Gesundheitsprojekt wird ausgeweitet

24.3.2011, 09:00 Uhr

Zum Geldsegen ist das finanziell klamme Fürth wie die Jungfrau zum Kind gekommen. Pate gestanden hat Rainer Bomba, ehemals Chef der Arbeitsagentur in Nürnberg und jetzt Staatssekretär im Bundesbauministerium. Schon mit seinem Modell der Bürgerarbeit hat Bomba 2009 bei Oberbürgermeister Thomas Jung offene Türen eingerannt. Und nun hat der Staatssekretär Fürth ohne vorherigen Wettbewerb in den Kreis der vier am Forschungsprojekt „Experimenteller Städte- und Wohnungsbau“ beteiligten Kommunen aufgenommen.

Im Herbst erst hatte sich eine Delegation des Ministeriums ein Bild von der Arbeit des Gesundheitsprojekts in Fürth gemacht. Jetzt wurden Vertreter der Stadt zum Projektstart mit Übergabe der Fördermittel nach Magdeburg eingeladen.

Noch steht im Detail nicht fest, wofür das Geld des Bundes vor Ort verwendet werden kann, aber Fürths Baureferent Joachim Krauße spricht schon jetzt von einem Erfolg. Offenbar sei das Ministerium zur Erkenntnis gelangt, dass die von den Kommunen heftig kritisierte Kürzung der Städtebauförderung doch nicht der Weisheit letzter Schluss war.

„Wir brauchen Nachhaltigkeit“, gibt Krauße die Fürther Marschrichtung vor. Konkret: Es könne nicht angehen, mit öffentlichen Fördermitteln immer wieder nur neue Projekte anzustoßen, die irgendwann mangels Masse eingestellt werden müssen. Vielmehr sei die finanzielle Absicherung erfolgreicher Initiativen nötig.

Dazu zählt in Fürth seit 2008 das Gesundheitsprojekt mit dem Titel „Mehr als gewohnt“. Es geht darum, Kinder aus sozial schwachen Kreisen für gesunde Ernährung und Bewegung zu begeistern. In den ersten beiden Jahren wurde es vom Landesverband der Betriebskrankenkasse und der Techniker-Krankenkasse getragen. 2010 und im laufenden Jahr sicherten Bundesmittel aus dem Förderprogramm Soziale Stadt die Fortführung.

Treibende Kraft ist Eva Göttlein vom Fürther Quartiersmanagement, die auch in Nürnberg aktiv ist. In Schweinau und St. Leonhard hat sie nach Fürther Vorbild ein Gesundheitsnetzwerk aufgebaut.

Zu den Erfolgen in Fürth gehört der Aktivspielplatz am Badsteg, ein Kochkurs im Mütterzentrum und Sportstunden für Kinder aus Migrantenfamilien. Allein mit dem Spielhaus Fürth laufen derzeit drei Projekte. Aktuell ist ein Gesundheitsstadtplan im Taschenformat in Arbeit. Darin verzeichnet sind sämtliche Plätze in Fürth, an denen man sich bewegen kann, und außerdem eine Liste mit über 50 Beratungsstellen, die im Alltag weiterhelfen. Verteilt werden soll das informative Faltblatt unter anderem an allen Fürther Schulen.

„Wir entwickeln Strategien, um Kinder aus schwierigen Lebenssituationen zu holen“, erläutert Göttlein das Prinzip. Es gehe nicht darum, Problemen ein Konzept überzustülpen, sondern aus ihnen heraus eine Entwicklung zum Positiven in Gang zu setzen. 40000 Euro seien in der zweiten Förderphase in Projekte geflossen, die direkt Kindern zugute kamen.

Hohe Auszeichnung

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Der Erfolg zieht Kreise. Immer öfter wird die Fürther Projektmanagerin zu Vorträgen über ihre Arbeit eingeladen und auf der Internationalen Bodenseekonferenz über Gesundheitsprojekte wurde das Fürther Modell gar mit dem 2. Preis bedacht. Insgesamt 160 Initiativen hatten sich um eine Auszeichnung bemüht.

Im vergangenen Herbst hatte eine Delegation des Bundesbauministerium überraschend dann die Fürther Projektarbeit unter die Lupe genommen. Nach der Einladung zum Forschungsprogramm entwickelte Göttlein zusammen mit ihrem Kollegen Friedrich Meyer kurzfristig das Konzept zur Ausweitung des Programms. Ansätze dafür sind der runde Tisch für Bewohner der Hardhöhe, die Kooperation mit Jugendeinrichtungen in der Südstadt, mit der Krankenpflegeschule des Fürther Klinikums und dem TV Fürth 1860.

Kooperationen zur Verbesserung der Lebenssituation in Städten werden mit dem Projekt des Bundesbauministeriums angestrebt. Und mit der Vernetzung unterschiedlicher Initiativen kennt sich Göttlein gut aus. Doch was die Verwendung der Fördermittel anbelangt, hat nach den Worten des Fürther Baureferenten auch die Forschungsgruppe des Bundesbauministeriums ein Wörtchen mitzureden, die das Projekt begleitet.