Kommunalwahl 2020: Die Überraschungen im Kreis Forchheim

16.3.2020, 08:00 Uhr

Zum Beispiel in Hausen. Dort sieht sich der bisherige Vize-Bürgermeister Bernd Ruppert (CSU), der nun mit fast 59 Prozent zum Ersten Bürgermeister gewählt wurde, in seiner Arbeit bestätigt. Seit September 2019 führte er schon die Geschäfte in Hausen stellvertretend für den erkrankten Gerd Zimmer (SPD). Ruppert: „Ich freue mich, dass die Bürgerinnen und Bürger meine Arbeit anerkennen.“ Es sei „ein sehr gutes Ergebnis, wenn man bei drei Kandidaten beim ersten Versuch gleich durchkommt“.

Steffen Lipfert (FW) hat in Pretzfeld in einem fünfköpfigen Kandidatenfeld damit nicht rechnen können – und dennoch die meisten Stimmen erhalten, vor Christian Mayer (WIR). Erwartet habe er das nicht, sagte Lipfert, „aber gehofft, dass ich vorne mit dabei bin.“ Sein Gegenkandidat, Christian Mayer, brachte es auf über 27 Prozent der Stimmen. Mayer: „Ich bin begeistert, habe aber damit gerechnet, da ich den Rückhalt aus der Bevölkerung gespürt habe. Bei der Stichwahl muss man sehen, wie der Bürger entscheidet.“

Werbung
Werbung

Während CSU-Kandidatin Diana Könitzer und SPD-Vertreter Michael Singer ihr Ausscheiden relativ gelassen nahmen und sich auf die Arbeit im Gemeinderat freuen, war der 2. Bürgermeister Walther Metzner (WPA) mit etwas mehr als 20 Prozent doch sehr enttäuscht.

Fairer Wahlkampf

Benedikt Graf von Bentzel hat in Heroldsbach die meisten Stimmen erreicht und geht in die Stichwahl gegen Peter Münch (FW): „Ich bedanke mich bei den beiden anderen Kandidaten für einen fairen Wahlkampf. Ich bin überzeugt, dass ich die beste Lösung für Heroldsbach bin“, so der CSU-Kandidat. Münch feierte seinen Erfolg wegen Corona zuhause: „Dass es zur Stichwahl kommt, war von Anfang an klar bei den drei guten Kandidaten. Jetzt kommen noch einmal zwei Wochen Arbeit auf uns zu.“

In Igensdorf ziehen Edmund Ulm von der CSU und Uwe Zollikofer von der Wählergemeinschaft Igensdorfer Umland in die Stichwahl ein - und haben beide mit genau dieser Konstellation gerechnet. „An der Stimmung im Wahlkampf hat man schon eine gewisse Tendenz ablesen können", erklärte Edmund Ulm. Die kommenden zwei Wochen stehen wegen der Corona-Krise nun für Ulm und Zollikofer – genauso wie für alle anderen, die landkreisweit in die Stichwahl einziehen – unter unbekannten Vorzeichen. „Es ist klar, dass sich dieser Wahlkampf nicht auf persönlicher Ebene abspielen wird“, sagte Uwe Zollikofer. In den kommenden Tagen will er mit seinem Wahlkampfteam absprechen, wie sie darauf reagieren. „Es ist eine Herausforderungen, für die es keine Musterlösungen gibt“, meint er. Auch für Edmund Ulm ist klar, dass der Wahlkampf bis zur Stichwahl „eingeschränkt“ laufen wird. Er hofft, dennoch die Wähler erneut zu mobilisieren - und vielleicht auch die der Freien Wähler dazu zu gewinnen. Gespräche dazu soll es in den kommenden Tagen der Ortsgruppe geben.

In Gräfenberg muss der SPD-Amtsinhaber Hans-Jürgen Nekolla in die Stichwahl. Sein Kontrahent ist anders als vor sechs Jahren nicht der CSU-Kandidat Hans Derbfuß, sondern Politik-Neuling Ralf Kunzmann (FW). Nekolla freut sich, mit einem Vorsprung in die Stichwahl zu gehen, dennoch macht er deutlich: „Wir müssen die zwei Wochen nutzen, um den Leuten noch einmal zu erklären, was in Gräfenberg alles an positiven Dingen passiert ist in den letzten sechs Jahren." Das sei vielleicht noch nicht richtig rübergekommen.

