Rekord: Teuerste Fürther Schulsanierung

22.11.2018, 11:01 Uhr

Auf bis zu 49 Millionen Euro schätzt die städtische Gebäudewirtschaft die Kosten des Vorhabens. Zum Vergleich: Für die Sanierung des Helene-Lange-Gymnasium sind bis zu 45 Millionen Euro veranschlagt, für den Ausbau des Heinrich-Schliemann-Gymnasiums bis zu 44 Millionen Euro. Die hohen Kosten der Generalsanierung der Berufsschule resultieren aus dem zusätzlichen Platzbedarf. Von derzeit 2200 auf 6355 Quadratmeter muss die Nutzfläche ausgeweitet werden, um den aktuellen pädagogischen Anforderungen der kaufmännischen Berufsausbildung Rechnung zu tragen.

Gegenüber früheren Zeiten hat die praktische Ausbildung an Bedeutung gewonnen. 90 bis 100 Quadratmeter groß müssen moderne Klassenzimmer sein, um auch als Fachräume dienen zu können. Die alten Klassenzimmer messen jedoch nur rund 60 Quadratmeter. Weil das Raumangebot für die 1670 Schüler nicht mehr ausreicht, muss die Schule bis auf Weiteres den Fertigbau an der Kapellenstraße als Ausweichquartier nutzen.

Neben dem Platzmangel bereiten Schulleiter Ortwin Mihatsch die fehlende Wärmedämmung und die zugigen Fenster Kummer. Die Schulsanierung läuft auf einen mehr oder weniger umfangreichen Neubau hinaus. Im Projekt enthalten ist eine Mensa, die auch von der benachbarten technischen Martin-Segitz-Berufsschule mitgenutzt werden soll.

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Wird es ein Baudenkmal?

Zwei Varianten hat die Gebäudewirtschaft für die Runderneuerung der Ludwig-Erhard-Schule entwickelt. Damit reagiert die Behörde auf einen Vorstoß des Landesamtes für Denkmalpflege, das nach einem Ortstermin im Sommer untersucht, ob der Gebäuderiegel an der Hirschenstraße als Baudenkmal einzustufen ist. Der komplette Neubau könnte laut Machbarkeitsstudie der Gebäudewirtschaft rund drei Millionen Euro billiger kommen als der Erhalt.

Zur endgültigen Entscheidung steht nach Angaben von Stadtheimatpflegerin Karin Jungkunz noch eine Inspektion im Innern an. Nur wenn die Stadt nachweisen kann, dass ein Erhalt des Gebäudes wirtschaftlich unzumutbar wäre, kann ein Abbruch gegen die Behörde durchgesetzt werden. Dem neuen pädagogischen Konzept der Berufsschule würde ein kompletter Neubau entgegenkommen, sagt Mihatsch.

Auch Schulbürgermeister Markus Braun liebäugelt mit dieser Variante. Schließlich könne damit zugleich ein neuer Innenhof geschaffen werden. Gleichwohl will sich Braun nicht mit dem Denkmalamt anlegen. Denn er befürchtet eine langwierige Auseinandersetzung, die auf dem Rücken der Schulbelegschaft ausgetragen wird.

Großzügige Förderung

So ergebnisoffen kann der Schulbürgermeister auch locker sein, weil zwischen komplettem Neubau und Teilerhalt zeitlich und kostenmäßig nach seinen Angaben kein großer Unterschied besteht. Gelassen betrachtet Oberbürgermeister Thomas Jung die gewaltige Bausumme. Ihm zufolge könne mit einer bis zu 75-prozentigen Förderung gerechnet werden — vorausgesetzt, die Stadt bekommt weiter Stabilisierungshilfe des Freistaats. Die soll nämlich über Notlagen hinweghelfen. Doch Fürth steht finanziell inzwischen gar nicht mehr so schlecht da.

Ohne Stabilisierungshilfe betrage der staatliche Zuschuss 50 bis 55 Prozent. Das ist, so Jung, aber immer noch deutlich mehr als die zehn Prozent, die Fürth für den Neubau der Feuerwache bekomme.

In der Theresienstraße braucht die Stadt auf jeden Fall einen langen Atem. Gestemmt werden kann die Generalsanierung der Ludwig-Erhard-Schule nach Einschätzung der Gebäudewirtschaft in 6 bis 8 Jahren. Läuft die Baukonjunktur weiterhin auf Hochtouren, muss dabei auch die Schwierigkeit erwogen werden, Firmen gewinnen zu können.