Dataform-Pläne: Flächenfraß kontra Arbeitsplätze

1.8.2019, 15:00 Uhr

Während der großen Ferien sind Schulhäuser Orte der Ruhe, nicht so in Roßtal. Trotz eines schönen Sommerabends sitzen 150 Männer und Frauen in der Aula der Mittelschule dicht an dicht, um sich über das am 8. September anstehende Bürgerbegehren zum Gewerbegebiet Buchschwabach zu informieren.

Die Sitzordnung im Rund zeigt, dass sich in Roßtal zwei Lager gebildet haben, auch wenn der Sprecher der Bürgerinitiative Pro Lebensqualität in Roßtal, Wolfgang Haug, sagt: "Wir wünschen uns keine Blockbildung." Die Bürgerinitiative (BI) will die Ansiedlung des Unternehmens Dataform verhindern, ihr gegenüber steht das Aktionsbündnis Zukunft Roßtal (Azuro), das die Entwicklung des Gewerbegebietes als Chance für den Ort sieht.

Eine wichtige Rolle spielt die Marktgemeinde. Bürgermeister Johann Völkl nutzt die Gelegenheit, den Bürgern eine Kurzfassung der bisherigen Überlegungen und Beschlüsse zu geben. Denn am 8. September geht es nicht nur um die von der BI initiierte Entscheidung, sondern auch die Kommune möchte wissen, ob die Bürger die Firma Dataform Dialogservices in Buchschwabach wollen. Es werden also zwei Fragen und eine Stichfrage gestellt.

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Wolfgang Haug spricht für die BI und den Bund Naturschutz. Er wirbt für ein Ja auf die Frage der BI: Soll die Gemeinde die Ansiedlung von Dataform verhindern?

Haugs Themen sind der hohe Flächenverbrauch, er nennt Zahlen zwischen 60.000 und 100.000 Quadratmetern und die Gefahr für das Grundwasser durch Versiegelung. Er zweifelt, ob das Rückhaltebecken, das Dataform bauen muss, tatsächlich ein Biotop werden kann und warnt vor dem zu erwartenden Verkehrsaufkommen.

Vorteile zu gering

Den Gewinn, den die Ansiedlung bringe, sieht er als zu gering an. Die Gewerbesteuer, die Dataform zahlt, beziffert er auf 18.000 Euro jährlich, allerdings nennt er keine Quelle für diese üblicherweise geheime Information. Auch das Argument Arbeitsplätze lässt er nicht gelten. Es würden lediglich Jobs von Ammerndorf nach Buchschwabach verlagert; höchstens 20 neue Stellen entstünden. Als Alternative schlägt die BI ein kleinteiliges Gewerbegebiet vor, das sich nach und nach entwickelt und örtlichen Unternehmen eine Erweiterungsmöglichkeit bietet.

Flächenfraß, das Argument der BI, kann auch Matthias Tafelmeyer von Azuro nicht wegdiskutieren. Für ihn ist das eine Frage der Abwägung zwischen Umwelt, Mensch und Heimat. Er fordert einen verantwortungsvollen Umgang mit dem noch unverbauten Grund, aber auch Rücksicht auf die Menschen: Weniger Pendeln bedeute mehr Zeit für familiäre Aufgaben.

Die Angst vor mehr Verkehr, das könne er grundsätzlich verstehen. Hier legt Tafelmeyer eine Statistik aus dem bayerischen Verkehrsministerium vor, nach der die Verkehrsbelastung auf der Bundesstraße 14 bei Großweismannsdorf sogar abgenommen habe, auch der Anteil an Lkw sei weniger geworden. Lokal leben und arbeiten, Naturschutz ganzheitlich betrachten und die Unternehmerflucht stoppen, steht in Tafelmeyers Forderungskatalog.

Die Unternehmerflucht zu stoppen, ist auch für Bürgermeister Völkl ein Thema. Natürlich wolle man einer alteingesessenen Firma die Möglichkeit bieten, im Landkreis zu bleiben. Für Buchschwabach sprechen die Nähe zur Autobahn 6, aber auch, dass das Gewerbegebiet weitab vom eigentlichen Ortskern sei.

Die einzelnen bisherigen Planungsschritte zählt Völkl als Erwiderung auf die Kritik der BI auf, die Gemeinde habe die Entscheidung in einem intransparenten Prozess getroffen. 2017 habe der Markt den Flächennutzungsplan, in dem auch das Gewerbegebiet Buchschwabach aufgeführt ist, aufgestellt. Einwände dazu habe es während des gesamten Planungsprozesses nicht gegeben. Erste konkrete Gespräche mit der Firma Dataform fanden im Oktober 2018 statt. Im Januar sei die Öffentlichkeit in einer Bürgerversammlung informiert worden. Nun sei die Planung vorerst gestoppt. Nächste Schritte folgen erst nach dem Bürgerbegehren.