zweitplatzierte 12 500 Euro und der dritte Platz 7500 Euro. Für die Anerkennung gab es jeweils 3333 Euro.