Tote Tiere

Sind die Wässerwiesen in der Fränkischen Schweiz ein Problem für Fische?

23.6.2021, 11:37 Uhr

Die Wässerwiesen im Wiesenttal sind Weltkulturerbe - und ein Problem für Fische? © Julian Hörndlein

Das Konzept der Wässerwiesen hat im Wiesenttal eine lange Tradition. Dabei geht es darum, das vor Ort in Flüssen und Bächen vorhandene Wasser für die Bewässerung in der Landwirtschaft zu nutzen. Dazu werden in den Gewässern installierte Wehre geschlossen, wodurch der Wasserspiegel steigt und das Gewässer über das Ufer tritt. Mittels Bewässerungsgräben wird das Wasser auf den Feldern verteilt. Ist die Bewässerung anschließend abgeschlossen, werden die Tore wieder geöffnet und das Wasser fließt ab. Das Problem dabei: In den Gräben bleiben immer wieder Fische zurück, die aufgrund des hohen Wasserspiegels in die Gräben getragen werden. Wenn sie nach dem Ablassen nicht mehr in den Fluss zurück kommen, verenden sie im Graben.

„Das Problem ist bereits längerfristig bekannt“, erklärt Roland Kraus, Vorsitzender des Fischereivereins Gosberger Wehr. Der Fischereiverein sieht immer wieder tote Fische, darunter Karpfen, Schleien oder Rotaugen. In Gosberg besteht das Problem am Zusammenfluss zwischen Schwedengraben und dem Hirtenbach in der Nähe des Pinzberger Bahnhofs. Kraus wünscht sich, dass der Artenschutz im Konzept der Wässerwiesen mehr Beachtung findet. „Der Einfluss der Wässerwiesen auf die Unterwasserwelt muss untersucht werden“, sagt er. Problematisch ist für Kraus zudem, dass die Bewässerungsgräben zuwachsen würden. „Die Fische sieht keiner“, meint er.

Über Wehre wird die Bewässerung gesteuert.  © Landratsamt Forchheim

"Aufgabe der Fischer"

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Das Landratsamt teilt mit, dass es sich bei den toten Fischen um Einzelfälle handle. „Mit der Wässerung steht das Wasser nur wenige Zentimeter auf den Wiesen, sodass in der Regel keine Fische auf die Wiesen gelangen können“, so Landratsamts-Sprecher Holger Strehl. Bei entsprechender Pflege der Gräben solle gewährleistet werden, dass Fische wieder zurückfinden würden. Zudem sei die Zusammenarbeit vor Ort wichtig, um Wässerung und Ablassen mit allen Beteiligten abzustimmen. „Die Kontrollgänge sind aber Aufgabe der Fischer“, erklärt Strehl. Bei Häufung der Fälle können jedoch bauliche Maßnahmen eingesetzt werden.

Bei Niedrigwasser und Trockenperioden ist eine Wässerung nicht erlaubt.  © Julian Hörndlein

Trotz Trockenheit Wasser ausgeleitet

Auch Thomas Speierl von der Fachberatung für Fischerei beim Bezirk Oberfranken, kennt das Problem mit den Wässerwiesen. „Die Wässerwiesen haben im westlichen Oberfranken lange Tradition“, sagt er. Es habe in der Vergangenheit bereits Abstimmungen mit den Beteiligten vor Ort, dem Landratsamt und dem Wasserwirtschaftsamt gegeben. Damals war unter anderem Thema gewesen, dass in den Hitzesommern 2017 und 2018 trotz niedrigem Wasserstand Wasser ausgeleitet worden sei. Der Rücklauf liegt bei den Wässerwiesen bei etwa 50 Prozent.

„Wasserableitung soll nur bei mittlerem Niedrigwasser vorgenommen werden“, sagt Speierl. Ein weiterer Punkt, um die Situation für die Fische zu verbessern, ist für ihn die Instandhaltung und Verbesserung der Gräben, sodass die Fische wieder besser in die Flüsse zurückfinden. Dazu soll es in der nächsten Zeit einen erneuten Termin mit den Beteiligten geben, wo auch das Fischsterben auf der Tagesordnung steht. Auch der Artenschutz müsse bei den Wässerwiesen mitgedacht werden. „Das Konzept muss sein, nachhaltig die Kulturtradition zu erhalten“, so Speierl.