Wer steckt hinter Bauantrag?

24.6.2016, 17:00 Uhr

Inzwischen hat sich aber der Liquidator des aufgelösten Kindergartenvereins geäußert: Richard Wagner aus Willersdorf bestätigte, die Immobilie im Auftrag des Vereins an die Sectora Liegenschafts- und Beteiligungsgesellschaft mbH aus Bamberg veräußert zu haben. Bei dem Verkauf sei es dem damaligen Vorstandsgremium des Vereins aber nicht darum gegangen, den größtmöglichen monetären Gewinn herauszuschlagen, so Wagner: „Wir wollten, dass das Gebäude möglichst bald wieder mit Leben erfüllt wird.“

Nicht der Höchstbietende

Aus diesem Grund habe nicht der Höchstbietende den Zuschlag erhalten, „sondern der Bieter mit dem sozialverträglichsten Angebot“. Man habe die Schaffung von erschwinglichen Wohnungen für junge Familien im Sinn gehabt, jahrelanger Leerstand und Verfall mitten im Dorfkern sollten vermieden werden. Der Verkaufspreis von 50 000 Euro habe den in einem Gutachten ermittelten Wert der Immobilie übertroffen. Die Hälfte des Erlöses sei an die Gemeinde Hallerndorf überwiesen worden, die den neuen Kindergarten „St. Margareta“ gebaut hat, damit das Geld weiter den Kindern des Dorfs zu Gute kommt.

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Mit dem Satz: „Ich habe versucht, das beste für die gesamte Ortschaft herauszuholen“, fasst Wagner seinen Standpunkt zusammen. Die zweite Hälfte des Verkaufspreises ging zusammen mit dem Restvermögen des Vereins gemäß dem Testament der Kindergartenstifterin Margareta Schleicher an die katholische Kirchenstiftung. Pfarrer Matthias Steffel bestätigte auf Nachfrage die Angaben des Liquidators: Man sei beim Verkauf darauf aus gewesen, das alte Gebäude einer guten Nutzung zuzuführen. Seit dessen Veräußerung habe man auf die weitere Entwicklung keinen Einfluss mehr.

Im Raum steht nach wie vor ein Weiterverkauf der Immobilie für 300 000 Euro. Dass es diesen Preissprung gab, wurde den NN inzwischen von einer zweiten Quelle bestätigt. Die jüngste Anfrage bei der Sectora GmbH wurde dagegen denkbar knapp beantwortet: „Dazu kann Ihnen hier niemand etwas sagen“, meinte ein Mitarbeiter am Telefon, dann legte er auf.

Wie schon einmal Ende April steht auf der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung am nächsten Dienstag wieder ein Bauantrag zum Umbau des Gebäudes in fünf Wohneinheiten. Als Antragsteller sind erneut die „HB Performance Internationale Beteiligungs GmbH“ und der Name Michael Sperber genannt.

Eine Adresse der Firma HB Performance konnte (wie berichtet) bislang nicht ausfindig gemacht werden; Michael Sperber hält sich am Telefon weiterhin bedeckt. In einem neuerlichen Telefonat ließ er lediglich wissen, dass die HB Performance gar nicht der Eigentümer des Gebäudes sei. Wie die NN inzwischen aus zuverlässiger Quelle erfahren haben, soll im Grundbuch die Firma „CSI Projektbau UG“ mit der Anschrift Löhrstraße 12 in Leipzig eingetragen sein.

CSI unbekannt

Die Suche nach einem Ansprechpartner läuft jedoch auch hier ins Leere: Eine Homepage hat die Firma CSI Projektbau nicht und auch keine auffindbare Telefonnummer. Das Leipziger Gewerbeamt teilt mit, dass im städtischen Gewerbeverzeichnis keine Firma dieses Namens eingetragen ist. Auch Nachbarn in den Häusern Löhrstraße 10, 12 und 14, bei denen wir angerufen haben, wissen nichts von dem Unternehmen. Bei der Hausverwaltungsgesellschaft, die für das Mietshaus Löhrstraße 12 zuständig ist, kennt man den Namen CSI Projektbau ebenfalls nicht.

Hallerndorfs Bürgermeister Torsten Gunselmann bezeichnete diese Rechercheergebnisse im Gespräch mit den NN als „merkwürdig“.