Fürths Schullandschaft wird noch bunter

12.9.2012, 22:00 Uhr

„Leben. Glauben. Lernen“, lautet das Motto der neuen evangelischen Grundschule. „Talente entfalten“, das der humanistischen Einrichtung. Beide Privatschulen teilen sich den zunächst als Ausweichquartier für die Renovierung der Grundschule am Kirchenplatz errichteten Containerbau an der Kapellenstraße. Ein Jahr lang werden religiöse und atheistische Pädagogik unter einem Dach wirken.

Berührungsängste mit den Humanisten kennt Ulrike Opfermann-Schmidt nicht, die zusammen mit Rahel Feldmann-Seegel ab Donnerstag 25 Erstklässlern mit Gottes Segen auf den Ernst des Lebens vorbereitet. Gottesdienste – ein Stockwerk höher tabu – gehören zum Schulalltag. Nicht jedoch konfessionelle Scheuklappen. Auch Katholiken und ein muslimisches Kind gehören zum Pionierjahrgang. „Hauptsache religiös“, lautete nach den Worten von Dekan Jörg Sichelstiel die Begründung der Mutter des muslimischen Kindes für die Wahl der evangelischen Grundschule.

Dabei gibt es zwar auch eine katholische Religionslehrerin aber kein muslimisches Pendant. Zu den Besonderheiten gehört der „vernetzte Unterricht“. Deutsch, Heimat- und Sachkunde und Religion werden nicht getrennt, sondern als ein Fach mit verschiedenen Zugängen unterrichtet.

„Wir begreifen jedes Kind als Individuum und den Glauben als Säule“, sagt Schulleiterin Opfermann-Schmidt, die bislang als Konrektorin an der Grundschule in Adelsdorf tätig war. Die offene Unterrichtsform sei durch pädagogische Vielfalt geprägt. „Wir verfolgen kein missionarisches Konzept, sondern wollen die Identität des Kindes stärken.“ Mit 125 Euro liegt das monatliche Schulgeld noch unter dem Satz von Kindergärten, wobei Finanzschwache von der Zahlung befreit sind. Voraussichtlich im August nächsten Jahres sollen die endgültigen Schulräume im früheren Gemeindehaus von St. Paul an der Benno-Mayer-Straße ausgebaut sein.

Zum Schuljahr 2013/14 hofft auch der Humanistische Verband, sein Schulgebäude an der Waldstraße beziehen zu können. Neben den beiden Klassen im Containerbau am Lindenhain werden zwei weitere seit 2008 in einem Provisorium an der Waldstraße unterrichtet. „Je mehr unterschiedliche Schulen, desto besser“, findet Michael Bauer, Vorstand des Humanistischen Verbandes in Fürth und sieht kein Problem in der engen Nachbarschaft zur evangelischen Grundschule.

Immer noch großer Andrang bei Jenaplan-Gymnasium

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Sorgen über die künftige Verwendung des Containerbaus an der Kapellenstraße macht sich Schulreferent Markus Braun nicht. Für eineinhalb bis zwei Jahre benötige man das Quartier zur Unterbringung der Rosenschüler während der Renovierung ihres Schulhauses. Und für die Zeit danach gebe es bereits konkrete Nutzungsüberlegungen.

Auch die Räumung des Pfisterschulhauses von Klassen des Nürnberger Jenaplan-Gymnasiums im Schuljahr 2013/14 bereitet Braun kein Kopfzerbrechen. Denn die Fach- und Berufsoberschule brauchen angesichts des unvermindert großen Schülerandrangs dringend Ausweichräume.

In einem Provisorium startet morgen auch die neue „Fachakademie für Sozialpädagogik“ der Diakonie Neuendettelsau. Im Altbau der Berufsschule an der Fichtenstraße beginnen 28 Schüler zwischen 17 und 40 Jahren die dreijährige Ausbildung zu Erziehern. Langfristig sucht die Diakonie ein eigenes Schulhaus in Fürth. Das Schulgeld beträgt 80 Euro monatlich.

Die Berufsperspektiven sind angesichts des politisch verordneten Nachholbedarfs an Kindertagesstätten glänzend. Gekrönt wird die neue Vielfalt der Fürther Bildungslandschaft durch die neue Wilhelm-Löhe-Hochschule für Gesundheits- und Sozialmanagement, die in der umgebauten Schickedanzvilla im Südstadtpark zum Wintersemester am 15. Oktober ihren Betrieb aufnimmt.