Forchheim und Umgebung sind "Trachten-Hochburgen"

22.9.2017, 08:00 Uhr

Birgit Jauernig ist promovierte Volkskundlerin und Trachtenexpertin. © Pressestelle Bezirk

Was ist ein Netzwerktreffen?

Birgit Jauernig: Es bietet den Wissenschaftlern die Gelegenheit, ihre Erkenntnisse durch Vorträge, Beratungen und Gespräche einer größeren Öffentlichkeit vorzustellen. Es ist nicht nur etwas für Spezialisten oder Mitglieder von Trachtenvereinen, sondern für alle an Brauchtum und Geschichte interessierten Bürger. Schließlich gibt es nicht nur trockene Textilien, sondern auch fränkische Spezialitäten, Musik und Tanz und eine Modenschau. Ein sehr reichhaltiges Programm also.

Dazu dienen die Mitmachmöglichkeiten.

Werbung
Werbung

Birgit Jauernig: Es wird einen Workshop geben, in dem Dagmar Rosenbauer aus Kunreuth gemeinsam mit den Teilnehmern Haarblümchen in Drahtwickeltechnik gestaltet. Die Friseurschule Meininghaus bietet Flechtfrisuren an, und Sandra-Janine Müller fertigt mit den Gästen witzige und individuelle Knöpfe. Da kann man sehen, wie früher Knöpfe gewickelt wurden, dass daraus regelrechte Schmuckstücke entstanden sind. Und wer Bewegung braucht, der darf am Samstagnachmittag bei David Saam und seiner Gruppe „Volxmusik“ das Tanzbein schwingen.

Was sprach für Forchheim?

Birgit Jauernig: Wir hatten unsere Netzwerktreffen bisher im Fichtelgebirgsmuseum Wunsiedel, im Fränkische-Schweiz-Museum Tüchersfeld und auf dem Historischen Markt in Ebermannstadt. Nun hat uns Susanne Fischer vom Pfalzmuseum eingeladen. Das liegt nahe, weil Forchheim und sein Umland eine Trachten-Hochburg ist. Nirgendwo sonst in Oberfranken wurde und wird die Tracht so lange getragen — und nirgends ist sie so prächtig wie hier. Das Trachtenmuseum in der Kaiserpfalz tut ein Übriges.

Sie selbst bieten vor Ort eine kostenlose Begutachtung historischer Kleidungsstücke an.

Birgit Jauernig: Das ist ein bisschen wie bei „Kunst & Krempel“ — nur dass meine Kollegin Meike Bianchi-Königstein aus Erlangen und ich nicht genau wissen, was die Besucher an alten Textilien oder Schmuck mitbringen. Wer im Familienbesitz ein Kleidungsstück hat, das einmal zu einer Tracht gehört hat, und nicht weiß, woher es stammt, wie alt es ist, zu welcher Gelegenheit man es getragen hat und wie man es am besten aufbewahrt, damit es für künftige Generationen erhalten bleibt, der kann einfach vorbeikommen.

Kurzfristig wird es am Samstag um 16.30 Uhr auch eine Podiumsdiskussion geben, angesetzt aus aktuellem Anlass.

Birgit Jauernig: Es gab im Vorfeld auf dem Flyer zum Wochenende ein Foto einer dunkelhäutigen Frau in bunter Tracht, die sich die milchbenetzten Lippen leckt. Einige Beobachter nahmen daran Anstoß. Museumschefin Susanne Fischer, Fotograf Walther Appelt, Ethnologin Kirsten Hendricks und Juso-Mitglied Martin Leipert werden miteinander und dem Publikum über die Frage sprechen, ob das Foto sexistisch oder rassistisch oder einfach „trendy“ interpretiert werden kann.

Worauf sind Sie selbst am meisten gespannt?

Birgit Jauernig: Auf die „Fränkische Scharade“ des StaTTTheaters Forchheim und die Trachtenrallye, die durch das Trachtenmuseum führen soll. Außerdem führt eine Modenschau die neuesten Kreationen der oberfränkischen Trachtenschneiderinnen vor Augen. Darunter auch die Modelle Sandra-Janine Müller aus Ichenhausen, die als Trachten-Punk eine etwas andere Sichtweise der Tracht bieten werden.