Heikle Frage in Hallerndorf: Baum oder Bierzelt?

16.6.2016, 07:00 Uhr

Hier kommt nun der Baum ins Spiel. Für Gemeinderat Robert Linz (WG Trailsdorf), der Mitglied des Organisationskomitees für das Fest ist, liegt die Sachlage klar auf der Hand: Um ein für acht Ausschankstellen und die erwarteten Besucherzahlen ausreichend großes Zelt aufstellen zu können, müsse mindestens ein Baum auf der breiten Wiese entlang der Von-Seckendorff-Straße weichen. Man habe verschiedene Stellmöglichkeiten für das Zelt durchgespielt, so Linz, aber immer sei zumindest der unterste Baum auf der Wiese im Weg.

Hundert Jahre zum Wachsen

Widerspruch regt sich derweil bei Gemeinderatskollegen von Linz: So spricht sich etwa Gerhard Bauer (WG Hallerndorf) strikt gegen das Fällen des Baums aus: „So ein Baum braucht hundert Jahre zum Wachsen, dann schneide ich den nicht für drei Festtage weg.“ Werner Fischer (ebenfalls WG Hallerndorf) schloss sich Bauers Meinung mit einer an einen bekannten Schlager der 1960er Jahre angelehnten Formulierung an: „Der Baum ist mein Freund.“

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Eine Lösung hat man vorläufig noch nicht gefunden. Und so sind in den letzten Tagen – gerne kurz vor oder kurz nach Sitzungen im Rathaus – die gemeindlichen Entscheidungsträger dabei zu beobachten, wie sie in kleinen Grüppchen ein Stückchen vom Baum entfernt auf der Von-Seckendorff-Straße zusammenstehen und diskutieren. Zwischendurch zeigt dabei immer wieder der eine oder andere Diskutant mit der Hand über die Wiese, dann wird konzentriert weiter geredet.

Wiese gehört der Gemeinde

Einen Eindruck aus direkter Nähe verschaffte sich Zweiter Bürgermeister Sebastian Schwarzmann (WG Trailsdorf): Er streifte diese Woche nachdenklich und mit gesenktem Blick allein über die Wiese. Am Baum angekommen wanderte sein Blick, jeden Ast musternd, langsam nach oben bis zur Baumkrone.

Das Schicksal des knorrigen Gewächses liegt nun in der Hand des Ersten Bürgermeisters Torsten Gunselmann: Die Wiese gehört der Gemeinde. „Baum oder Bierzelt?“ Diese Entscheidung dürfte auch Gunselmann nicht leicht fallen. Denn in der oberfränkischen Festkultur gehören Baumschatten und Biergenuss ziemlich untrennbar zusammen.