Neuer Mix aus Wohn- und Begegnungsstätte

29.5.2010, 00:00 Uhr

In der Theresienstraße schuften unweit der Comödie die Bauarbeiter: Das 1889 errichtete Kinderspital wird unter dem Motto »Allen gerechtes Wohnen« von der Awo-Stiftung zu einem multikulturellen Zentrum speziellen Zuschnitts umgestaltet. »Wir schaffen hier eine Mischung aus einem Nachbarschafts-Treffpunkt, einem Mehrgenerationenhaus und einer multikulturellen Begegnungsstätte«, zählt Awo-Vorstand Werner Bloß auf.

Um das Haus voll zu bekommen, gründete sich im Vorfeld ein Verein, der sich um die Vermarktung der im Bau befindlichen Mietwohnungen in dem Gebäude kümmert: Anfang 2011 sollen rund 50 Mieterinnen und Mieter einziehen - aus den verschiedensten Bevölkerungsgruppen, sozialen Schichten und Altersstufen.

Barrierefreie Gestaltung

Bei der Umgestaltung des früheren Kinderspitals, das vor allem auf Grund seiner maroden Bausubstanz seit einigen Jahren nicht mehr vermietbar war, wurde laut Bloß von Anfang an darauf geachtet, alles barrierefrei und damit behinderten- und seniorengerecht zu gestalten. Aus diesem Grund bekommt das Haus im Hintergebäude einen zweiten Aufzug, der für Rollstuhlfahrer ebenso wie für sehbehinderte Menschen benutzbar ist.

Das Projekt kostet etwa 2,5 Millionen Euro, wobei die Awo-Stiftung dafür Zuschüsse unter anderem vom Bundesbauministerium bekommt, weil bei diesem Wohnbaupropjekt auch Sozialräume neu geschaffen werden. Sollen sich hier doch auch Musiker und andere Künstler zu Plausch und Probe treffen können.

Im teilverglasten Ostflügel wird die Awo-Kulturbrücke eine neue Heimat finden, die bald aus ihren jetzigen Räumlichkeiten in der Theresienstraße ausziehen muss. »Da suchen wir noch eine Übergangslösung, denn unser Mehrgenerationenhaus wird wohl nicht vor Februar 2011 fertig«, sagt Bloß.

Weitere Gelder kommen unter anderem vom Förderprogramm »Soziale Stadt« und auch aus der Bayerischen Landesstiftung, denn beim Umbau müssen strenge Denkmalschutz-Richtlinien eingehalten werden. »Hätten wir diese Auflagen nicht, wären wir viel früher fertig«, meint Werner Bloß. So müssen beispielsweise die historischen Dach- und Deckenbalken des Gebäudes so weit wie möglich erhalten bleiben.

Die Verzögerung sorgt für eine gewisse Hektik bei der Umsetzung der Pläne, weil die Fördermittel nur für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung stehen. Zusätzliche Probleme bereitet der Mietausfall, den der spätere Fertigstellungstermin mit sich bringt. »Wir hoffen auf weitere Zustiftungen, um dieses Defizit abzufedern«, so Bloß.

Auch der städtische Seniorenrat setzt sich seit längerem mit der Umsetzung generationsübergreifender Wohnprojekte auseinander. »Die Wohngruppe ,Anders wohnen in Fürth‘ hat Gespräche mit dem Evangelischen Siedlungswerk Nürnberg (ESW) geführt und sich über dessen Bauvorhaben auf der Schwand informiert«, berichtet Seniorenrats-Mitglied Hans Heidötting vom Ausschuss »Wohnen im Alter«.

Die ersten neuen Wohnungen sollen dort spätestens Anfang 2012 bezogen werden. Der Seniorenrat geht bei diesem Mehrgenerationen-Konzept davon aus, dass ein Drittel der Hausbewohner allein erziehende Eltern sind und die übrigen zwei Drittel der Generation »50 plus« angehören. »Das müsste funktionieren«, hofft Hans Heidötting.