Voller Tatendrang: Heiligenstadts Bürgermeister zieht nach 100 Tagen Bilanz

27.8.2020, 17:23 Uhr

Das Vertrauen der Bevölkerung in den neuen Bürgermeister ist sehr groß, das belegt das Wahlergebnis mit über 68 Prozent der abgegebenen Stimmen, das Stefan Reichold (SPD) im März einfahren konnte. Der Verantwortung, die daraus resultiert, ist er sich bewusst, der Ehrgeiz aber auch groß, "denn ich empfinde es als große Ehre und ein großes Glück, dieses Amt auszuführen" sagt Reichold nach den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit.

Stefan Reichold bereitete sich akribisch auf seine neue Aufgabe vor. Bereits im April sah man ihn an vielen Nachmittagen im Rathaus, wo er sich von Amtsvorgänger Helmut Krämer und Geschäftsleiter Rüdiger Schmidt einarbeiten ließ. "Die Vorbereitung auf das Bürgermeisteramt war hervorragend, Helmut und Rüdiger haben mich offen und ehrlich mit allen Vorgängen und Projekten vertraut gemacht", blickt Reichold auf die Zeit vor und kurz nach seinem Amtsantritt zurück.

"Wir haben eine gute Truppe"

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Den Schritt ins Rathaus hat der 39Jährige nicht bereut: "Ich merke jeden Tag, wie toll es ist, seinen Horizont ständig zu erweitern. Die Arbeit ist abwechslungsreich, ich habe viel Kontakt zu Bürgern, auch bei mitunter spannenden Themen." Dass Stefan Reichold sich im neuen Amt wohlfühlt, liegt auch an den Mitarbeitern und dem Bauhof: "Wir haben eine gute Truppe." Sehr positiv sieht der verheiratete Familienvater auch die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Funktionsträgern im Landratsamt Bamberg. Hier dürfte er sicher auch vom guten Netzwerk seines Amtsvorgängers profitieren.

Das Arbeitspensum ist hoch, doch hier "ist Corona wohl Fluch und Segen zugleich". Dadurch, dass kaum Veranstaltungen stattfanden, hatte Reichold Zeit, um mit Bürgern und Firmen ins Gespräch zu kommen und damit "seine Marktgemeinde" noch besser kennen zu lernen. "Bis Mitte September möchte ich dann alle Gewerbebetriebe in Heiligenstadt, das sind zirka 70 besucht haben. Ich nehme mir für die Gespräche gut eine Stunde Zeit", erklärt Reichold. Auch die gemeinsame eintägige Rundfahrt mit dem Marktgemeinderat, dem neben dem Bürgermeister zehn weitere "Neulinge" angehören, diente dem Kennenlernen der Marktgemeinde mit ihren 24 Ortsteilen und den dazugehörenden großen und kleinen Problemen.

"Was Kopfzerbrechen bereitet"

Was ihm Kopfzerbrechen bereitet, das ist die finanzielle Situation in Heiligenstadt, speziell die zu erwartenden Einbrüche infolge der Corona-Krise "2020 konnte durch den Rettungsschirm noch einiges abgefangen werden, doch 2021 und 2022 hängen wir in der Luft. Ich fürchte einen weiteren Anstieg der Pro-Kopf-Verschuldung", sagt Reichold.

Die 35-Stunden-Woche, die Stefan Reichold zuvor bei einem Erlanger Weltkonzern hatte, wo er als Logistikplaner arbeitete, ist passé. Doch seine Familie sieht er derzeit mitunter sogar öfter: "Ab und zu kann ich sogar zum Mittagessen nach Hause fahren. Wir achten auch sehr darauf, dass wir unseren Freundeskreis nicht vernachlässigen. Das Privatleben darf durch das neue Amt nicht außen vor bleiben." Die freie Zeit vor seinem Amtsantritt war geprägt von seinem Amt als Fußball-Abteilungsleiter des SC Heiligenstadt.

Dieses hat er bis zur nächsten Wahl an Winfried Hollfelder und Johannes Krämer, Sohn des Alt-Bürgermeisters, abgegeben. Eine der ersten Jahreshauptversammlungen, die nach dem Lockdown wieder stattfanden, war ausgerechnet die des Fußball-Ortsrivalen SC Teuchatz: "Trotz meiner SC-Seele war der Empfang sehr herzlich, wenn natürlich die eine oder andere Frotzelei, auch vom früheren Gemeinderat Alexander Stöcklein, nicht fehlen durfte", erinnert sich Reichold gut gelaunt an den Termin.

Neue Geschenkkarte

Kurzfristige Ziele für die kommenden Monate sind unter anderem eine Klausurtagung mit allen Gemeinderäten, die Ortssprecherwahl im Herbst und die Einführung einer Geschenkkarte. "Wir werden künftig bei Geburtstagen oder anderen Anlässen keine Weinkartons mehr verschenken, sondern Guthaben-Karten von örtlichen Unternehmen", informiert Reichold.

Derzeit laufende Projekte in der Gemeinde mit hoher Priorisierung sind der weitere Bau des neuen Feuerwehrhauses, der Ausbau des Kinderhortes bis 2021 sowie "die Wasserversorgung, die uns wohl noch die nächsten 20 Jahre beschäftigen wird". Das TOP-A-Projekt ist aber der weitere Breitbandausbau nach der Inbetriebnahme der ersten drei Ortsnetze (wir berichteten), auch aus monetärer Sicht, denn mit jedem neuen Kunden verdient die Gemeinde Geld. "Zudem steigt dadurch die Attraktivität von Heiligenstadt. Das merken wir bereits jetzt."

Der Breitbandausbau und die verschiedenen Abwasserprojekte mit der Kläranlage in Traindorf als Höhepunkt sind Maßnahmen, die auf lange Zeit mit dem Namen Helmut Krämer in Verbindung gebracht werden. Aufbauend auf die Digitalisierung hat Stefan Reichold eine Vision für seine Heimatgemeinde: "Möglichst viele Firmen, die für Arbeitsplätze und Steuereinnahmen sorgen, siedeln sich in Heiligenstadt an." Gelingt dies, dann hätte sich auch Stefan Reichold ein kleines Denkmal gesetzt.