Fürth: Spiegelfabrik wird im Herbst abgerissen

17.5.2017, 06:00 Uhr

Solidarisch, flexibel, bezahlbar: So umschreibt Thomas Roebke aus der Geschäftsführung der Spielfabrik Planungs-GbR das Projekt. Mittlerweile seien bis auf acht alle 58 Wohnungen an Genossenschaftsmitglieder verkauft. Damit sei die Fortführung soweit sichergestellt, dass in den kommenden Wochen die Baueingabe bei der zuständigen Behörde eingereicht werden kann.

Oberbürgermeister Thomas Jung erwartet dabei keine großen Stolperfallen mehr. "Die Genossenschaft hat ihr Vorhaben mit größter Geduld und Präzision vorangetrieben", lobte er bei einer Ortsbegehung. Die Stadt selbst beteiligt sich als Anteilseigner mit 220 000 Euro daran, um in der Immobilie ein rund 70 Quadratmeter großes Nachbarschaftsbüro zu realisieren. "Für dieses Geld gibt es in Fürth sonst nichts Vergleichbares", ist Jung überzeugt.

"Das wird ein neuer gesellschaftlicher Anlaufpunkt, der bislang in der Oststadt fehlt", erklärt Roebke. Überhaupt werde in dem Wohnprojekt das Miteinander sehr groß geschrieben. "Die Gesamtheit der Wohneinheiten verteilt sich über alle Generationen und schafft so eine altersübergreifende Wohngemeinschaft, in der Alt und Jung miteinander leben", so Roebke. Auch die Lebenshilfe Fürth wird hier mit einer Wohngemeinschaft einziehen. Ein Teil der Apartments werde zudem gemäß der Förderkriterien des sozialen Wohnungsbaus genutzt. Um die dafür erforderlichen 30 Prozent Eigenkapital aufbringen zu können, wurden via Crowdfunding rund 180 000 Euro gesammelt.

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Architektonisch will die Baugenossenschaft eine Brücke zwischen Pegnitzgrund und Stadtzentrum schlagen. "Von der Bausubstanz wollen wir so viel retten wie nur möglich", betont Brigitte Neumann, die wie Thomas Roebke und Christian Stiegler die Geschäfte der Planungsgesellschaft ehrenamtlich führt. Bis auf die alte Schmiede – dort soll eine Gemeinschaftswerkstatt oder ein Repair-Café entstehen – wird von dem markanten Backstein-Industriebau allerdings nichts übrig bleiben.

Lieber keine Luxus-Lofts

"Wenn wir diesen Altbau umgebaut hätten, wäre lediglich Platz für 16 Luxus-Lofts gewesen", so Neumann. Doch gerade das wollten die Macher hinter dem Projekt nicht. Mit durchschnittlich 3200 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche sei es in dieser Lage "außerordentlich kostengünstig". Die noch freien Wohneinheiten eignen sich laut Neumann besonders für größere Familien oder für Menschen, die Wohnen und Arbeiten kombinieren möchten.

Farblich orientiere sich der Neubau an der Umgebung. "Wir wollen hier keinen Fremdkörper einpflanzen", sagt Bernd Borschel, der mit Florian Paul den ehrenamtlich tätigen Vorstand der Spiegelfabrik Baugenossenschaft bildet. Er geht von Gesamtkosten in Höhe von 17 Millionen Euro aus. Böse Überraschungen im Untergrund befürchtet er nicht, dafür hätten Gutachter keine Anhaltspunkte gefunden. Schließlich seien dort Spiegel zu einer Zeit produziert worden, als Quecksilber längst nicht mehr zum Einsatz kam.

Alle Beteiligten hoffen nun, dass sich im Wohnprojekt Spiegelfabrik ab 2019 ein aktives Miteinander entwickelt. Die Außengalerie ist offen und rundum begehbar, sie soll so zu einer Nachbarschaft beitragen in der Gemeingüter auch gemeinsam genutzt werden. Ein Saal mit Platz für bis zu 90 Personen stellt ein weiteres Mosaikstein dieses Konzepts dar. Zusätzlich ist die Hälfte des Flachdaches begrünt, die andere Hälfte begehbar.

Weitere Informationen unter www.spiegelfabrik-fuerth.de oder am kommenden Freitag, 19. Mai, um 19 Uhr im Freiwilligenzentrum in der Theresienstraße 3.