Jüdisches Museum Fürth: Baggern für den Erweiterungsbau

30.7.2015, 06:00 Uhr

Der Terminplan ist eng, weil die Kirchweih im Oktober eine dreiwöchige Baupause erzwingt. Außerdem müssen nach Einschätzung von Baukoordinator Dieter Christoph zwei bis drei Wochen für Bohrungen zur Nutzung von Erdwärme im Neubau eingeplant werden.

Langwieriger werden Ausbau und Einrichtung. Mit der Eröffnung des 5,6 Millionen Euro teuren Anbaus rechnet der Vertreter der Kulturstiftung Fürth als Bauträger erst Ende 2017.

Zur Bauvorbereitung wurde schadhaftes Fachwerkgebälk des benachbarten Wirtshauses Zum Tannenbaum erneuert, an das der Kubus andockt. Jetzt muss auch noch der sandige Untergrund mit Betoninjektionen verfestigt werden. Dazu wurde ein Teil der Baugrube geflutet. Gesichert ist laut Christoph durch entsprechende Bodenuntersuchungen, dass der Neubau nicht dem jüdischen Ritualbad im Keller des Altbaus das Wasser abgräbt.

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Die Aussicht auf bessere Arbeitsbedingungen trösten Museumschefin Daniela Eisenstein über die Durststrecke während der Bauphase hinweg. Wenn der Neubau fertig ist, können Verwaltung und Bibliothek, die bisher noch im Haus des Babylon-Kinos untergebracht sind, zum eigentlichen Museumsquartier ziehen. Erst dann besteht die Chance, zusätzliche Bücher zu präsentieren, die aus Platzmangel noch in Kartons verstaut sind.

Auch die Besucher sollen aufatmen können. Denn der Neubau verspricht angenehmere Temperaturen als der Altbau – auch wenn er aus Gründen der Nachhaltigkeit keine Klimaanlage bekommt. Unerträglich, so Eisenstein, sei die Sommerhitze im alten Gemäuer. Für Gänsehaut sorge hingegen der Winter. Der mangelnde Komfort und die Tatsache, dass während der Bauzeit keine publikumswirksamen Wechselausstellungen präsentiert werden können, habe bereits zum Rückgang der Besucherzahlen geführt. Aufgefangen werde diese Entwicklung allerdings durch den in letzter Zeit verstärkten Zustrom von Schulklassen.

Fokus auf junge Generation

Gerade die junge Generation liegt der Museumschefin am Herzen. Auf sie soll ein Kindermuseum samt museumspädagogischer Einrichtung zugeschnitten sein. Der insgesamt 900 Quadratmeter große Neubau beherbergt darüber hinaus ein E-Learning-Center, für das im 21-köpfigen Museumsteam gerade die Programme ausgetüftelt werden. Außerdem die Bibliothek und Depoträume sowie im Untergeschoss Bereiche für Wechselausstellungen, Depot, Garderobe, Toiletten und Haustechnik.

Durch den Neubau soll auch der Altbau entlastet werden. So kann der Haupteingang ausgelagert und großzügiger gestaltet werden. Zu den Schmuckstücken zählt die Museumsleiterin das Café. Es soll im Sommer künftig auch den idyllischen Innenhof nutzen können. „Normalerweise schließen Museen in Ausbauphasen“, sagt Eisenstein und verweist auf die dreijährige Betriebspause des jüdischen Museums in Frankfurt. In Fürth habe dies nie zur Debatte gestanden. Dabei haben die überwiegend in Teilzeit beschäftigten Mitarbeiter alle Hände voll zu tun. Neben dem Fürther Museum betreuen sie auch Dependancen in Schnaittach und Schwabach. Derzeit laufen die Vorbereitungen auf das 20-jährige Jubiläum des Schnaittacher Museums im kommenden Jahr. „Da wird es unter anderem Kindertheater und Konzerte geben“, verrät Eisenstein. Für 2017 plant sie ferner Veranstaltungen zum 400-jährigen Jubiläum der Fürther „Altschul“, wie die von den Nationalsozialisten in der Pogromnacht 1938 zerstörte Hauptsynagoge hieß.

Heute erinnert nur noch ein Gedenkstein in der Geleitsgasse an die erste repräsentative Synagoge der Kleeblattstadt. Was die Museumsleiterin hoffnungsvoll stimmt, ist neben der Bautätigkeit auch das zunehmende Engagement ehrenamtlicher Kräfte. Für das Museumspädagogische Zentrum erwartet Eisenstein die Zuteilung freigestellter Lehrer.