Corona überschattet Wahl

Auch in Hallerndorf muss der Amtsinhaber amtierender Bürgermeister Torsten Gunselmann (FWG/CSU) in die Stichwahl. Sein Gegenkandidat: Gerhard Bauer von der Wählergemeinschaft Hallerndorf. „Ich bin froh, dass ich mit Vorsprung in die Stichwahl gehe“, sagte auch Gunselmann. Für den Wahlkampf habe er in den nächsten zwei Wochen jedoch keine Zeit, „Wir müssen jetzt zuerst Corona managen." Gerhard Bauer freut sich über seinen Einzug in die Stichwahl: „Ich bin höchst zufrieden, so ein respektables Ergebnis gegen den Amtsinhaber eingefahren zu haben. Meine Ziele haben guten Anklang gefunden. Ich freue mich auf die kommenden zwei Wochen."

Ernst Strian tritt nach aktuellen Zahlen in Kunreuth gegen Edwin Rank in der Stichwahl an. „Ich hoffe die Leute aus Kunreuth und Ermreus jetzt auf meine Seite ziehen zu können und werde in den nächsten Wochen nochmal zu unseren Themen wie Radwege und Kanalisierung Stellung beziehen.“ Für ihn ist außerdem klar: „Sollte ich Bürgermeister werden, konzentriere ich mich voll und ganz auf das Ehrenamt und werde dafür auch beruflich runterfahren.“

Edwin Rank (CSU) ist überrascht, dass das Ergebnis so knapp ausgegangen ist. Man könne in den Wähler nicht reinschauen. „Jetzt gilt es nochmal, die Wähler zu mobilisieren – und sich zu überlegen, wie wir in Zeiten von Corona den Wahlkampf gestalten können.“

Wegen der Knappheit des Ergebnisses, ist die Enttäuschung bei Bernd Wohlhöfer (Bürgerliste Ermreus) groß: „Circa 20 Stimmen fehlen mir um in die Stichwahl zu kommen. Ich hatte ein knappes Ergebnis erwartet, aber die Enttäuschung ist jetzt natürlich da. Ich hoffe jetzt wenigstens in den Gemeinderat zu kommen und freu mich über die Unterstützung von Mitkandidaten, Freunden und Verwandten“, so der Bürgermeisterkandidat aus Ermreus. Im Sportlerheim wird dem Kandidaten Mut gemacht und volle Unterstützung gezeigt.

In Eggolsheim ist der alte und neue Amtsinhaber Claus Schwarzmann (BB) „hocherfreut“ über „ein klares Mandat“ von der Bürgerschaft. „Fast 60 Prozent sind ein gutes Ergebnis“ – vor allem noch nach bereits 24 Jahren im Amt. „Ich mache von Herzen gerne nochmal sechs weitere Jahre für unsere Gemeinde weiter.“

Gertrud Werner (UWK) ist mit 57,7 Prozent wiedergewählt zur Bürgermeisterin in Kleinsendelbach. Um 19.05 Uhr hebt sie die Hände in die Höhe, der Jubel unter ihren Anhängern ist groß. Werners erster Dank galt ihrem Team. In bester Stimmung zeigte sich Bürgermeister Oswald Siebenhaar (UWB) aus Langensendelbach. Mit 75,88 Prozent habe er ein beachtliches Ergebnis erzielt. Gegenkandidat Matthias Kern (FW) erhielt 459 Stimmen und zeigte sich als fairer Verlierer, er wünschte Oswald Siebenhaar eine „glückliche Hand für die Gemeinde“. Er werde auch weiterhin im Gemeinderat konstruktiv mitarbeiten, denn wir haben in den vergangenen Jahren hervorragend zusammengearbeitet sagte Kern. Aufgrund der Corona Situation verzichteten beide auf eine Wahlparty und zeigten damit vorbildliches Handeln.

In Pinzberg ist Elisabeth Simmerlein zur Bürgermeisterin gewählt. Stefan Hack und Alfons Eger sind unterlegen. „Ich bin absolut überwältigt. Man hofft immer, aber ich habe nicht damit gerechnet und freue mich riesig, ich habe lange darauf hingearbeitet“, sagt Elisabeth Simmerlein (FW). Sie bringe Erfahrung mit und freue sich auf die Aufgaben.

In Effeltrich ziehen Amtsinhaberin Kathrin Heimann (DEL) mit 44,36 Prozent und Herausforderer Peter Lepper (FW) mit 37,58 Prozent in die Stichwahl ein. Christine Bertholdt (CSU/ÜWG) hat mit 18,06 Prozent das Nachsehen.

Holger Bezold ist der neue Bürgermeister von Dormitz. Mit einer deutlichen Mehrheit von 62,3 Prozent holte er im ersten Wahlgang den Sieg und ließ seinen Konkurrenten weit hinter sich. Als die Beobachter im Rathaus realisierten, dass ihre Gemeinde keinen Bürgermeisterwechsel hat, brandete Applaus auf, den Bezold mit einer angedeuteten Verbeugung beantwortete.