Mit Kobolden und Zwergen durch den Cadolzburger Märchenwald

11.10.2016, 06:00 Uhr

Neben einem cremefarbenen alten VW Käfer wartet eine mit kunterbuntem Tüllrock, Bluse und Mieder bekleidete Dame, einen Bastkorb in der einen, ein kleines Holzkästchen in der anderen Hand. Im Schlepptau hat sie den 14-jährigen André Martin, der sie bereits seit drei Jahren auf dem Akkordeon begleitet und den sie liebevoll ihren Musikus nennt.

Mit einem warmen Blick durch ihre rote Brille und einem fröhlichen Lächeln begrüßt sie die fünf kleinen und zwölf großen Gäste ihrer musikalischen Märchenwanderung durch den Wald am Fuß der Cadolzburg.

Nach einer ersten kurzen Geschichte und der musikalischen Einstimmung geht es am Buchspitz hinein in den lichten Herbstwald. Schon nach ein paar hundert Metern hält die Gruppe um Zorica Otto erneut. André spielt eine Polka auf dem Akkordeon, Zorica erzählt, bläst Seifenblasen in die Runde und lässt eine kleine Tonpfeife erklingen.

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Aber nicht nur Märchen und Musik begleiten die Zuhörer auf ihrer eineinhalbstündigen Wanderung, auch die Naturerfahrung gehört dazu. Dafür sammelt Zorica zusammen mit den Kindern Buchensamen und lässt jeden das samtig-weiche Innere der harten Schalen fühlen. Außerdem erzählt sie vom neugierigsten Baum im Wald – der Buche – und ihren Augen, die in alle Himmelsrichtungen Ausschau halten. Auch das Gehen in Stille ist ein wichtiger Teil des Weges, um der Natur zu lauschen und den schönen Herbsttag zu genießen.

Geschichten über Ehrlichkeit, Dankbarkeit, Hilfsbereitschaft, Klugheit, aber auch Gerissenheit, über Könige, Kobolde, Kühe und Zwerge. Geschichten, die laut Zorica Otto wie Sternschnuppen vom Himmel fallen, von Zwergen ausgegraben und an uns weitergegeben wurden. „Und wer lauscht und gut zuhören kann, der kann die Märchen überall hören“, erklärte sie zum Schluss.

Doch nicht immer war ihr Leben den Märchen verschrieben. Die gelernte Bürokauffrau aus der Steiermark entdeckte erst zufällig vor sieben Jahren bei einer Tasse Kaffee und einem Blick in die Zeitung das Märchenerzählen für sich. Eine Anzeige lockte sie nach Bad Wörishofen, wo sie sich zur professionellen Märchenerzählerin ausbilden ließ. Mittlerweile ist es für sie jedoch nicht nur ein Beruf, sondern eine Passion.

Zwitschernde Tonpfeife

Die Rentnerin möchte nicht nur erzählen, sie bietet ein Gesamtpaket. Gekleidet wie eine Märchenfee mit einem Korb herbstlicher Accessoires - Blumen, Gräsern, Mais und einer zwitschernden Tonpfeife – schwebt sie durch den Wald und verzaubert mit Geschichten, Musik, Dekoration und ihrer Fröhlichkeit kleine und große Zuhörer. Die 65-jährige wandert nicht nur mit ihren Gästen, sie kommt in Kindergärten, Schulen, sogar in die Kinderstation des Klinikums Fürth. Aber auch auf Festen und Märkten kann man ihr im Märchenzelt lauschen.

Nähere Informationen und weitere Termine finden Sie unter www.zoricaotto.de