Ahnen aus Kärnten

25.2.2011, 09:00 Uhr

Besonders Charakteristische seien Ascheneller, Blasnig, Brandstätter, Galsterer, Gütler, Hasler, Hörndler, Huber, Kandusch, Köfler, Kögler, Latteier, Meichinger (Meigerner), Moser, Patutschnig, Roßbacher, Scheiber, Stallwitz, Steiner, Taler/Dallnig, Warnig, Wieser, Wiesner und Wiserner. Träger dieser Namen könnten mit ziemlicher Sicherheit als Nachkommen von Glaubensflüchtlingen aus Österreich, den sogenannten Exulanten, betrachtet werden, sagt Karl Heinz Keller, ehemals Pfarrer in Kammerstein, jetzt Unruheständler und Exulanten-Ahnenforscher in Schwabach-Dietersdorf. Er verblüfft schon mal einen örtlichen Zimmerer namens Haßler mit der Erkenntnis, dass er Kärntner Wurzeln habe. Doch Keller kennt nicht nur die Geschichte der Haßlers, sondern auch die der Galsterers, Hörndlers und Stallwitzes und die Höfe in Kärnten, in denen ihre Ahnen zu Hause waren.

Recherche in Kirchenbüchern

Keller stützt seine Forschung weitgehend auf Kirchenbücher. Er ist eines der führenden Mitglieder der Gesellschaft für Familienforschung Franken (GFF), die ihr besonderes Augenmerk seit ihrer Gründung 1921 auf die Exulanten richtet. Dass diese heute hier sind, liegt an der Reformation. Luther schlug 1517 seine 95 Thesen an die Tür der Wittenberger Schlosskirche. Einige Jahrzehnte später, vor 400 Jahren, begann die Vertreibung und Flucht vieler Kärntner wegen ihres Glaubens aus der angestammten Heimat. Sie wollten nämlich unbedingt evangelisch bleiben, statt wieder katholisch werden, wie es ihnen die Landesherren vorschrieben.

Blieb also nur das mehr oder weniger erzwungene Auswandern in evangelische Landstriche. Eine neue Bleibe fanden sie 500 Kilometer entfernt in Franken. Ins Dekanat Schwabach zum Beispiel sind laut Keller seinerzeit 901 Exulanten aus Kärnten zugezogen. Sie stellten in dem durch Pest und 30-jährigen Krieg entvölkerten Gebiet damals wahrscheinlich die Hälfte der Bevölkerung. Zehn bis zwölf Generationen später ist das Wissen über die Ahnen weitgehend verloren gegangen.

Kärnten und die Landesausstellung in Fresach sind Ziel von drei „Exulantenfahrten“ (Busreisen), die Karl Heinz Keller leitet. Fresach in Zentralkärnten ist eine evangelische „Toleranzgemeinde“, im 18. Jahrhundert ein Rückzugsgebiet der „Geheimprotestanten“. Dort steht ein altes Toleranz-Bethaus.

Es wurde in der ersten Stufe der Duldung der Protestanten im Jahr 1785 unter strengen staatlichen Auflagen als „getarnte“ Kirche erbaut: ohne Turm, mit nur kleinen, gewöhnlichen Fenstern und nur mit einem Hintereingang über den Hof. 100 Jahre später, in der zweiten Stufe der Toleranz, durfte eine richtige evangelische Kirche mit Turm errichtet werden.

Werbung
Werbung

Ausstellung im Museum

Das Bethaus blieb stehen. Seit 50 Jahren beherbergte es das Evangelische Diözesanmuseum für Kärnten. Jetzt wird es renoviert und dient künftig als schlichter Andachtsraum. Gleich daneben entsteht für fünf Millionen Euro ein modernes Ausstellungs- und Tagungsgebäude in Form eines Würfels aus Beton und Glas, in dem das neu konzipierte Evangelische Diözesanmuseum eingerichtet wird.

Es zeigt in der Landesausstellung „Glaub würdig bleiben — 500 Jahre protestantisches Abenteuer“ vom 7. Mai bis 31. Oktober die dramatische Geschichte der Kärntner protestantischen Kirche, die bereits in der Reformationszeit entstanden ist: ihre Blütezeit, die von einer gewaltsamen Gegenreformation im Jahr 1600 jäh beendet wurde, die Austreibung Tausender Exulanten, die bei uns Zuflucht und Heimat fanden, das Abtauchen der Zurückgebliebenen in den Untergrund des Geheimprotestantismus, das überraschende Wiederauftauchen in der Toleranzzeit und die stufenweise Gleichberechtigung im modernen Land Kärnten.

Karl Heinz Keller und Prof. Dr. W. W. Schnabel sowie Gerhard Bauer von der GFF haben zur Schau die Geschichte der Exulanten beigesteuert.

Kontakt: Karl Heinz Keller, Krottenbacher Straße 8, 91126 Schwabach-Dietersdorf, Telefon (0911) 6328185, E-Mail k.h.keller@gmx.de