Ein neuer Blick aufs Alltägliche

23.2.2009, 00:00 Uhr

Das Alltägliche, das uns umgibt, entdeckt Axel Voss mit neuem Blick. Vielen ist er bekannt von der «ContainArt» 2008, wo er seinen Kunstcontainer als original irisch-schottische Mini-Kneipe gestaltete. In der neuen Ausstellung, die am Freitag eröffnet wurde, sieht man Stadtansichten, die einem irgendwie bekannt vorkommen: die Schleife einer Autobahnauffahrt, der Sendemast, die Hochhäuser mit Glasfassaden, die Autos.

Doch auf den Hinweisschildern fehlen die Ortsnamen – es kann überall und nirgendwo sein, Glasgow oder Hannover. Was Axel Voss hier interessiert, ist die grafische Umsetzung mit peinlich genauer Präzision. Linien statt Strukturen, Form pur. Sein Printmedium der Wahl ist der Siebdruck, und ihn beherrscht er meisterlich. Mit dieser Technik kann der Künstler «die Flächigkeit der Farben herausheben und sehr klar arbeiten», wie er sagt. Und am Druck schätzt er die Herstellung höherer Stückzahlen, die seine Arbeiten mehr Personen zugänglich macht.

Axel Voss hat an der Kunstakademie Nürnberg studiert und ist seit 1996 als freischaffender Künstler in Fürth und Nürnberg tätig. Unter anderem erhielt er 2008 den Kunstpreis des Kulturforums Franken sowie 2006 eine Residency an der «Glasgow School of Art».

In seiner Siebdrucktechnik will Voss Grenzbereiche ausloten - zum Beispiel XXL-Formate, wie die erstmals präsentierte Arbeit, die einen Blick in der Fürther Hornschuchpromenade/Königswarterstraße stadteinwärts zeigt. Größer geht es kaum. Gedruckt ist es auf einer Platte aus Alu-dibond, die die Schärfe noch steigert. Und Voss hat auch bei dieser Stadtansicht nichts geschönt, Altglascontainer und Mülltonnen im Vordergrund des urbanen Panoramas. An diesem Bild wird ganz deutlich, wie der Künstler geprägt ist von der Ästhetik und Denkweise der Comic-Zeichnung. Er bekennt: «Ideal wäre es, Comic-Zeichner zu sein, die Grundidee ist die Form an sich.»

Die erst kurz vor Ausstellungsbeginn fertig gestellte Serie «King» ist ein Beispiel dafür, dass Axel Voss’ Arbeiten neben der technischen Perfektion auch ein Anflug von Ironie innewohnt. Jeder, der schon auf der Südwesttangente an der Ausfahrt Südstadt vorbeigekommen ist, kennt das Motiv: Die überdimensionale, aufgeblasene Krone auf dem Dach des Schnellrestaurants. «Eine Krone hat etwas potenziell Erhabenes, doch hier ist sie nur heiße Luft», so Axel Voss.

Doch auch hier wieder ein besonderer drucktechnischer Kniff: die Kombination von Flächendruck und Rasterdruck, um der Krone räumliche Wirkung zu geben. In seinem sehr aufwändigen Druckverfahren wurden zehn verschiedene Farben eingesetzt.

Beißender Spott auch in der kleinen «Nichtraucherecke» der Präsentation. Auf weißem Sockel erhöht, stellt Voss eine Spielfigur aus Plastik mit ekelhaft verschrumpelter Haut auf einer Zigarettendose unter Glasglocke aus. Aufschrift: «Rauchen lässt ihre Haut altern.» Bekanntlich halten solche Sätze Raucher kaum vom Griff zur Zigarette ab. Und genauso wenig können wohl auch Künstler nicht anders, obwohl sie stets die eine Frage umtreibt: «Alles umsonst?» Axel Voss greift dann erst recht zu Rakel und Druckfarbe. MARION REINHARDT

Axel Voss, «alles umsonst?» bis 22. Mai, Galerie in der Promenade, Königswarterstr. 62. Mo., Mi., Fr. 10–17 Uhr oder nach Vereinbarung (Tel.70 66 60)