Kampfgeist ohne Witz

21.2.2015, 06:00 Uhr

Kaum ist die Faschingszeit vorbei, schwingen die Politiker im Freistaat selbst die Büttenreden. Rinderspacher hielt in der Bibertstadt eine kämpferische Ansprache, doch geizte er mit Wortwitz und Hintersinn. Für die Pointen musste ein Außenstehender sorgen.

Mit dem fränkischen Mundartkabarettisten Sven Bach haben sich die Sozialdemokraten einen selbsternannten Experten für die hiesige Mentalität ins Haus geholt. Dem gebürtigen Pfälzer Rinderspacher machte Bach deutlich, dass der Franke an sich klare Ansage benötige: „Gegenüber anderen Völkern haben wir eine Hirnwindung mehr. Deshalb denken wir direkt und Diplomatie ist nicht so unser Ding.“ Auch dass man hierzulande gern um sich selber kreise, gab Bach dem Gastredner mit auf den Weg zum Pult: „Hinter Hersbruck beginnt für uns das Randgebiet – und das erstreckt sich dann bis Tokio.“

Rinderspacher selbst bedankte sich erst einmal artig für die Einladung und würdigte Zirndorf als Hochburg der Sozialdemokratie in Bayern. Der 45-Jährige holte sich sogar Anleihen aus der DDR-Propaganda: „Von euch hier in Franken lernen, heißt siegen lernen.“ Nur spärlichen Beifall erntete der Münchner dagegen für sein Werben um die bayerische Einheit. „Eine Republik Franken darf es nicht geben.“ Die hatte aber auch keiner seiner Vorredner gefordert, weder der Kreisvorsitzende Harry Scheuenstuhl, noch Zirndorfs Bürgermeister Thomas Zwingel oder Fürths Landtagsabgeordneter Horst Arnold.

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Dafür kokettierte der Gast mit den ihm nachgesagten Ambitionen. Mit Johannes Hoffmann hat es schon einmal einen bayerischen SPD-Ministerpräsidenten aus der Pfalz gegeben. „Es gibt Traditionen, die könnte man fortsetzen“, so Rinderspacher. Traditionen anderer Art attestierte er der CSU in Bayern, während er die gute Zusammenarbeit in Berlin lobte. Mit der absoluten Mehrheit im Landtag sei bei den Christsozialen „die pure Arroganz der Macht“ zurückgekehrt.

Wenn die Opposition Affären und Missstände aufdecke, werde ihr kurzerhand die Redezeit beschnitten. Auf der Regierungsbank herrsche dagegen Stillstand und Verzicht auf Perspektiven und Gestaltungswillen. „Horst Seehofer denkt nur bis zur nächsten Umfrage und ist in erster Linie damit beschäftigt, seine Nachfolger in Schach zu halten.“

Der Landtags-SPD sei zu verdanken, dass „Günstlingswirtschaft und Patronage“ der Regierungspartei ans Licht gekommen sei. Und der Verweis auf Franz Josef Strauß, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre, gereiche seinen politischen Nachkommen überhaupt nicht zur Ehre. „Bei Strauß ging es noch um Schützenpanzer und Starfighter, bei der heutigen CSU geht es um Modellautos und Sekretärinnenjobs für die Ehefrau.“