Weißenohe: Tritt Rudolf Braun nochmal an?

3.10.2019, 16:00 Uhr

Rudolf Braun ist seit vier Wahlperioden Bürgermeister in Weißenohe. Eigentlich hätte er schon 2014 nicht mehr antreten wollen, ließ sich dann aber überreden. Und im nächsten Jahr? Könnte es genauso kommen. © Petra Malbrich

„Bürgermeister gesucht!“ Dieser Aufruf ist vor allem in kleineren Gemeinden immer häufiger zu hören und würde auch auf Weißenohe zutreffen. Denn der amtierende Bürgermeister Rudolf Braun wollte bereits vor sechs Jahren das Ehrenamt an den Nagel hängen und ist eigentlich auch für die kommende Wahl nicht mehr bereit, zu kandidieren. Wer dann?

„Wir haben viele Leute abgefragt. Doch das Problem ist wie in vielen kleinen Gemeinden. Es findet sich niemand, der dieses Ehrenamt wie einen Beruf ausführen kann“, erklärt Rudolf Braun. Sein Blick über die Gemeinden im Landkreis bestätigt das.

Einen Bürgermeister, der hauptberuflich in Anstellung ist und das Amt nebenher führt, gibt es nicht. Entweder die Bürgermeister und Bürgermeisterinnen haben ihren Job an den Nagel gehängt oder sind selbstständig, im öffentlichen Dienst oder Rentner und haben auf Halbtagsjob reduziert. Eine Abfrage im Gemeinderat in interner Runde bringt ein ähnliches Ergebnis.

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Interesse am Amt und an der Gemeinde ist bei vielen vorhanden. Aber: „Es ist ein gut ausgefüllter und überfüllter Job, das schaffe ich zeitlich unmöglich“, sagt Daniel Trübenbach (FWG), der eine Steuerkanzlei besitzt. Das Bürgermeisteramt möchte man dann auch gut ausüben, nicht nur am Rande. Deshalb nennt auch dritter Bürgermeister Thomas Windisch (UWG) zeitliche Gründe für eine Nichtkandidatur. Als Kreisbrandrat hat er bereits ein intensives Nebenamt. Zusätzlich Zeit in das Bürgermeisteramt zu investieren, geht nicht. „Neben dem Beruf ist das nicht zu stemmen. Vor allem sind viele Termine tagsüber“, erklärt Windisch.“ "Wenn man tagsüber bei den Veranstaltungen nicht ist, fehlen viele Informationen“, erklärt zweiter Bürgermeister Raimund Schwarz (WGA), der aus diesen Gründen bereits vor sechs Jahren nicht kandidiert hat. Er ist mit seinem Geschäft Heizung, Sanitär und Energietechnik zeitlich bereits ausgebucht. Beides lasse sich nicht unter einen Hut bringen, wolle man ein Bürgermeister sein, der das bestmögliche für seine Gemeinde herausholt.

„Den Job des Bürgermeisters kann man unmöglich nebenbei machen. Die Arbeiten und Aufgaben in diesem Ehrenamt werden immer mehr. Es gehört ein hauptamtlicher Bürgermeister her. Da muss endlich ein Umdenken stattfinden“, betont Schwarz und spricht damit seinen Kollegen aus der Seele. Selbst für die kleine Gemeinde Weißenohe, die nicht einmal 1200 Einwohner zählt. Sorgen bereiten sich die Weißenoher trotzdem nicht. „Der Rudi macht es schon“, sind nicht nur die Gemeinderäte zuversichtlich.

„Fachlich ist er einwandfrei“, betont Schwarz. Auch ein bisschen Stolz schwingt bei den Weißenohern mit, schließlich ist es ihr Bürgermeister, der für den Kreisverband Forchheim Vorsitzender des Bayerischen Gemeindetags ist. „Da kommt man nicht aus Spaß hin. Er hat sich hochgearbeitet“, betont Schwarz. Findet sich kein Kandidat, dürften die Wähler auf den Wahlzettel selbst einen Namen als Wunschbürgermeister angeben und der Name, der am häufigsten vorgeschlagen wurde, dieses Amt auch ausüben, wenn er dazu bereit wäre.

„Zu viel Verantwortung“

Doch auch wenn Rudolf Braun, der mit 69 Jahren noch immer als Vermögensberater aktiv ist, bisher nicht bereit ist zu kandidieren und auch noch nicht offiziell nominiert ist, wird er wohl wieder der nächste Bürgermeister sein. „Ich bin niemand, der hinwirft. Dazu habe ich zu viel Verantwortung gegenüber der Gemeinde. Ich habe mich schon einmal überreden lassen, als sich niemand gefunden hatte“, erklärt Braun.

Und er hat noch viele Projekte, die er ins Rollen oder zu Ende bringen würde. „Die Chorakademie ist sein Kind“, nennt Schwarz eins davon. Allerdings: „Es muss klar sein, dass es zeitlich begrenzt wäre“, sagt Braun. Schließlich könne auch er einmal krank werden. Dann wäre er nicht nur der älteste Bürgermeister im Landkreis, sondern auch derjenige, der den Titel am längsten trägt. Immerhin übt Rudolf Braun das Amt bereits 24 Jahre aus.