Ja zur Ganztagsklasse für Migranten in Zirndorf

20.7.2016, 06:00 Uhr

Drei Übergangsklassen gibt es aktuell an der Zirndorfer Mittelschule. Dort werden speziell Schüler mit Migrationshintergrund unterrichtet. Ziel ist es, in zwei Jahren sowohl den altersgemäßen Schulstoff als auch die deutsche Sprache so gut zu vermitteln, dass danach der Wechsel in eine deutschsprachige Regelklasse gelingt. Im Juni fragte die Regierung von Mittelfranken bei der Stadt Zirndorf nach, ob die Mittelschule eine gebundene Ganztagsklasse in dieser Form einrichten würde.

Direktor Wilfried Brehm sieht dieses Angebot als sinnvolle Ergänzung zu den bisher eingerichteten Übergangsklassen. „Diese Kinder haben einen Zusatzbedarf, gerade was lebenspraktische Aspekte angeht", erklärt Brehm. Alltägliche Dinge wie das Verhalten im Straßenverkehr oder Ämtergänge seien gerade für Flüchtlingskinder Herausforderungen, die der normale vormittägliche Unterricht nicht behandeln könne. Eine Lehrerin, die im Fach „Deutsch als Fremdsprache“ ausgebildet ist, hat sich bereit erklärt, die neue Klasse zu leiten. Auch ist eine zusätzliche Betreuung durch Sozialpädagogen angedacht.

Für die Schule bedeutet die zusätzlich Ganztagsklasse im Bereich der Übergangsklassen einen Mehraufwand, für den es wohl keinen Ausgleich geben wird.

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Fragebogen nur in Deutsch

So müssen die Erziehungsberechtigten eine Einverständniserklärung abgeben und einen umfangreichen Fragebogen ausfüllen, der aktuell nur in deutscher Sprache verfügbar ist. Anschließend müssen die Daten in ein onlinebasiertes EDV-System eingegeben und gepflegt werden. Erschwerend kommt hinzu, dass sich in Übergangsklassen oft ein Wechsel der teilnehmenden Kinder vollzieht, da in den Familien häufig Umzüge zu erwarten sind. „Wir denken erstmal daran, wie man den Kindern pädagogisch helfen kann“, sagt Direktor Brehm. Er ist frohen Mutes, die Aufgabe zu bewältigen. Auch, weil in der Mittelschule noch räumliche Kapazitäten bestünden und viele Lehrkräfte die für diese Arbeit nötige Qualifikationen besäßen. Da die Grundschule ebenfalls ihr Ganztagsangebot ausbaut, könne es jedoch zu Problemen bei der Mensanutzung kommen. „Das müssen wir ausprobieren“, meint Brehm.

Das Thema Mensa sorgte auch in der Hauptausschusssitzung für Bedenken. Bürgermeister Zwingel machte jedoch deutlich, dass das Vorhaben erst einmal nur für ein Schuljahr geplant ist. Je nach politischer Lage und der Zahl neu ankommender Flüchtlinge könne es nächstes Jahr schon ganz anders aussehen. Elke Zahl (SPD) forderte, sich in diesem Fall nicht über Geld zu streiten. „Wenn wir jetzt nicht investieren, müssen wir irgendwann erheblich mehr zahlen“, meinte sie.

Die Förderrichtlinien für die neue Klasse sind identisch mit den bereits existierenden fünf gebundenen Ganztagsklassen in der Mittelschule. Pro Klasse wird jährlich ein staatlicher Förderbetrag von maximal 26 500 Euro gewährt, wobei die Stadt Zirndorf einen Mitfinanzierungsanteil von 5000 Euro pro Jahr zu tragen hat.

Ob die neue Ganztagsklasse eingerichtet wird, liegt nach der positiven Reaktion aus Zirndorf nun in der Hand des Kultusministeriums.