Kircheneck stärkt die Gemeinde Wilhermsdorf

3.2.2016, 06:00 Uhr

Geht es nach Pfarrerin Susanne Jung, soll zum Reformationstag, am 31. Oktober 2017, die Fertigstellung gefeiert werden. Doch bis dahin ist für das neue Kircheneck am Marktplatz noch viel zu tun.

Bisher spielt sich das Gemeindeleben in Haupt- und Spitalkirche sowie im Gemeindehaus an der Ansbacher Straße ab. Die Organisation ist im Pfarrhaus am Marktplatz angesiedelt. Rechts davon, im sogenannten Amtshaus, lockte eine Friseurin ihre Kundinnen, und auch das ehemalige Mesnerhaus an der Burgmilchlingstraße war vermietet. Nun sollen zwei neue Gebäude entstehen, beide um das zentrale, alte „bildgebende Pfarrhaus“ herum gruppiert und daran optisch angepasst. So haben es Kirchengemeinderat und Pfarrerin gemeinsam beschlossen.

Die Gemeinsamkeit betont Susanne Jung besonders: „Das Denken, dass sich etwas ändern muss, existiert schon lange. Nun wurde die mutige Entscheidung für die große Aufgabe getroffen.“ Denn die Investitionssumme ist kein Pappenstiel.

Werbung
Werbung

Räume für die Zukunft

Gut für die Wilhermsdorfer, dass bei der Landeskirche seit ein paar Jahren das Programm „Räume für die Zukunft“ existiert. „Das zielt darauf ab, die Räume im Besitz der Gemeinden auf das zu reduzieren, was wirklich genutzt wird“, erläutert die Pfarrerin. 52 Prozent der Kircheneck-Kosten trägt deshalb die Landeskirche. Obgleich die öffentliche Hand ebenfalls neun Prozent übernimmt, bleiben an der Gemeinde immer noch 39 Prozent hängen, das sind 1,2 Millionen Euro.

Auch wenn der Begriff Kircheneck eher nach klein dimensioniertem Ambiente klingt, für das Geld bekommt die Gemeinde etwas: einen großen Saal für 80 bis 100 Leute, drei Mehrzweckräume und das neue Pfarrhaus. Nach oben geht’s mit einem Lift, alle größeren Räume sind ebenerdig erreichbar, also bestens nutzbar auch für Menschen mit Gehbehinderung.

Im Gegenzug wird das bisherige Gemeindehaus mit Gruppenräumen und einem kleinen Saal an die Marktgemeinde verkauft. Die Kommune will dort Kindergartengruppen unterbringen. Seniorengerecht sind die Räume an der Ansbacher Straße jedenfalls nicht.

Susanne Jung wird ebenfalls wieder kircheneigene Räume beziehen: Am rechten Rand des neuen Bauwerks ist ein Stadthaus als Pfarrwohnung geplant. Zurzeit wohnt sie in angemieteten Räumen. Das ist einer der Vorzüge: „Mit dem Neubau geht eine massive Reduzierung der laufenden Kosten einher, vor allem für die Heizung“, so Jung mit Verweis auf den momentanen Zustand.

Annehmlichkeiten kommen

Doch neben dem effektiveren und kostensparenderen Betrieb habe das Nürnberger Architektenbüro Haid und Partner eine Reihe Annehmlichkeiten konzipiert, die laut Jung „eine Belebung des Kirchengemeindelebens erhoffen lassen“. Gerade die Nähe zur Kirche mache es leichter, nach den Gottesdiensten zum Kaffee einzuladen — ein Beispiel von vielen.

Der bislang praktisch ungenutzte Innenhof hinterm Pfarrhaus könnte eine wichtige Rolle spielen, dort kommt wegen des dreistöckigen Mesnerhauses recht wenig Licht hinein. Die Neuplanung sieht eine Etage weniger vor, wodurch die Sonne wieder in den Innenhof gelangt — auch das ist ein Wunsch der Landeskirche, nämlich „Räume, die so gestaltet sind, dass die Leute gerne kommen“, erläutert Jung. Und der Sichtbezug zur Hauptkirche sei außerdem gegeben, sowohl vom Saal als auch vom Kirchgarten aus.

Bis allerdings das Kircheneck steht, müssen die evangelischen Christen sich umstellen: Ab 25. Januar zieht das Pfarramt in die Räume der bisherigen Raiffeisenbank, ein Haus, das der Marktgemeinde gehört. Um die Baumaßnahme wiederum muss sich die Pfarrerin nicht alleine kümmern: Der Kirchenvorstand hat eigens einen Bauausschuss berufen, sichtbares Zeichen der von Susanne Jung beschriebenen Gemeinsamkeit.