Muschel in Gefahr: Banger Blick in heimische Gewässer

29.4.2018, 16:00 Uhr

 Zum Schutz der Muscheln arbeiten ehrenamtliche Muschelberater wie Silvia Sörgel im Landkreis. Bis zum Knie steht Silvia Sörgel in der Zenn und erklärt Landrat Matthias Dießl gemeinsam mit Andreas Leßmann von der Unteren Naturschutzbehörde, wie es um die Muschelwelt in den Gewässern des Landkreises bestellt ist. Und das ist gar nicht so gut. Auch deshalb wurde Sörgel zur ehrenamtlichen Muschelberaterin bestellt. Ihr zur Seite steht mit Rainer Hornung ein Kollege, der dieses Amt schon länger ausübt. Doch zwei Berater für den gesamten Landkreis Fürth sind wenig – deshalb hoffen beide, dass sich Nachahmer finden, die die dreitägige Ausbildung absolvieren.

Bestände bedroht - Muscheln vom Aussterben bedroht 

Abgeschwemmter Ackerboden, zu große Mengen von Nährstoffen aus der Landwirtschaft und den Wohngebieten sowie der technische Verbau der Gewässer sind Gründe, warum die Bestände der heimischen Bach-, Fluss- oder Teichmuscheln vom Aussterben bedroht sind. Die Teichmuschel kommt häufiger vor, auch weil sie in ihrem kleinen Teichbereich weniger Fressfeinden und in der Regel auch weniger Einflüssen von außen ausgesetzt ist.

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Vor allem die Bachmuschel droht aber zu verschwinden, 90 Prozent ihrer Verbreitung in Bayern hat sie schon eingebüßt. "Hier in der Zenn gab es in den 30er und 40er Jahren einen einhundertprozentigen Muschelbestand", sagt Sörgel. "Heute sind es ein bis fünf Prozent." Dass es überhaupt welche gibt, ist immerhin ein Zeichen dafür, dass die Qualität vieler Gewässer zunimmt.

Eine winzige Erbsenmuschel

Mit einem Aquaskop, einem Unterwassersichtgerät, suchen Silvia Sörgel und Andreas Leßmann den Boden der Zenn ab und holen mit einem Kescher etwas vom sandigen Boden des Flüsschens hervor. Die Ausbeute ist gering – ein paar Muschelschalen, eine winzige Erbsenmuschel. Woanders würde man mehr finden, doch diese Stellen will man nicht öffentlich machen, sagt Leßmann – "schlechte Erfahrungen". In der Oberpfalz haben vor einiger Zeit Unbekannte einen kompletten Bestand der Flussperlmuschel einfach ausgegraben. Warum, blieb unklar. "Vielleicht haben sie auf Perlen gehofft."

Die Arbeit mit dem Aquaskop gehört aber nicht zur alltäglichen Arbeit von Sörgel und ihrem Kollegen. "Das verwenden wir nur, wenn wir die Muschelbestände für die Kartierung zählen", sagt die 41-jährige Fachverkäuferin in einem Sanitätshaus. Die Weichtiere stecken nämlich hochkant zu zwei Dritteln im weichen Flussboden. In der Regel laufe sie am Rand der Gewässer entlang und suche nach Muschelschalen.

"Wenn ich ganze Berge davon finde, dann deutet das auf Bisamfraß hin." Die aus Nordamerika eingewanderten Nagetiere sind der Hauptfeind der heimischen Muscheln und werden deshalb auch verstärkt gejagt. Wenn Sörgel nur einzelne Leermuscheln findet, lasse das auf Abwässer oder Spritzmittel schließen.

Teichwirte suchen Rat

Wann immer sie Auffälligkeiten entdeckt, schließt sich die passionierte Anglerin mit dem Gebietsbetreuer der Unteren Naturschutzbehörde kurz, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Immer häufiger kommen aber auch Teichwirte auf sie zu, besonders dann, wenn die Gewässer abgelassen werden. "Dann können wir die Muscheln umsetzen."

Die Akzeptanz ihre Arbeit sei durchaus da, sagt Sörgel, wenn sie sich auch manchmal Vorurteilen ausgesetzt sieht – selbst im Bekanntenkreis: "Da heißt es dann schon mal, ,jetzt geht sie wieder Schnecken checken‘". Das prallt an Silvia Sörgel ab. Denn nicht nur, dass sie Muscheln spannend findet ("Ich habe sie beim Fischereischein kennengelernt und war fasziniert"), sie freut sich auch, dass sie helfen kann, die Bestände zu sichern. Und: "Für mich ist es ein Ruhepol, drei vier Stunden an Zenn, Regnitz oder Pegnitz entlangzulaufen."

Die Muschelberater für den Landkreis Fürth sind über die Untere Naturschutzbehörde, Rufnummer (0911) 97 73 14 20, erreichbar.