Oberasbach: Aus den Schränken auf die Festplatte

20.9.2015, 13:00 Uhr

Ein Laptop, dazu ein großer Bildschirm und ein Multifunktionsdrucker stehen auf dem alten Wohnzimmertisch im ersten Stock des Hauses in der Hirtengasse 2. Ein wenig kurios wirkt das moderne Equipment inmitten der alten Möbel und Haushaltsgegenstände, mit denen der Heimatverein den Raum sorgsam eingerichtet hat. Hans Baumann und ein paar weitere Helfer waren fleißig. 3500 Einträge – Datensätze in Excel-Tabellen – haben sie bereits geschafft.

„Sieben Leute scannen bei sich daheim Dokumente ein, auf dem Laptop führen wir das wieder zusammen“, erläutert Baumann. Gesichert wird das digitale Werk vorsichtshalber auch noch auf einer externen Festplatte. Deren Speichervolumen von 500 Gigabyte sollte die nächsten zwei Jahre ausreichen, meint Baumann. Bisher beschränken sich die Heimatvereins-Aktivisten auf Schriftstücke, erst danach will man sich um Gegenstände und Objekte kümmern. Arbeit, die sicher noch zeitintensiver wird, schließlich müssen dann auch aussagekräftige Texte zu den einzelnen Stücken verfasst werden.

Ordentlich gebunden

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Derzeit kümmert sich die Gruppe um Hans Baumann, die sich über weitere Unterstützung sehr freuen würde, um die Hinterlassenschaft von Alfred Zanzinger. Der ehemalige Buchbinder sammelte zwischen 1945 und 1989 unablässig alles, was über die Gemeinden, die sich erst später zur Stadt Oberasbach zusammenfanden, gedruckt wurde. Zeitungsartikel, Festschriften, aber auch Bierdeckel oder Programme von Faschingsfeiern, nichts blieb außen vor.

Ordentlich gebunden – Zanzingers Beruf sei Dank — stehen 25 Bände in einem der besagten Schränke. Insgesamt 4500 Einträge fänden sich dort, berichtet Baumann. 2500 habe man – thematisch geordnet – digitalisiert. Und mit dem fleißigen Dokumenten–Bewahrer kann Hans Baumann gleich demonstrieren, wie die bisher geleistete Arbeit funktioniert. „Alfred Zanzinger“, bei der Personenabfrage eingegeben, liefert sechs Einträge. Beim ersten Fund, vom 7. Juni 1979, erfährt der Sucher, dass Zanzinger beim Faschingsverein Blau-Rot Unterasbach, bei dem er sehr aktiv war, anlässlich seines 60. Geburtstages geehrt wurde. Unter dem 29. April 1982 ist zu lesen, dass der Experte ein altes Großhabersdorfer Buch restauriert hat. Die jeweils angegebene Signatur weist auf den Fundort hin. Interessierte können dann gezielt in den einzelnen Bänden, Heften oder Ordnern nachblättern und sich weiter informieren.

Bei ihrer Arbeit hilft Baumann und seiner Gruppe eine spezielle Archiv-Software namens „Faust“. Die hat kurioserweise die in Oberasbach ansässige Firma „Land-Software“ entwickelt. In der Profiversion nutzen das Computer-Programm renommierte Einrichtungen und Behörden, etwa das Staatsarchiv Nürnberg oder die Deutsche Bibliothek in Den Haag.

Für genug Gesprächsstoff war also gesorgt, als vor einigen Wochen die neu bestellte Kreisarchiv-Pflegerin Annemarie Müller den Heimatverein besuchte. Die Digitalisierung ist der Steinerin ein großes Anliegen, bei dem sie Gemeinden oder Vereinen, wie sie jüngst im FLN-Interview betonte, gerne zur Seite steht. Hans Baumann nutzte gleich die Chance, um sich von der Expertin das „Archiv-Deutsch“ erläutern zu lassen: Was bedeuten „Bestand“ oder „Klassifikation“? Verständnis — unabdingbar, um mit der Software arbeiten zu können.

Zugriff auf 8000 Dokumente

Auch andere Heimatvereine archivieren ihre Dokumente und Objekte digital, die Langenzenner bereits seit fast 15 Jahren, die Roßtaler seit vier und auch die Wilhermsdorfer sind bereits seit einiger Zeit dabei. Hans Baumann glaubt, die schriftlichen Hinterlassenschaften in dem von Peter Hartmann seit langem sorgsam gehüteten Archiv in drei Jahren abgearbeitet zu haben. Auf 8000 Dokumente soll man dann Zugriff haben, auch die Öffentlichkeit, wobei nach den Worten des 2. Vorsitzenden Manfred Gruber noch nicht geklärt ist, in welchem Rahmen dies passieren kann.

Ob der Zeitplan aufgeht, wird sich weisen, arbeiten Hans Baumann und seine Helfer doch nach zwei Seiten — neben der Vergangenheit wird auch das aktuelle Zeitgeschehen erfasst. An Nachschub fehlt es ohnehin nicht: So stapeln sich auf dem Tisch der guten Stube in der Hirtengasse schon wieder diverse Bücher: „Sängerbund Kreutles/Unterasbach“, steht auf den Buchrücken zu lesen. Chroniken, Protokolle, Mitgliederlisten, Satzungen — die Hinterlassenschaft eines von der Bildfläche verschwundenen Vereins.

Dinge wie diese, „mit Bezug zu Oberasbach“, nehme der Heimatverein noch an, sagt Manfred Gruber. Im übrigen: Weggeworfen werden die sorgsam gesammelten Dokumente selbstverständlich auch nach ihrer Überführung in die digitale Welt nicht. Die neue Speicherform soll nur dazu dienen, sie schneller und öfter dem Schatten des Vergessens zu entreißen.