Fehlgriff: Fürther Ginkgo-Baum riecht wie eine Stinkbombe

17.7.2019, 16:00 Uhr

Wenn der Herbst naht, sind viele Schüler der Maischule in der Nähe des Stadtparks alarmiert. Führt sie ihr Weg dann entlang des Schulgartens an der Otto-Seeling-Promenade zum Hort, halten sie immer wieder ihre Nasen in die Luft und schnuppern. Denn aus Erfahrung wissen sie, dass sich dort ein scheußlicher Geruch breitmacht. Die Früchte eines Baumes sind es, die – so beschreiben es die Kinder – nach einer Mischung aus Hundekot und Erbrochenem riechen. Manche empfinden diese Mischung als so grauenvoll, dass sie sogar die Straßenseite wechseln, um dem olfaktorischen Erlebnis zu entkommen.

Doch welches Gewächs vertreibt sie da eigentlich? Die FN haben bei Detlef Post nachgefragt. "Es handelt sich dabei um einen Ginkgo", sagt der Baumexperte des Grünflächenamts. "Und zwar um einen weiblichen Baum", schiebt er hinterher. Nur diese produzieren nämlich mirabellenähnliche Früchte, deren Schale intensiv nach Buttersäure, also nach Stinkbomben, riecht. Warum ein solch unangenehmer Zeitgenosse in der Öffentlichkeit steht – auch darauf hat Post eine Antwort. "Der Baum wurde in den 1950er Jahren gepflanzt", sagt er.

"Damals war es noch nicht möglich, zu erkennen, welches Geschlecht die Pflanze hat." Blöderweise habe man die weibliche Form erwischt. Der Ginkgo, ein Baum, den es schon seit Millionen von Jahren gibt und dessen Heimat in Asien liegt, wo er als Lebensbaum verehrt wird, ist nämlich zweihäusig. Das bedeutet, dass er entweder männlich oder weiblich ist.

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Entscheidet man sich heute für einen Ginkgo als Straßenbaum, wird darauf geachtet, dass es sich um ein männliches Exemplar handelt. Dieses ist nicht nur geruchsneutral, sondern es trägt auch keine Früchte, die beim Herabfallen Dellen in Motorhauben schlagen oder einen gefährlichen Belag auf dem Gehweg bilden.

Beschwerden über den Geruch des Baumes hat Post übrigens noch keine vernommen. Allerdings ist die Schulgärtnerin auch angewiesen, die Früchte schnell aufzulesen. Besagtes Exemplar ist übrigens nicht der einzige weibliche Ginkgo in der Stadt. Auch in der Wasserstraße hat sich einer zwischen seine männlichen Kollegen geschmuggelt. Doch als zum ersten Mal stinkende Früchte in seinen Zweigen hingen, war es zum Eingreifen zu spät: "Da war der Baum rund 20 Jahre alt", sagt Post. Ihn zu ersetzen, wie es andere Kommunen in Deutschland bereits getan haben, sei keine Option gewesen.