Rückenfreundlich: Fürther hat Sitzkissen entworfen

8.2.2019, 06:00 Uhr

Was tun, wenn man ein Problem hat, es aber keine Lösung dafür gibt? Für Hans-Jörg Licha stand fest: Dann muss man diese eben selbst finden. Jahrelang plagten ihn nach Langstreckenflügen, die er aus beruflichen Gründen immer wieder antreten muss, schlimme Rückenschmerzen und Taubheitsgefühle in den Beinen. Nach einer besonders anstrengenden Reise und nachdem zahlreiche getestete Sitzkissen keine Linderung gebracht hatten, begann der 45-Jährige sich Gedanken zu machen.

Zunächst beschäftigte er sich ausgiebig mit der menschlichen Anatomie, um herauszufinden, was den Rücken tatsächlich entlastet. Danach verbrachte er viel Zeit in seiner Garage, tüftelte mit Pappe, Styropor und Schaumstoff und bat Freunde und Kollegen immer wieder zum Probesitzen.

Der Prototyp, der so entstand, unterscheidet sich von vielen anderen Sitzkissen dadurch, dass er drei Aussparungen hat. Und zwar dort, wo die beiden Sitzhöcker und das Steißbein normalerweise aufliegen. Dadurch soll sich das Gewicht, das sonst an die Wirbelsäule weitergeleitet wird, besser verteilen. Die Muskulatur des Oberkörpers, so Licha, müsse mehr ausbalancieren, was sie auf Dauer stärkt. "Manche haben am Anfang regelrechten Muskelkater im Rücken."

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Weil die Erfindung bei den Testpersonen gut ankam, nahm Licha weitere Schritte in Angriff. Er meldete ein deutschlandweites Patent auf das Design an und suchte nach einem passenden Fabrikanten. Fündig wurde er, dem Internet sei Dank, in China, dem Hauptsitz der Textilfertigung. Viele Mails und zwei Flüge ins Reich der Mitte später hielt Licha die erste Ausführung in der Hand, die seinen Vorstellungen entsprach. Zwei verschiedene Kissen aus Polyestergewebe lässt er nun fertigen. Eines, das sich selbst aufbläst, und eine kompaktere Variante, die sich bequem in einem kleinen Täschchen verstauen lässt. Dieses Modell muss der Nutzer zwar selbst aufblasen, dafür kann er so individuell die passende Härte der Sitzauflage einstellen.

Ganze Familie beteiligt

Licha und seine Familie waren so überzeugt von der Erfindung, dass sie sich entschlossen, eine GmbH zu gründen. Lichas Frau Claudia arbeitet seitdem in der Buchhaltung und im Versand mit, sein 15-jähriger Sohn Bastian kümmert sich um den Auftritt im Internet und in den sozialen Medien. Momentan gehen mehrere Bestellungen pro Woche bei ihnen ein. Nun tüftelt Licha daran, das Produkt bekannter zu machen.

Unter anderem ist er deswegen auf Messen wie der Consumenta oder der Inea. Viel erhofft er sich von der SAT 1-Erfindershow "Wie genial ist das denn?!". Ein Headhunter des Formats war auf einer Messe auf Licha zugegangen und hatte ihn gefragt, ob er nicht mitmachen wolle. "Das ist natürlich schon eine Chance", sagt der Fürther, der das Angebot gern angenommen hat. Ein Filmteam kam daraufhin einen Tag lang nach Stadeln, um die Familie zu porträtieren. "Sehr professionell" sei das abgelaufen.

Anschließend gab es eine Aufzeichnung im Studio in Köln, wo zwei weitere Erfindungen vorgestellt wurden. Während der Sendung dürfen Verbraucher die Produkte testen und dann darüber abstimmen. Das Beste kommt in die Ausscheidungsrunde am Ende der Woche. Weil der Beitrag noch nicht lief — er wurde mehrfach verschoben und derzeit sucht SAT 1 nach einem neuen Sendeplatz — darf Licha noch nicht verraten, wie es für sein Sitzkissen ausgegangen ist. Nur so viel: Er war recht zufrieden und hofft auf eine große Nachfrage, wenn die Sendung demnächst ausgestrahlt wird. 7000 Kissen hat er dafür auf Lager, weitere liegen auf Abruf bei seinem Fabrikanten in China bereit.

Einen Großteil seiner Freizeit investiert Licha inzwischen in den Sitzkissen-Vertrieb, weitere Ideen, beispielsweise für eine Variante, die in Flugzeugen zum Einsatz kommen könnte, hat er schon entwickelt und sich vorsichtshalber patentieren lassen. Ob er mit seinen Erfindungen einmal so viel verdient, dass er sie zum Hauptberuf machen kann, weiß er nicht. "Im Moment wollen wir einfach nur langsam und gesund wachsen."

Weitere Informationen gibt es unter www.tecseat.de