Fürther Waldkindergarten ist angerollt

21.5.2016, 21:00 Uhr

„Zurück zur Natur“: Die Parole der urbanen Gegenbewegung hat längst die Kinderstuben erreicht. Waldkindergärten finden in den Nachbarstädten seit Jahren schon guten Zulauf. In Fürth bemühen sich indes das Ökozentrum und der Bund Naturschutz, die zunehmenden Defizite an Naturerfahrung bei Stadtkindern in Gruppen abzubauen. Vergangenes Jahr hat die Oberfürberger Elterninitiative Moggerla mit dem Wunsch nach einem Waldkindergarten im Rathaus angeklopft. Kein problemloses Unterfangen, da Fürth noch keine Erfahrung mit einer derartigen Einrichtung gesammelt hat.

Der ursprünglich in Absprache mit der Stadtförsterei ausgesuchte Standort auf einer Waldlichtung beim Reitverein St. Georg wurde aus Sorge über Windbruchgefahr an den Bäumen wieder verworfen. Ein neuer Platz im Anschluss an die Bebauung am Ende der Sperberstraße war jedoch rasch gefunden. Er kann besser angefahren werden und ermöglicht zudem einen Wasser- und Stromanschluss. Im Gegenzug erhöhten sich allerdings auch die Kosten um 66 000 Euro auf 167 000 Euro. 53 000 Euro davon müssen die Eltern aufbringen. Mit einer Spende in Höhe von 10 000 Euro hat ihnen die Sparda-Bank unter die Arme gegriffen.

Nicht zum ersten Mal legt sich Moggerla für eine Kita ins Zeug. Nach siebenjährigem Ringen konnte die Elterninitiative 2011 in einem Anbau der Oberfürberger Grundschule ihre Einrichtung für 24 Krippen- und 27 Hortkinder in Betrieb nehmen. Im September 2015 musste die junge Belegschaft hier zusammenrücken, weil im Vorgriff auf die Eröffnung des Waldkindergartens vorübergehend auch noch die künftigen Bauwagengruppen beherbergt wurden.

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Für 20 Kinder von drei Jahren bis zum Schuleintritt ist in den beiden zehn Meter langen Bauwagen Platz. Es gibt einen Ruheraum, einen Spiel- und Speiseraum, eine kleine Küche und eine Garderobe — zudem eine mit Rindenmulch gefüllte Toilette, die von den Eltern regelmäßig gewartet werden muss. Ein drei Meter langer Materialwagen komplettiert das Ensemble. Bis zum Einzug der Kinder müssen die Außenanlagen gestaltet und Endmontagen an Podesten, Geländern und den Wagendächern vorgenommen werden.

Die meiste Zeit des Tages sollen die Kinder freilich nicht in der kleinen Wagenburg verbringen, sondern wie seit September schon in der freien Natur. Die ersten Erfahrungen sind ermutigend. Daniela Wüst, Betreuerin der Gruppe „Zapfenwächter“, berichtet von begeisterten Kindern und engagierten Eltern. Die Krankheitsrate der Frischluftfraktion sei deutlich geringer als die der klassischen Hausgruppen.

Vier pädagogische Kräfte, doppelt so viele wie in einem Regelkindergarten, betreuen die „Zapfenwächter“ montags bis freitags von 8 bis 15 Uhr. Zudem gibt es im Zeitraum von 7.30 bis 16.30 Uhr einige Früh- und Spätbetreuungsplätze. Vorbild für die Einrichtung ist die Modellkrippe der Würzburger Uni.

Die Stadt Fürth unterstützt das Pilotprojekt schon deshalb, weil immer noch ein großes Defizit an Kitaplätzen besteht. Rund 200 sollen heuer geschaffen werden. Zu den größten neuen Einrichtungen gehört ein siebengruppiger Kindergarten auf dem alten Tucher-Brauereiareal an der Schwabacher Straße.