Ein neuer Zugang zur Reformation

Im übertragenen Sinn war es für Martin Luther sicher auch ein Schritt über einen gefährlichen Abgrund, als er 1517 seine 95 Thesen veröffentlichte. Zwar ohne doppelten Boden, aber gut gesichert mit Seil und Helm konnten sich am Samstag besonders Wagemutige die gut 30 Meter des Kirchturms hinabwagen. Etwas weniger Adrenalin versprachen die weiteren Programmpunkte, die die evangelische Jugend Fürth gemeinsam mit dem CVJM in dieser Form zum ersten Mal am Vorabend des Reformationstages zusammengestellt hat.

Die Kirche als Chill-out-Area in Blau und Rot ausgeleuchtet — in Fürths ältestem Gotteshaus St. Michael eine ganz neue Erfahrung. Nach dem Jugendgottesdienst mit Livemusik liefen dort Videos und es lagen Decken aus, „auf denen Ihr Euch herumfläzen dürft“, wie die Jugendreferentin des Dekanats, Daniela Neuenfeldt, versprach. Die Jugendlichen sollten das Gemäuer einmal auf andere Weise kennenlernen.

Ein Luther-Quiz

Aktive spielerische Auseinandersetzung mit Luther und seinen die Reformation einläutenden Thesen war im benachbarten Jugendhaus und im Gemeindehaus angesagt. Sei es beim Postkartenbasteln mit unbekannten Luther-Zitaten, einem Luther-Quiz oder Luther-Activity, bei dem Teams gemeinsam bestimmte Begriffe erraten mussten. Live-Bands, ein Improtheater und eine Kontaktbörse komplettierten „die gute Nacht“, zu der rund 200 Mädchen und Jungen gekommen waren.

Höhepunkt des umfangreichen Programms war jedoch das Abseilen vom Kirchturm – geografisch mit über 30 Metern Höhe allemal. Auf Augenhöhe mit den mächtigen Glocken wurden die Sicherungsgurte angelegt, anschließend ging es hinaus auf die Brüstung. Unter den mehr oder weniger ermutigenden Zurufen der Zuschauer („Runter kommen sie alle“ oder „Im Haushalt ist das Unfallrisiko höher“), fachkundiger Anleitung und zweifacher Sicherung seilten sich die Wagemutigsten in die Tiefe hinab. Unten angekommen, erwartete sie Applaus und eine große Dosis Glückshormone — locker ausreichend für die restliche „gute Nacht“.