Outfits mit Geschichte: 1. Kleidertauschbörse in Fürth

20.3.2017, 16:00 Uhr

Seit vielen Jahren schon lädt Alexandra Pashalidis regelmäßig privat zum Kleidertausch ein. Dass es ihr jetzt endlich gelungen ist, in Fürth eine solche Aktion öffentlich auf die Beine zu stellen, freut sie sehr.

Die Sozialpädagogin arbeitet als Projektleiterin im "Café Elli" an der Mathildenstraße, einem Angebot der städtischen Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft elan. Hier finden Frauen eine Anlaufstelle, die ihre Sprachkenntnisse verbessern, sich beruflich weiter qualifizieren, neue Kontakte knüpfen und sich vernetzen wollen. Gemeinsam mit ihnen hatte Pashalidis nun den Kleidertausch in der elan-Halle an der Kapellenstraße organisiert. "Einige der Migrantinnen konnten sich erst einmal gar nichts unter der Aktion vorstellen, weil sie so etwas aus ihren Heimatländern nicht kennen", erzählte Pashalidis. Doch alle hätten sich begeistert engagiert.

Zum Tauschen waren übrigens ausschließlich Frauen zugelassen. "Es soll ihnen hier ein Schutzraum geboten werden, wo man mal unter sich sein kann", sagte Pashalidis. Ein solcher Kreis sei immer mit einer ganz besonderen Atmosphäre verbunden. Wer trotzdem mit Mann gekommen war, konnte den im elan-Bistro verweilen lassen. Beim nächsten Mal soll dort ein Tischfußball zum Zeitvertreib aufgestellt werden.

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"Das ist eine sehr schöne Aktion", fand Ina Aleksandrova, die mit ihrer orangefarbenen Warnweste als Helferin gut zu erkennen war. Sie sichtete die abgegebenen T-Shirts, Schuhe, Pullover, Röcke und Hosen. Was kaputt oder fleckig war, wurde aussortiert. Der Andrang in der Halle freute sie: "Es ist gut, wenn viele Leute tauschen, anstatt ständig Neues zu kaufen. Das schont auch die Umwelt." In welchem Maße die Natur nämlich durch die Herstellung immer neuer Kleidung belastet wird, darüber informierte eine kleine Ausstellung. So stand das Projekt zusätzlich unter dem Motto "Nachhaltigkeit".

Dass eine solche Tauschbörse, wie sie in anderen Städten längst regelmäßig durchgeführt wird, in Fürth mehr als "überfällig" gewesen sei, betonte Georgia Papatheodosiou. Auch sie half, die angelieferten Sachen zu sortieren und auf die großen runden Tische zu verteilen.

"Ein ganz anderes Gefühl"

So plädierte sie denn auch dafür, die Veranstaltung "unbedingt zu wiederholen". Sie selbst liebt es, getragene Stücke für sich neu zu entdecken. "In diesen Sachen stecken Geschichten, eben weil sie schon getragen worden sind. Das ist ein ganz anderes Gefühl, als zu neuen Teilen zu greifen."

Außerdem sollte man immer mal wieder das eigene Konsumverhalten überdenken, meint sie. "Wir werfen Kleidung massenweise weg und andere Menschen hungern. Da stimmt doch was nicht."

Weil sie sich für alles interessiere, was sich in Fürth so tut, war Heidi Stender in die elan-Halle gekommen. "Das ist vor allem für jüngere Frauen toll, die finanziell nicht so zulangen können. Hier findet man ganz tolle Sachen", sagte sie beeindruckt – und erinnerte sich daran, dass man das mit dem Tausch ja früher auch schon praktiziert hat: Zwar nicht öffentlich, aber unter Schwestern und Freundinnen hat auch in der Vergangenheit so manches Stück den Besitzer gewechselt.

Heutzutage habe außerdem fast jeder viel zu viel im Schrank hängen – sie selbst auch. Kurz entschlossen brachte sie alles mit, was um die Hüften rum nicht mehr passte. "Sogar von einigen Lieblingsstücken habe ich mich getrennt."

Als Freundinnen-Gespann waren Andrea Baumann und Ute Zimmer vom Freiwilligen-Zentrum zur Veranstaltung gekommen. Zimmer: "Hier ist es lustiger, als wenn wir das Zuhause allein machen würden."