Mit Herzblut saniert: Steiner Baudenkmäler wurden prämiert

8.4.2015, 13:00 Uhr

Die Gebäude gehören damit zu bezirksweit 54 Objekten, die die Inhaber oft mit erheblichem finanziellen Engagement, aber auch Herzblut wieder aufleben lassen: das zur Kinderkrippe umgewandelte Kutscherhaus der Familie von Faber-Castell und ein Wohnstallhaus in Oberbüchlein.

Auf dem Weg von Nürnberg nach Stein findet sich kurz vor der Steiner Brücke, etwas zurückgesetzt, das ehemalige Kutscherhaus der Grafen zu Faber-Castell. Der zweigeschossige Bau mit Sandstein und Fachwerk stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und verfügt über eine Schieferdeckung. Das Gebäude stand längere Zeit leer und wies diverse Schäden auf. Ein Glück war es, dass die Firma Faber-Castell in Zusammenarbeit mit der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in Stein den Bau einer Kinderkrippe plante. Das hübsche Haus bot sich auf Grund seiner Lage in unmittelbarer Nähe zum Betriebsgelände für die Realisierung der Kita geradezu an.

Allerdings galt es hierfür, das gesamte Objekt von Grund auf zu sanieren. Das teilweise geschä-
digte Dachwerk ertüchtigte man statisch, die Sandsteinfassade setzte
man instand. Die Anstriche der Außenhaut erfolgten im Mauerbereich mit Silikatfarben, die Fachwerkhölzer wurden mit Leinölfarben behandelt. Hinsichtlich der Farbgebung orientierte man sich am historischen Vorbild.

Werbung
Werbung

Eine besondere Herausforderung stellte die Anpassung des Gebäudes an die Bedürfnisse einer Krippe dar. Dabei ging man so schonend wie möglich vor. Darum ist zum Beispiel die alte Treppe nach fachgerechter Aufarbeitung noch immer das Herzstück des Hauses und auch die historischen Sprossenfenster blieben an ihrer ursprünglichen Position erhalten.

Um Licht in die Räume zu bekommen, wurden in früherer Zeit verschlossene Fenster teilweise geöffnet. Einbauten konnten in Trockenbauweise und somit reversibel ausgeführt werden.

Im Zuge der energetischen Sanierung erfolgte eine Innendämmung, das Erdgeschoss blieb im Bereich der Außenmauern ungedämmt. Hervorzuheben ist, dass die Ruine der ehemaligen Gärtnerei in unmittelbarer Nachbarschaft zum Kutscherhaus ebenfalls in die Sanierung mit einbezogen wurde. Ihre historischen Mauern bilden nun den Rahmen für einen Spielplatz.

„In vorbildlicher Weise wurde bei der gesamten Maßnahme auf die historische Substanz Rücksicht genommen – etwas, das man bereits von früheren Sanierungsprojekten der Firma gewohnt ist. Ihr Einsatz für das bauliche Erbe ist seit jeher beispielhaft. Soziales Engagement und Verdienste um die Denkmalpflege in perfekter Kombination – ein Projekt, für das man sich Nachahmer wünscht“, heißt es in der Laudatio des Bezirks.

Besonderer Blickfang

Ein besonderer Blickfang ist das Wohnstallhaus in Oberbüchlein. Die Eigentümer, die Familie Kleinlein, arbeitet seit etlichen Jahren an der Wiederherstellung. Die aktuelle Würdigung durch den Bezirk von Mittelfranken ist nicht ihre erste. Bereits 2008 gab es für den Einsatz den Agrar-Kulturerbe-Preis der Frankfurter Gesellschaft für Agrargeschichte.

Ursprünglich als reiner Fachwerkbau im Jahre 1738 errichtet, kam es Mitte des 19. Jahrhunderts und in den 1930er Jahren zu verschiedenen Umbauten. Zumeist handelte es sich dabei um den Austausch von Stein gegen Holz an diversen Gebäudeteilen. Besondere Beachtung verdient der ehemalige Pferdestall, der ein Kreuzgratgewölbe hat. Das Gebäude hat bis heute seine ursprüngliche Struktur weitestgehend erhalten und stellt nicht zuletzt deswegen eine Besonderheit in der mittelfränkischen Hauslandschaft dar.

Als es in den Besitz des heutigen Eigentümers kam, stellte sich die Frage, wie mit dem historischen Kleinod zu verfahren sei. Auf Grund diverser Schäden an der Bausubstanz und der nicht zeitgemäßen Ausstattung war eine grundlegende Sanierung unumgänglich. In mehrjähriger Arbeit, die vorwiegend in Eigenleistung geschah, gelang es schließlich, das ehemalige Wohnstallhaus an moderne Wohnansprüche anzupassen. Hierfür mussten zunächst störende Einbauten, schadhafte Ausstattungselemente, wie unpassende Fenster von 1947, entfernt werden.

Schließlich reinigte man unter anderem die Sandsteinfassade, fasste die Fachwerkhölzer neu, überarbeitete die erhaltenen Gewölbe und begann mit dem Innenausbau. Dabei blieb die ursprüngliche Raumfolge erhalten; eingezogene Wände führte man in Trockenbauweise aus. Historische Ausstattung wurde, wenn möglich, restauriert und konserviert. Wie gut sich modernes Wohnen und ein altes Gebäude kombinieren lassen, zeigt die Umnutzung des ehemaligen Pferdestalls zum Esszimmer – ein Raumgefühl, das seinesgleichen sucht.

„Ein wahres Schmuckstück konnte dank des Einsatzes der Eigentümer vor dem Verfall bewahrt und einer neuen Nutzung zugeführt werden. Seiner Bedeutung als ein herausragendes Beispiel mittelfränkischer Architektur wird das Objekt nun wieder mehr als gerecht“, so lautet die Würdigung des Bezirks.