Bayerns Zukunft: Zubetoniert und versiegelt?

2.10.2018, 21:00 Uhr

Der Klimawandel ist nicht mehr zu ignorieren. Der Sommer 2018 brachte nicht nur Hitze, sondern eine lang anhaltende Dürre mit sich. Eine Mitschuld am sinkenden Grundwasserspiegel trägt die massive Bodenversiegelung durch Straßen-, Wohn- und Gewerbebebauungen. Um dem entgegenzuwirken, soll ab 2019 für jede neue versiegelte Fläche an anderen Stellen in der Gemeinde eine Entsiegelung vorgenommen, also Asphaltdecken abgetragen und Industriebrachen renaturiert werden. Klingt gut. Aber reicht das?

Petra Guttenberger sieht den wachsenden Flächenverbrauch in der Region als unvermeidlich an. "Jedes Jahr kommen viele Menschen nach Bayern, um dort zu wohnen und zu arbeiten. Die brauchen ein Dach überm Kopf, Infrastruktur und Schulen für ihre Kinder." Da 50 Prozent der Neuversiegelung im Immobiliensektor stattfinden, hält es die Fürther CSU-Abgeordnete für zweckmäßig, ehemalige Gewerbeflächen dem Wohnungsbau zuzuführen und eine dauerhafte Entsiegelung mit einer entsprechenden Vergütung zu honorieren.

Was die Gewerbeflächen betrifft, so beklagte Sozialdemokrat Horst Arnold, dass 40 Prozent gar nicht als solche genutzt würden, obwohl sie so ausgewiesen seien. Da die Gemeinden die Flächen-Hoheit haben, sollten sich die Kommunen lieber ihre Gewerbeflächen teilen, statt "einfach drauflos auszuweisen".

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Obwohl das Volksbegehren gegen den Flächenfraß von den bayerischen Gerichten abgeschmettert wurde, freut sich Barbara Fuchs, "dass nun ein Bewusstsein für das Thema herrscht". Denn Baufläche sei immer schwerer zu finden.

Die grüne Fürther Stadträtin und Direktkandidatin für die Landtagswahl plädierte vor den rund 60 Zuhörern in der vom BN-Landesbeauftragten Martin Geilhufe moderierten Diskussion für mehr Tiefgaragen, um Parkflächen zu reduzieren; ferner, Dächer von Supermärkten als Wohnfläche zu nutzen, Ortskerne wiederzubeleben und alte Gebäude zu renovieren. Wirtschaft und Ökologie solle man nicht in Konfrontation zueinander stellen, sondern "zusammen denken".

Dem Sterben kleiner und mittelgroßer Bauernhöfe und der Industrialisierung der Landwirtschaft wandte sich Arnold zu. Der Strukturwandel auf dem Land sei nicht aufzuhalten, jedoch verträglich zu gestalten. Auf jeden Fall wolle er "keine Riesensauställe wie in Meckpomm". Landwirte müssten vom Übermaß an Bürokratie entlastet werden. Zur Förderung des Tierwohls sollten Laufställe den Vorzug vor Anbindeställen erhalten.

Kampf dem Glyphosat

Scharf kritisierte Fuchs die industrialisierte Landwirtschaft, der es immer mehr um höhere Gewinne und niedrigere Kosten gehe. Dies würde Monokulturen und Lebensmittelskandale produzieren sowie mittelständische Bauern vor die Alternative "Wachsen oder Weichen" stellen. Glyphosat und Neonikotinoiden sagte sie den Kampf an. Bis 2025 wünscht sich Fuchs 30 Prozent biologische Landwirtschaft in bayerischen Betrieben. "Die Verbraucher müssen aber auch bereit sein, dafür mehr zu bezahlen."

Auch Petra Guttenberger will keine Agrarfabriken, sondern die heimische Landwirtschaft — "ob bio oder konventionell" — erhalten. Auch sie plädierte für weniger Pestizide und für den Einsatz von Robotern in der Landwirtschaft. Die Verantwortung sieht die CSU-Landtagsabgeordnete durch die Bauern gewährleistet: "Jeder Landwirt weiß, dass er von seinem Boden lebt. Also behandelt er ihn schonend."