Rechtspopulistische Posts: Heidi Lau verliert Pflegschaft

27.5.2020, 22:00 Uhr

Heidi Lau unterrichtet selbst an einer Nürnberger Realschule. Da hätte es einen gewissen Sinn ergeben, dass die 65-Jährige in der neuen Amtsperiode, es ist ihre sechste als Stadträtin, die Pflegschaft für eine Fürther Real- und Wirtschaftsschule übernimmt. Doch der Mail des Elternbeirats der Hans-Böckler-Schule fehlt es nicht an Deutlichkeit.


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Für Eltern, Schüler und Lehrer sei es eine "Zumutung, heißt es darin, mit einer Person, die solche bedenkliche Gedankengänge veröffentlicht, in Verbindung gebracht zu werden". Man bitte die Stadt, "die Berufung von Heidi Lau als Schulpflegerin gründlich zu überdenken".

Zumal die HBS den Leitsatz "Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage" täglich mit Leben fülle und obendrein viele Schüler einen Migrationshintergrund hätten. Auch die Schulleitung distanzierte sich. Der Grund: Im April hatte Lau Verärgerung mit einigen Facebook-Posts erregt, die von etlichen Fürthern in Inhalt und Tonlage mindestens als rechtspopulistisch oder islamfeindlich verstanden wurden. Unter anderem forderte Lau, Seenotretter sollten verpflichtet werden, Geflüchtete bei sich zuhause aufzunehmen.

OB: "Da ist so viel Dummes und Erschreckendes drauf"

Mehrere Parteien im Stadtrat gingen daraufhin auf Abstand, zuletzt auch Laus Freie Wähler. Steffen Schmidt, FW-Bezirksvorsitzender, sagte: "Populistisches Gedankengut und Diskriminierung von Religionsgemeinschaften, das ist nicht unser Ding." Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung hatte im Vorfeld der jüngsten Ratszusammenkunft weitaus drastischere Worte gefunden: "Da ist so viel Skurriles, aber auch Erschreckendes, Dummes und Falsches und Fremdenfeindliches und Rassistisches drauf, dass man es gar nicht glauben mag, dass eine bayerische Lehrkraft so was postet."

Nach dem klaren Misstrauensvotum der Hans-Böckler-Schule wollte Jung den Stadtrat bitten, Lau in der Sitzung am Mittwoch von ihrer Pflegschaft zu entbinden. Einer Abstimmung kam die Freie Wählerin dann zuvor, indem sie freiwillig verzichtete. Zwar äußerte sie sich selbst nicht vor dem Gremium, Bürgermeister Markus Braun verlas aber ihre schriftliche Stellungnahme: Die Schule, so Lau, bringe ihr kein Vertrauen entgegen und wünsche offenbar keine Zusammenarbeit mit einer "langjährigen und engagierten Stadträtin". Die Pflegschaft wird nun Matthias Dornhuber (SPD) übernehmen.

Gegenüber den FN äußerte sich Lau – trotz Nachfrage – bislang nicht zu ihren Facebook-Posts. Gegenüber dem Bayerischen Rundfunk begründete sie diese vor ein paar Tagen mit ihrer Emotionalität. "Bei Posts könnte es sein, dass ich aus der Situation heraus oft emotional und übereifrig reagiere, wenn es um Frauenrechte geht. Wir brauchen mehr echt gelebte Integration." Rassistisches und rechtsextremes Gedankengut aber lehne sie "strikt ab".

Ein Fall für den Landesverband

Nach den Worten von Steffen Schmidt habe Lau diese Worte auch in einer Stellungnahme gegenüber ihrer Partei gewählt. Inzwischen beschäftigte sich der FW-Landesverband mit dem Fall. Ob Lau aus den eigenen Reihen Konsequenzen drohen, bleibt offen. Zunächst will Schmidt ein weiteres Gespräch mit Lau und ihrem Stadtratskollegen Georg Knorr führen. Zudem soll eine Mitgliederversammlung der Freien Wähler in Fürth einberufen werden – in Zeiten der Pandemie kein einfaches Unterfangen.

Dem BR versicherte Lau, künftig größere Vorsicht beim Verfassen und Verbreiten von Beiträgen in den sozialen Netzwerken an den Tag legen zu wollen.