So war der Auftakt der Puppentheatertage in Forchheim

21.10.2019, 12:00 Uhr

Eine weiße Wand aus dünnem Papier war auf der Bühne des Jungen Theaters in Forchheim aufgebaut. Zarte Töne und melodischer Gesang untermalten die Eröffnung des Stückes "Metamorphosen". "Wird der Mensch bestehen bleiben, wird er untergehen oder wird er sich verwandeln wie alles andere in der Natur?", war die zentrale Frage, die zu Beginn des Stückes gestellt wurde.

Mythen, Licht- und Toneffekte

Erst ein kleiner Riss im dünnen Papier, dann die gesamte Zerstörung der weißen Wand. Wie auch das literarische Werk von Ovid, beginnt das Stück von Karin Schmitt und Elena Schmidt-Arras im Chaos. Mit Licht, Schatten und kunstvollen Tonelementen erzählten sie kurze Geschichten der Verwandlung. In der Liebesgeschichte von Pyramus und Thisbe verwandelten sich beispielsweise die weißen Beeren des Maulbeerbaums in rote Beeren. Die beiden Liebenden waren unter diesem Baum verabredet doch durch ein Missverständnis war Pyramus überzeugt, dass seine Thisbe vom Löwen gefressen wurde und stach sich ein Schwert in die Brust. Als Thisbe zurückkam und den toten Geliebten sah, zog sie ihm das Schwert raus und rammte es sich ebenfalls in die Brust. Das Blut spritzte auf den Maulbeerbaum, der über ihnen seine Früchte hängen ließ und so färbten sich die Beeren in der Farbe der Liebe. Die Hände der Theaterspielerinnen bildeten Schattengestalten, die sich vom Löwen in Thisbe und in Pyramus verwandelten. Rotes Blut spritzte auf das weiße Papier, als die Liebenden ihrem Leben ein Ende bereiteten.

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Zwischen den Geschichten brachten die Schauspielerinnen mit Gesang und einer Loopstation, die mehrere Aufnahmen abspeichert und in gewisser Reihenfolge wiedergibt, spannende Tonelemente ein. "Alle Geschöpfe der Erde sollen in Sicherheit und Würde leben, denn die Seele bleibt immer gleich, nur der Körper wechselt. Was früher war ist vorbei und jeden Augenblick entsteht etwas Neues", sprach eine Stimme am Ende des Stückes.

Zwar waren nicht alle Stühle im Saal besetzt, einen lauten Beifall bekamen die beiden Spielerinnen trotzdem. "Die Vielschichtigkeit und der Wechsel aus den Elementen hat mir besonders gut gefallen. Die Spielerinnen haben mit so einfachen Methoden, wie den Händen als Schattenfiguren, tolle Wirkungen erzielt", so die Zuschauerin Bettina Specht.

Begeistertes Publikum

Am Samstagnachmittag spielten "die Exen" ein Stück für Kinder. "Gute Nacht Rosalie" erzählte das Märchen von Dornröschen neu und begeisterte damit nicht nur die kleinen Zuschauer. "Wie Karin Schmitt die drei Figuren der Oma, Mutter und des Kindes gleichzeitig spielte war großartig. Das ist eine wahre Kunstfertigkeit. In manchen Momenten musste man sich anstrengen, um zu merken, dass es doch nur Puppen sind", so Patrik Lumma, der künstlerische Leiter der Puppentheatertage.

Am Abend hatte das "Theater Handgemenge" seine erste Vorführung an den Puppentheatertagen. Mit Schauspiel, Musik und Humor erzählten sie das Märchen von Hans im Glück. Wie bei allen Stücken an dem Wochenende war der Saal fast voll und das Publikum begeistert.

Patrik Lumma ist glücklich über das große Interesse auch nach 24 Jahren: "Wir haben dieses Mal die gesamte Bandbreite des Puppenspiels im Jungen Theater gehabt. Von der sehr poetischen Vorstellung am Freitag über klassische Theaterkunst am Samstag bis hin zum Workshop, in dem man selbst Geschichten erzählen konnte, hatten wir dieses Mal alles dabei."  Zusammen mit den Aufführungen, die in Schulen und Kindergärten stattgefunden haben, schätzt Patrik Lumma die Besucherzahlen auf knapp tausend Zuschauer.

Im nächsten Jahr feiern die Forchheimer Puppentheatertage ihr 25-jähriges Jubiläum. "Welche Gruppen spielen werden, kann ich jetzt noch nicht sagen. Wir wollen jedoch ein besonderes Jubiläum feiern, weil wir dankbar sind, dass das Puppenspiel über die vielen Jahre so gut vom Publikum angenommen wird", so Lumma.