Steinbruch darf sich ausdehnen

6.9.2010, 00:00 Uhr

Der Fall war nicht einfach: Bei der nun genehmigten Erweiterungsfläche südlich der Kreisstraße LAU3 (diese verbindet Schermshöhe mit Ittling) handelt es sich nämlich um Landschaftsschutzgebiet, in dem Orchideen wachsen und Fledermäuse zu Hause sind. Sportkletterern war es beispielsweise mit dem Hinweis auf die besonders schützenswerte Fauna und Flora jahrelang verboten, bestimmte Felsen in dem Bereich zu beklettern.

Das Landratsamt hat jetzt grünes Licht für die Erweiterung gegeben, weil das Gebiet vor einigen Jahren im Regionalplan als "Vorrangfläche" ausgewiesen worden war. "Es ist aber noch einmal eine artenschutzrechtliche Prüfung erfolgt", berichtet Diana Pichl, Abteilungsleiterin "Bauen und Umwelt" am Landratsamt.

Konzept für den Ausgleich

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Ein detailliertes Konzept für mögliche Ausgleichsflächen, die die "Bärnreuther & Deuerlein GmbH" bezahlen muss, wird in Abstimmung mit allen Beteiligten noch erarbeitet, so Diana Pichl. Generell sind Steinbrüche in Landschaftsschutzgebieten aber zulässig, genau wie Kläranlagen.

Bei der Schotterfirma, die ihren Hauptsitz in Gräfenberg hat, ist man über die Entscheidung aus Lauf froh - aus mehreren Gründen. "Wir können am bisherigen Standort in Hormersdorf die Vorgaben der Berufsgenossenschaft auf Dauer nicht mehr erfüllen", sagt Geschäftsführer Werner Steinbrecher. Die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten seien dort nicht optimal. Außerdem sei die Erweiterung des bisher rund 30 Hektar großen Steinbruchs dringend notwendig, um Arbeitsplätze zu sichern. Denn Steinbrecher will am Standort Hormersdorf unbedingt festhalten, der nicht zuletzt wegen der unmittelbaren Autobahnnähe ideal sei: "Da müssen wir mit unseren Lkw nicht durch die Dörfer rattern."

Hochwertiger Dolomit

Das Dolomitgestein, das hier abgebaut wird, sei zudem sehr hochwertig und biete vielfältige Einsatzmöglichkeiten - hauptsächlich im Straßen- und Autobahnbau. Dazu kommt, dass 95 Prozent des abgebauten Materials auch tatsächlich verwertet werden können. Werner Steinbrecher betont, dass die Erweiterung des Geländes aber keinesfalls "von heute auf morgen" passieren wird, sondern in Etappen. "Wir kalkulieren mit einem Zeitraum von 15 bis 20 Jahren." Die zusätzliche Nettoabbaufläche betrage maximal 20 Hektar, fünf Hektar seien "Arbeits- und Randfläche".

Höchst kritisch sieht man die Situation freilich beim Bund Naturschutz. "Wir sind überzeugt, dass dieser massive Eingriff in die Natur nicht auszugleichen ist", sagt Heide Frobel, 2. Kreisvorsitzende des BN. Den Erfolg der geplanten Ersatzmaßnahmen hält sie für "fraglich". Seine Bedenken hatte der BN vor knapp einem Jahr in einer Stellungnahme an das Landratsamt schriftlich formuliert. Darin weisen die Naturschützer auf eine Reihe besonders gefährdeter Tier- und Pflanzenarten hin.

Zudem müssten die Bewohner von Ittling, Spies und Schermshöhe sich auf massive - zumindest optische - Beeinträchtigungen einstellen, glaubt der BN. Heide Frobel ist aber vor allem "sauer" über das Vorgehen des Landratsamtes, das ein Erörterungsgespräch Ende letzten Jahres abgesagt und auch auf die Stellungnahme des BN nicht reagiert habe. "Deshalb werden wir die Sache nicht auf sich beruhen lassen, auch wenn wir keine rechtlichen Möglichkeiten haben. Wir fordern für künftige Projekte einfach mehr Mitspracherecht."

Rolf List, Pressesprecher des Amts, betont jedoch, dass es sich hier um eine ganz normale Vorgehensweise gehandelt und man den Bedenken des BN sehr wohl Rechnung getragen habe, indem die Schotterfirma eben für Ausgleichsmaßnahmen sorgen müsse. Außerdem bleibe am Rand des Abbaugebiets ein Waldgürtel stehen, sodass der Steinbruch nicht direkt erkennbar sei.

Die Sorgen der Naturschützer kann Firmen-Chef Werner Steinbrecher durchaus nachvollziehen. "Es ist klar, wir bewegen Massen und können uns damit nicht verstecken." Doch seinem Unternehmen liege viel daran, Eingriffe in die Natur so verträglich wie möglich zu gestalten. Barbara Eichler dagegen tröstet das nur wenig. "Wir Kletterer mussten jahrelang aufs Klettern auf bestimmten Felsen verzichten. Jetzt ist das anscheinend alles egal", meint die DAV-Regionalvertreterin für Klettern und Natur in Nordbayern. Einer der Felsen, der noch beklettert werden durfte, der Schiepfenstein nämlich, muss zudem wohl dem Steinbruch weichen.