Pretzfeld feierte ausgelassen seine Herbstkirchweih

4.10.2015, 18:49 Uhr

Für den Kerwa-ausrichtenden Pretzfelder Musikverein unter seinem neuen Vorsitzenden Christian Hetz war es das erste Mal, dass auch eine Gruppe Asylbewerber aus Afghanistan, die sich interessanter Weise sehr schnell nach den für sie untypischen Musikklängen gut im Takt bewegten, die Traditionskerwa in Pretzfeld besuchten.

Ein Auftakt nach Maß, bei dem die begeisterten Besucher durch die 16 Leutenbacher Stimmungsgaranten schnell mitgerissen wurden. Das Wahrzeichen der Kerwa, eine 23 Meter lange Fichte aus dem Gemeindewald, wurde am Samstag bei herrlichem Kerwa-Wetter und vielen Zuschauern vom Musikverein Pretzfeld mit dem Frankenliedmarsch von Richard Stegmann ins Dorf begleitet.

Dabei wurde das lange Gefährt von einem alten Fahr-Bulldog gezogen, dessen Fahrer, Hans-Jürgen Lipfert, eigens hierfür seine 47. Geburtstagsfeier unterbrochen hat. Für kurze Zeit war allerdings ein anderes Kraftfahrzeug in den Mittelpunkt des Geschehens gerückt, das ein sicheres Baumaufstellen durch die Kerwaburschen der Freiwilligen Feuerwehr Pretzfeld mit seinem Parkverhalten verhindert hatte. Aber Ärmel hochgekrempelt, ein fahrbares Untergestell unter jedes Rad gelegt und mit kräftigem Schieben war das Problem dann auch schnell Geschichte.

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Zur Kirchweihparty am Samstagabend heizte die Rock-Pop-Band Blind Date mit Frontfrau Nadine nach dem Motto“von Walzer bis Rock, wir haben auf alles Bock“ ein.

Kirche muss offen sein wie ein Bierfass

Der Sonntag begann mit dem von Pfarrer Florian Stark gefeierten Pfarrgottesdienst in der Rokokokirche St. Kilian. In seiner Festpredigt sagte er, „die Kirche als Gemeinde der Gläubigen muss auch nach oben offen sein muss, dass Gottes Geist einströmen kann, um die Gemeinschaft der Gläubigen lebendig zu erhalten. Das ist wie mit einem Bierfass: wenn oben das Ventil fehlt, kommt zum Zapfhahn nichts raus“.

Der anschließende, vom Musikverein Pretzfeld begleitete Frühschoppen, erbrachte schnell den Beweis, dass das Ventil am Fass ordentlich geöffnet war.

Traditionell fester Bestandteil der Kerwa ist eine Ausstellung des Fränkischen Schweiz Vereins, die in diesem Jahr zum 35. Mal von Hermann Bieger initiiert und mit dem Thema „Pretzfelder Wässerwiesen“ vorgestellt wurde. Das Wasser zur Wiesenbewässerung liefern seit je her die um Pretzfeld verlaufenden Arme der Trubach und Wiesent. Historische Bauelemente für das Bewässerungssystem, welches bis in das Mittelalter zurückreicht, wurden auf Informationstafeln aussagekräftig dargestellt.

Ein weiteres Kerwa-Highlight war trotz der regenbedingten Verlagerung in die Halle der Betz`n-Tanz. Ein Highlight und zugleich eine große Herausforderung für die Tanzpaare, denn vor den erwartungsvollen Augen vieler Zuschauer sollten die Tanzschritte im Dreiviertel-Takt schon so gut wie möglich der Musik angepasst werden, was mehr oder weniger einen „hoffentlich bald endenden Kraftakt“ für einige der Paare bedeutete. Dazu noch die gesteigerte Nervosität, bis sich der Wecker ins Zeug legt und schließlich das Siegerpaar bestimmt. Nach 12 Minuten allerhöchster Anspannung war es dann soweit: zum ersten Mal dabei, Tina Biersack/15 und ihr Tanzpartner Daniel Lipfert/17 hatten es geschafft und ernteten dafür reichlich Beifall. Die Realschülerin und der Bankkaufmann „wir waren am meisten selbst überrascht, denn gerade beim ersten Mitmachen hatten wir gehofft, dass ein anderes Paar beim Klingeln des Weckers den Blumenstrauß in Händen hält“.

Den Sonntag Abend beendeten die Weilersbacher Musikanten, bevor am Montag ein schönes 4 Tage-Dorffest mit einem musikalischen Frühschoppen und Salzknöchla zu Ende ging. Christian Hetz zog für sich das Fazit: „ich bin froh, dass die Kerwa so reibungslos und vor allem friedlich abgelaufen ist. Es hat einfach alles gepaßt!“.